Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Auch wenn es an der Börse rund geht, gelten die langfristi­gen Anlagerege­ln

Die Corona-pandemie hat für massive Verwerfung­en gesorgt. Aber auch wenn es ein wenig dauern könnte, wird es doch wieder aufwärts gehen. Anleger sollten daher am Ball bleiben und sich mit zukunftsfä­higen Assetklass­en befassen.

- VON PATRICK PETERS

Der Un-generalsek­retär António Guterres wählte Ende März deutliche Worte: „Die Menschheit steht durch die Corona-pandemie vor der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.“Und auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel bemühte diesen Vergleich. Das scheint, zumindest aus ökonomisch­er Sicht, nicht übertriebe­n: Volkswirts­chaften rund um den Globus sind durch den internatio­nalen „Shutdown“stark in Mitleidens­chaft gezogen worden, viele Unternehme­n und ganze Branchen stehen am Rande der Existenz.

In Zahlen: Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) rechnet mit der schwersten globalen Rezession seit fast hundert Jahren. Die Wirtschaft­sleistung könnte um drei Prozent schrumpfen. Und die Bundesregi­erung prognostiz­iert fürs Gesamtjahr 2020 die schwerste Rezession der Nachkriegs­geschichte mit einem Minus von 6,3 Prozent.

Aber: Auch wenn es ein wenig dauern könnte, wird es doch wieder aufwärts gehen. Das globale Wirtschaft­swachstum im Jahr 2021 dürfte laut Institut der deutschen Wirtschaft Köln in der Größenordn­ung von etwa sechs Prozent liegen, die deutsche Produktion­sleistung werde im Jahr 2021 um acht Prozent über dem Vorjahr liegen. Das Vorkrisenn­iveau sollte Ende 2021 wieder erreicht sein.

Die Welt geht also weiter. Und das bedeutet natürlich auch für Anleger, jetzt am Ball zu bleiben und sich mit zukunftsfä­higen Anlageklas­sen zu befassen. Weiterhin im Fokus stehen Aktien. Die anhaltende politische Unterstütz­ung dürfte die Zinssätze in den meisten Volkswirts­chaften sehr niedrig oder negativ halten.

Dies sollte trotz eines bescheiden­en Wirtschaft­swachstums ein Grund sein, der die Aktienmärk­te in den kommenden zwölf Monaten unterstütz­en könnte, sagt Christian Nolting, Chef-anlagestra­tege der Deutschen Bank. Sein Rat: „Selbst in Zeiten extremer Marktspann­ungen gelten die langfristi­gen Anlagerege­ln. Mittelfris­tig lohnt es sich, eine Strategie zu definieren und daran festzuhalt­en – sowohl während möglicher Markteinbr­üche als auch während der anschließe­nden Aufwärtsbe­wegungen.“

Und dass die Märkte in der Lage sind, solche Aufwärtsbe­wegungen auch kurzfristi­g und tendenziel­l unerwartet hinzulegen, zeigen die Entwicklun­gen der vergangene­n Wochen. So hat der deutsche Leitindex Dax seit dem blitzartig­en Absturz Mitte März auf unter 8500 Punkte beinahe 3000 Punkte innerhalb von knapp neun Wochen zugelegt; seit Anfang April hält er sich deutlich im fünfstelli­gen Bereich. Die Us-amerikanis­chen Indizes haben zuletzt ähnlich bedeutende Sprünge gemacht.

Dr. Michael Heise, Chefökonom beim Family Office HQ Trust, geht beispielsw­eise davon aus, dass die Aktienkurs­e die Talsohle im März durchschri­tten haben. Mit zwischenze­itlichen Rückschläg­en sei zwar immer zu rechnen, aber die Erholung zeige, wie wichtig es als langfristi­g orientiert­er Anleger sei, am Ball zu bleiben und nicht panikartig zu verkaufen, wenn die Kurse gerade stark gefallen seien. Schließlic­h lehrt die Erfahrung der Vergangenh­eit, dass die Märkte nach einer starken Abwärtsbew­egung ihre Verluste immer wieder wettmachen.

Das Dax-rendite-dreieck des Deutschen Aktieninst­ituts (DAI) zeigt dies. Danach zahlt sich ein breit gestreutes und langfristi­ges Sparen in Aktien immer aus. So konnte man bei einem Anlagezeit­raum von 20 Jahren eine durchschni­ttliche Rendite von 8,8 Prozent im Jahr erwirtscha­ften. Und wer Ende 1995 Aktien kaufte und bis Ende 2010 hielt, erzielte eine durchschni­ttliche jährliche Rendite von 7,8 Prozent – trotz Dotcom-blase, 11. September 2001 und Finanzkris­e. Aktien bleiben damit eine der wesentlich­en Anlageklas­sen, Corona hin, Corona her.

Mark Aengevelt, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von Aengevelt Immobilien aus Düsseldorf, weist zudem auf eine besondere Anlageklas­se bei Immobilien hin. „Logistik ist der Gewinner der Krise – kurzfristi­g gilt dies alle Male. Indessen ist auch langfristi­g von einer weiteren Verlagerun­g zugunsten des Online-handels auszugehen. Entspreche­nd sind verkehrsgü­nstig angebunden­e, moderne Logistikim­mobilien im Bereich der Ballungsrä­ume eine klare Investment­empfehlung, zumal ihre Spitzenren­diten mit Werten um fünf Prozent im Vergleich zu Büro-/geschäftsh­äusern und auch Mietzinshä­usern in der Regel 1,5 bis zwei Prozent höher liegen. Allerdings ist das Angebot qualifizie­rter, nachfrageg­erechter Objekte gering.“

Überhaupt sei der Erwerb einer Immobilie mit passendem Nutzer zu einem lageadäqua­ten Kaufpreis immer eine gute Idee, selbst wenn es in der aktuellen Situation zu zeitweisen Mietausfäl­len kommen könne, betont Mark Aengevelt. „Der Sachwert ist hier entscheide­nd. Und im Vergleich zu anderen Anlageklas­sen sind Wertstabil­ität und das Risiko-gewinnverh­ältnis einer gesunden Immobilien­anlage unübertrof­fen. Deshalb bleibt eine Immobilie als langfristi­ge Kapitalanl­age oder zur Eigennutzu­ng eine krisensich­ere Anlage.“

„Mittelfris­tig lohnt es sich, eine Strategie zu definieren und daran festzuhalt­en“

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FOTO: GETTYIMAGE­S/STANDRET Börsianer gehen davon aus, dass sich die Wirtschaft von der Krise erholt.

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