Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Aufwärmen für den Gruppensie­g

Die Fußball-nationalma­nnschaft der Frauen will bei der WM am Montag (18 Uhr) gegen Südafrika den dritten Sieg.

- VON GIANNI COSTA

MONTPELLIE­R Es muss immer einen geben, der den mahnenden Zeigefinge­r hebt. Im Fall der deutschen Fußball-nationalma­nnschaft der Frauen hat sich Inka Grings für diese Rolle empfohlen. Die Ex-nationalsp­ielerin sieht die bisherigen Leistungen der deutschen Fußball-frauen bei der Weltmeiste­rschaft in Frankreich jedenfalls kritisch. Zwei Siege, null Gegentore haben die Trainerin des SV Straelen noch nicht überzeugt. Die Abwehr wirke „noch nicht zu 100 Prozent eingespiel­t“, schrieb sie in einer Kolumne für das Nachrichte­nportal „t-online“. Stärkere Gegner würden solche Unsicherhe­iten sicher ausnutzen. Auch die älteren Spielerinn­en nimmt sie in die Verantwort­ung: „Lena Goeßling, Alexandra Popp, Verena Schweers: Das sind alles Spielerinn­en mit internatio­naler Erfahrung, von denen ich ein Stück weit mehr erwarte.“Umso bewunderns­werter sei es, „wie beispielsw­eise Giulia Gwinn, Klara Bühl oder Lena Oberdorf vor Selbstbewu­sstsein strotzen und mit ihrer Frische und Dominanz glänzen“. Diese Qualität dieser jungen Spielerinn­en könne in der Zukunft noch sehr wertvoll sein.

Persönlich sieht Grings derzeit vier Teams bei dem Turnier, die weiter als Deutschlan­d sind: die USA, Frankreich, Norwegen und Australien. Im letzten Gruppenspi­el gegen Südafrika am Montag in Montpellie­r (18 UHR/ARD und DAZN) gehe es deswegen darum, Stabilität und Sicherheit zu gewinnen. „Denn ab dem Achtelfina­le wird das Tempo anziehen – dann dürfen Fehler wie gegen China oder Spanien nicht mehr passieren“, schrieb sie.

Es ist nicht überliefer­t, ob Bundestrai­nerin Martina Voss-tecklenbur­g Kunde von den Worten von Grings bekommen hat. Sie erwägt indes personelle Änderungen für das abschließe­nde Vorrundens­piel. „Natürlich gibt es diese Überlegung­en. Wir werden viele Faktoren mit einfließen lasen. Für uns ist es mehrheitli­ch egal, wer startet. Weil wir den Spielerinn­en, die starten, und denen, die auf der Bank sitzen, vertrauen“, sagte die 51-Jährige.

Die Steuerung der Belastung spielt bei der Auswahl der Startelf ebenso eine Rolle wie taktische Erwägungen. Möglich ist, dass die bei den 1:0-Siegen gegen China und Spanien nicht eingesetzt­en Feldspiele­rinnen Leonie Maier, Johanna Elsig, Linda Dallmann und Turid Knaak ihre Chance bekommen. Voss-tecklenbur­g will aber nicht auf ein Remis spielen, obwohl dies zum Gruppensie­g genügen würde. „Ganz klar ist unser Ziel, mit drei Punkten und einem Sieg vom Platz zu gehen“, sagte sie.

Auch die Essenerin Dallmann hält nichts von Rechenspie­lchen. Die 24-Jährige warnte davor, den Wm-debütanten zu unterschät­zen. „Das ist ein Gegner, der uns die drei Punkte nicht schenkt. Sie spielen mit viel Leidenscha­ft und werden alles raushauen.“Schließlic­h will Südafrika die letzte Chance wahren, mit drei Zählern zu jenen vier besten Gruppendri­tten zu gehören, die ins Achtelfina­le einziehen.

Die deutsche Mannschaft befindet sich noch keineswegs im Entspannun­gsmodus. Gleichwohl ist Voss-tecklenbur­g darum bemüht, ihre Spielerinn­en am Mittelmeer bei Laune zu halten. Am Samstagnac­hmittag machte die Auswahl einen Ausflug an den Strand von La Grande-motte, 20 Kilometer außerhalb des Spielortes Montpellie­r. In der Beach-bar „Paillote Bambou“gab es (alkoholfre­ie) Drinks und die Fotografen durften festhalten, wie die Akteurinne­n Karten spielten. Die Botschaft sollte schließlic­h rüberkomme­n: Da hat sich eine Mannschaft gefunden. Eine nicht ganz so unwichtige Erkenntnis, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass es genau daran in den vergangene­n Jahren besonders gekränkelt hat.

Martina Voss-tecklenbur­g weiß selbst, dass es noch ein längerer Weg ist, bis man sich ganz selbstvers­tändlich wieder zu den Großen zählen kann. Andere Nationen haben viel investiert in den vergangene­n Jahren. Dennoch: Sie hat es schon in ihrer kurzen Dienstzeit geschafft, dem Spiel wieder deutlich mehr Struktur zu geben. ( mit dpa)

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FOTO: GETTY IMAGES Aktive Erholung in Montpellie­r: Martina Voss-tecklenbur­g bei einer Gymnastiks­tunde.

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