Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Waffen für Jemens Kriegspart­eien

Deutsche Unternehme­n liefern Rüstungsgü­ter im Wert von einer Milliarde Euro.

- VON MICHAEL FISCHER

BERLIN (dpa) Die Bundesregi­erung hat seit Jahresanfa­ng Rüstungsli­eferungen für mehr als eine Milliarde Euro an die von Saudi-arabien geführte Allianz im Jemen-krieg genehmigt. Trotz der Exportbesc­hränkungen im Koalitions­vertrag von Union und SPD wurden zwischen dem 1. Januar und dem 5. Juni allein 13 Exporte für 801,8 Millionen Euro nach Ägypten und 43 Ausfuhren für 206,1 Millionen Euro an die Vereinigte­n Arabischen Emirate genehmigt. Das geht aus einer Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine Anfrage des Grünen-abgeordnet­en Omid Nouripour hervor, die der Deutschen Presse-agentur vorliegt. Die Regierung erlaubte sogar zwei Rüstungsge­schäfte mit Saudi-arabien, obwohl für das Land seit November eigentlich ein kompletter Exportstop­p gilt. Dabei handelt es sich um die Lieferung von „sondergesc­hützten Geländewag­en“für 831.003 Euro, wie der Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um, Ulrich Nußbaum, mitteilte. Insgesamt wurden für die acht Länder der Allianz 122 Exportgene­hmigungen für Rüstungsgü­ter im Wert von 1,1 Milliarden Euro erteilt.

Grüne und Linke warfen der Regierung vor, mit ihrer Exportpoli­tik den Koalitions­vertrag zu brechen. „Die Jemen-klausel im Koalitions­vertrag ist endgültig entlarvt als reines Placebo für die besorgte Öffentlich­keit“, sagte Grünen-rüstungsex­pertin Katja Keul der dpa. Die stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Linken, Sevim Dagdelen, sprach von einer „Irreführun­g der Öffentlich­keit“. „Diese anhaltende Beihilfe zum Krieg im Jemen ist der Gipfel an menschenve­rachtendem Zynismus und außerdem ein Schlag ins Gesicht der überwiegen­den Mehrheit der Bevölkerun­g.“Einer aktuellen Umfrage im Auftrag von Greenpeace zufolge lehnen 81 Prozent die Rüstungsex­porte an die am Jemen-krieg beteiligte­n Staaten ab.

Saudi-arabien hatte die Koalition überwiegen­d arabischer Länder 2015 geformt, um die jemenitisc­he Regierung in ihrem Kampf gegen die vom Iran geförderte­n schiitisch­en Huthi-rebellen zu unterstütz­en. Der Krieg hat in dem bitterarme­n Land auf der arabischen Halbinsel die weltweit derzeit größte humanitäre Krise ausgelöst.

Die SPD drang vor diesem Hintergrun­d in den Koalitions­verhandlun­gen Anfang vergangene­n Jahres auf einen Exportstop­p für die an dem Krieg beteiligte­n Länder. Die Union willigte nur in eine deutlich abgeschwäc­hte Formulieru­ng ein: Rüstungsli­eferungen in „unmittelba­r“beteiligte Länder wurden untersagt, bereits genehmigte Geschäfte wurden davon ausgenomme­n. Im November 2018 folgte ein kompletter Exportstop­p für Saudi-arabien, der nach der Tötung des saudischen Regierungs­kritikers Jamal Khashoggi verhängt wurde.

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FOTO: RTR Unterstütz­er der Huthi-rebellen demonstrie­ren in der Hauptstadt Sanaa.

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