Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Hennings ist wieder da
Fünf Monate und zehn Bundesligaspiele lang hatte Fortunas bester Torschütze nicht getroffen. Beim 2:1 gegen Schalke meldet sich der 32-Jährige zurück und kann nun ein entscheidender Faktor im Kampf um den Klassenerhalt werden.
Es sind genau diese Szenen, die einen Vollbluttorjäger ausmachen. Sicher, Rouwen Hennings kann auch echte Traumtore erzielen, wie er es mit seinem Distanzschuss beim 2:1 gegen Union Berlin im Dezember bewiesen hat. Der wahre Wert eines Torjägers zeigt sich jedoch in jenen scheinbar kleinen Momenten im Gedränge, bei denen kein Schönheitspreis zu gewinnen ist, häufig aber Spiele entschieden werden.
Wie am Mittwochabend gegen Schalke. Es läuft die 63. Minute, Fortuna liegt 0:1 zurück. Kevin Stöger wuchtet einen Freistoß Richtung Tor, Schalkes Schlussmann Markus Schubert kann den Ball nur noch gerade so eben aus dem Eck fischen. Den Abpraller muss eigentlich der Gelsenkirchener Matija Nastasic erwischen – doch der wird von Hennings leicht nach vorn gedrückt. So kann der Düsseldorfer die Kugel erreichen und zum 1:1 einköpfen.
Die Schalker Proteste, Hennings habe Nastasic angeblich gefoult, interessieren Schiedsrichter Tobias Welz ebenso wenig wie den Kölner Keller oder den Torschützen. „Ich drücke Nastasic ein bisschen weg, aber geschubst habe ich ihn nicht“, berichtet Hennings. „Ich wäre sehr überrascht gewesen, wenn dieser Treffer nicht gegeben worden wäre.“Verärgert sicherlich zudem, denn immerhin beendete dieses 1:1 seine persönliche Torflaute, die fünf Monate und zehn Ligaspiele angedauert hatte.
„Das war heute wichtig für die Moral“, erklärt der Torjäger, der sein Konto auf zwölf Saisontreffer aufstockte. Der 32-Jährige spielt dabei auch auf das Kabinengespräch am Sonntag unmittelbar nach dem 2:2 im Derby beim 1. FC Köln an; dort hatte Fortuna 2:0 geführt, in den letzten Minuten den Sieg verschenkt und es anschließend vor der Rückfahrt ordentlich krachen lassen.„es war in den vergangenen Jahren häufig so, dass wir uns in schwierigen Phasen zusammengesetzt und Dinge offen angesprochen haben“, sagt Hennings. „Solch ein reinigendes Gewitter muss manchmal sein. Es hat gut getan, jeder hat sich mal ein bisschen Luft gemacht.“
Für den Stürmer selbst galt das sicher auch mit Blick auf die drei Partien in Folge, die er zuletzt auf der Bank beginnen musste. „Wir haben zuletzt einige verschiedene Systeme gespielt und auch gut gespielt“, erklärt dazu Trainer Uwe Rösler. „Für mich war aber klar, dass gegen Schalke zwei Stürmer auflaufen würden. Rouwen hat sich immer absolut korrekt verhalten. Er hat immer mein Vertrauen gespürt, und das hat er voll zurückgezahlt. Er ist ein typischer Boxspieler, hat uns ins Spiel zurückgebracht. Ich freue mich unheimlich für ihn.“
Bei aller Freude urteilt Hennings jedoch auch ehrlich über seine Zeit als Reservist. „Es gibt keinen, der auf der Bank sitzt und sagt: Alles prima hier! Aber die anderen haben es ja gut gemacht, Kenan trifft, wie er will. Ich habe versucht, mich nicht verrückt zu machen. Als heute ein Schuss von mir geblockt wurde, habe ich mir gedacht: Ich kriege noch eine Möglichkeit.“Und die kam schließich auch, gefolgt vom entscheidenden sechsten Saisontor seines Sturmkollegen, eben Kenan Karaman. Der macht kein Hehl daraus, neben wem er am liebsten auf dem Platz steht: „Rouwen und ich haben schon viele gute Spiele zusammen gemacht, einige Siege gemeinsam geholt. Wir harmonieren prima, und jetzt wollen wir so weitermachen und die nötigen Punkte holen.“Rösler hätte nichts dagegen.