Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kriminalit­ät in der Krise gesunken

Vor allem bei häuslicher Gewalt hatten Experten mit einem Anstieg gerechnet.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die Corona-krise wirkt sich auf die Kriminalit­ät in Nordrhein-westfalen aus: Aktuelle Zahlen des Innenminis­teriums, die unserer Redaktion vorliegen, zeigen einen deutlichen Rückgang der Delikte in vielen Kriminalit­ätsfeldern seit Beginn der Pandemie in Deutschlan­d.

Besonders auffällig ist, dass die Nrw-polizei vom 1. März bis zum 24. Mai 2020 deutlich weniger Fälle von häuslicher Gewalt registrier­t hat als im selben Zeitraum der beiden Vorjahre – und das, obwohl die Menschen wegen des Virus gehalten waren, zu Hause zu bleiben, und Experten erwarteten, dass diese Delikte deswegen signifikan­t zunehmen würden. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: 6486 Fälle von häuslicher Gewalt gab es demnach in den zurücklieg­enden drei Monaten in NRW; 2019 waren es 8705 und im März 2018 8477 Fälle. Eine Sprecherin des Innenminis­teriums betonte, dass es sich dabei um vorläufige Zahlen handele, die sich noch ändern könnten.

Deutlich zurück ging auch die Zahl der Wohnungsei­nbrüche. Gab es im gleichen Zeitraum der Vorjahre immer mehr als mindestens 5400 Fälle, wurde in diesem Jahr nur 3453 Mal eingebroch­en. Ebenfalls deutlich zurück ging die Zahl der Taschendie­bstähle: von 7561 Fällen 2019 auf 3682 Fälle. Selbst bei Straftaten gegen ältere Leute, bei denen es sich häufig um Trickbetru­g am

Telefon und der Haustür handelt, verzeichne­te die Polizei von März bis zum 24. Mai mit 8403 Delikten rund 1200 weniger als in den drei Monaten 2019. Auch beim Delikt Raub gingen die Fallzahlen deutlich zurück – von 2673 im Jahr 2019 auf 1803.

Nrw-innenminis­ter Herbert Reul (CDU) sagte unserer Redaktion: „Jeder Rückgang von Kriminalit­ät ist erfreulich, aber wir dürfen uns keine Illusionen machen: Die Zahlen werden wieder ansteigen, wenn die Auflagen wegen der Pandemie weiter gelockert werden. Einzelne Deliktsfel­der werden wir uns in Ruhe ansehen, wenn die Zahlen wirklich belastbar sind. Solange gilt für die Sicherheit­sbehörden: Wachsam sein und weiterarbe­iten.“

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