Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Katastroph­e

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Leverkusen­er Brücke

Zu „Desaster bei Autobahnbr­ücke Leverkusen wird untersucht“(RP vom 14. Mai): Meine erste Aufgabe als Maschineni­ngenieur bei einer bundesweit agierenden Baufirma war 1958, die Presse zum Ziehen von Spannstähl­en zu überarbeit­en. Ich sagte einem aktiven Bauleiter, der Spannkopf kann so doch nicht die fünf einzelnen

Spannseile zuverlässi­g halten. Antwort: Wenn ein oder zwei beim Ziehen davonfluts­chen, macht das gar nichts. Aus Zeitgründe­n blieben meine Bemühungen dann stecken. 25 Jahre später hörte ich im zuständige­n Normungsau­sschuss von den Bauberater­n der einschlägi­gen Organisati­onen: Die abschließe­nde Verfüllung der Spannbeton­kanäle mit der erforderli­chen Paste ist in der Praxis eine einzige Katastroph­e. Nach dem, was zu hören war, bleibt so gesehen der spektakulä­re Brückenein­sturz von Genua kein Rätsel. Aber auch so lesen wir von Brückenspe­rrungen und –reparature­n immer wieder in der Zeitung. Pfusch am Bau ist verbreitet. In Deutschlan­d hat er sich seit den 60er Jahren systematis­ch ausgebreit­et, als Niedrigpre­ise vor Qualität den Vorzug erhielten. Ob das Bauen dadurch wirtschaft­licher wurde, ist keinesfall­s verbürgt. Gottfried Kilian Mettmann

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