Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Metallica spielen „Viva Colonia“
Bei ihrem Kölner Stadionkonzert überraschte die Band das Kölner Publikum.
KÖLN Plötzlich stehen Metallica-gitarristkirk Hammett und Bassist Robert Trujillo alleine auf dem Bühnensteg im Publikum und spielen den Höhner-hit „Viva Colonia“. Das Kölner Stadion tobt, als die Hardrock-legenden die Zeilen „Mer sin multikulinarisch, mer sin multikulturell. Mer sin in jeder Hinsicht aktuell – auch sexuell. – Da simmer dabei! Dat is prima! Viva Colonia!“singen. Die deutschen Konzertbesucher stimmen lauthals mit ein. Aber nicht alle: Manch eingefleischter Metal-fan, viele sind zudem aus dem Ausland angereist, weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll, und schunkelt in einer Art Übersprungshandlung einfach mit.
Metallica haben das erste Deutschlandkonzert ihrer diesjährigen Tournee im Kölner Stadion gespielt. Die rund 50.000 Karten waren schnell vergriffen. Die Tour führt die vier Us-amerikaner neben Berlin, München und Mannheim in diesem Jahr unter anderem noch nach Schweden, Großbritannien und Australien. Das Tourfinale ist am 2. November in Neuseeland.
Aber zunächst einmal Köln. Etwas müde wirken die Musiker, als sie mit einer halben Stunde Verspätung auf die Bühne treten und dem Publikum den namensgebenden Song ihres aktuellen Albums entgegenschmettern: „Hardwired“strotzt nur so vor Energie, während sich die Band erst noch an das kölsche Klima gewöhnen muss. Es dauert ein paar Songs, bis der Funke zaghaft überspringt: „The Unforgiven“vom schwarzen Album bricht ein wenig das Eis, die Fans singen lauthals mit.
Die 1981 gegründete Band hat viele Höhen und wenige Tiefen durchlebt. Konstant hält sich der Erfolg. Die Band hat neun Grammys abgeräumt, Millionen Platten verkauft. Der große kommerzielle Erfolg stellte sich mit Erscheinen des schwarzen Albums 1991 ein, das deutlich harmonischer und dadurch massentauglicher produziert wurde. Viele Fans der ersten Stunde nahmen den Musikern diese Wandlung übel und wandten sich ab. Auf der anderen Seite gewann die Band durch das Album neue Fans. Beide Lager kommen in Köln auf ihre Kosten. „Master Of Puppets“, „Ride The Lightning“und „For Whom The Bell Tolls“für die alten Fans, „Nothing Else Matters“, „The Memory Remains“und „Enter Sandman“für die Fans der zweiten Stunde.
Die anfängliche Müdigkeit der Mitfünfziger auf der Bühne weicht etwa nach einer Stunde vollends, als sie das Lied „Moth Into Flame“von der aktuellen Platte anstimmen. Die Sonne geht langsam unter, im Stadion wird es dunkler. Die Lichteffekte und die Videos auf den riesigen Leinwänden kommen dadurch besser zur Geltung. Während die Band das Lied spielt, schießen Flammen aus der Bühne.
Etwas länger als zwei Stunden spielt die Band in Köln. Mit „Enter Sandman“und einem imposanten Feuerwerk verabschieden Metallica ihre Fans in die Kölner Nacht. Am Tag darauf meldet sich Höhner-sänger Henning Krautmacher zu Wort und kündigt an, sich revanchieren zu wollen. „Ich denke da an ‚Alles andere zählt nit’“, sagt er. „Die kölsche Übersetzung von ‚Nothing Else Matters’.“