Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Auch wenn es an der Börse rund geht, gelten die langfristigen Anlageregeln
Die Corona-pandemie hat für massive Verwerfungen gesorgt. Aber auch wenn es ein wenig dauern könnte, wird es doch wieder aufwärts gehen. Anleger sollten daher am Ball bleiben und sich mit zukunftsfähigen Assetklassen befassen.
Der Un-generalsekretär António Guterres wählte Ende März deutliche Worte: „Die Menschheit steht durch die Corona-pandemie vor der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.“Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bemühte diesen Vergleich. Das scheint, zumindest aus ökonomischer Sicht, nicht übertrieben: Volkswirtschaften rund um den Globus sind durch den internationalen „Shutdown“stark in Mitleidenschaft gezogen worden, viele Unternehmen und ganze Branchen stehen am Rande der Existenz.
In Zahlen: Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit der schwersten globalen Rezession seit fast hundert Jahren. Die Wirtschaftsleistung könnte um drei Prozent schrumpfen. Und die Bundesregierung prognostiziert fürs Gesamtjahr 2020 die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte mit einem Minus von 6,3 Prozent.
Aber: Auch wenn es ein wenig dauern könnte, wird es doch wieder aufwärts gehen. Das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2021 dürfte laut Institut der deutschen Wirtschaft Köln in der Größenordnung von etwa sechs Prozent liegen, die deutsche Produktionsleistung werde im Jahr 2021 um acht Prozent über dem Vorjahr liegen. Das Vorkrisenniveau sollte Ende 2021 wieder erreicht sein.
Die Welt geht also weiter. Und das bedeutet natürlich auch für Anleger, jetzt am Ball zu bleiben und sich mit zukunftsfähigen Anlageklassen zu befassen. Weiterhin im Fokus stehen Aktien. Die anhaltende politische Unterstützung dürfte die Zinssätze in den meisten Volkswirtschaften sehr niedrig oder negativ halten.
Dies sollte trotz eines bescheidenen Wirtschaftswachstums ein Grund sein, der die Aktienmärkte in den kommenden zwölf Monaten unterstützen könnte, sagt Christian Nolting, Chef-anlagestratege der Deutschen Bank. Sein Rat: „Selbst in Zeiten extremer Marktspannungen gelten die langfristigen Anlageregeln. Mittelfristig lohnt es sich, eine Strategie zu definieren und daran festzuhalten – sowohl während möglicher Markteinbrüche als auch während der anschließenden Aufwärtsbewegungen.“
Und dass die Märkte in der Lage sind, solche Aufwärtsbewegungen auch kurzfristig und tendenziell unerwartet hinzulegen, zeigen die Entwicklungen der vergangenen Wochen. So hat der deutsche Leitindex Dax seit dem blitzartigen Absturz Mitte März auf unter 8500 Punkte beinahe 3000 Punkte innerhalb von knapp neun Wochen zugelegt; seit Anfang April hält er sich deutlich im fünfstelligen Bereich. Die Us-amerikanischen Indizes haben zuletzt ähnlich bedeutende Sprünge gemacht.
Dr. Michael Heise, Chefökonom beim Family Office HQ Trust, geht beispielsweise davon aus, dass die Aktienkurse die Talsohle im März durchschritten haben. Mit zwischenzeitlichen Rückschlägen sei zwar immer zu rechnen, aber die Erholung zeige, wie wichtig es als langfristig orientierter Anleger sei, am Ball zu bleiben und nicht panikartig zu verkaufen, wenn die Kurse gerade stark gefallen seien. Schließlich lehrt die Erfahrung der Vergangenheit, dass die Märkte nach einer starken Abwärtsbewegung ihre Verluste immer wieder wettmachen.
Das Dax-rendite-dreieck des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zeigt dies. Danach zahlt sich ein breit gestreutes und langfristiges Sparen in Aktien immer aus. So konnte man bei einem Anlagezeitraum von 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 8,8 Prozent im Jahr erwirtschaften. Und wer Ende 1995 Aktien kaufte und bis Ende 2010 hielt, erzielte eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,8 Prozent – trotz Dotcom-blase, 11. September 2001 und Finanzkrise. Aktien bleiben damit eine der wesentlichen Anlageklassen, Corona hin, Corona her.
Mark Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien aus Düsseldorf, weist zudem auf eine besondere Anlageklasse bei Immobilien hin. „Logistik ist der Gewinner der Krise – kurzfristig gilt dies alle Male. Indessen ist auch langfristig von einer weiteren Verlagerung zugunsten des Online-handels auszugehen. Entsprechend sind verkehrsgünstig angebundene, moderne Logistikimmobilien im Bereich der Ballungsräume eine klare Investmentempfehlung, zumal ihre Spitzenrenditen mit Werten um fünf Prozent im Vergleich zu Büro-/geschäftshäusern und auch Mietzinshäusern in der Regel 1,5 bis zwei Prozent höher liegen. Allerdings ist das Angebot qualifizierter, nachfragegerechter Objekte gering.“
Überhaupt sei der Erwerb einer Immobilie mit passendem Nutzer zu einem lageadäquaten Kaufpreis immer eine gute Idee, selbst wenn es in der aktuellen Situation zu zeitweisen Mietausfällen kommen könne, betont Mark Aengevelt. „Der Sachwert ist hier entscheidend. Und im Vergleich zu anderen Anlageklassen sind Wertstabilität und das Risiko-gewinnverhältnis einer gesunden Immobilienanlage unübertroffen. Deshalb bleibt eine Immobilie als langfristige Kapitalanlage oder zur Eigennutzung eine krisensichere Anlage.“
„Mittelfristig lohnt es sich, eine Strategie zu definieren und daran festzuhalten“