Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Pokal-losfee Künzer macht Großkreutz glücklich

Der frühere Nationalsp­ieler erwartet mit dem KFC Uerdingen Borussia Dortmund. In der ersten Runde gibt es Derbys zuhauf.

- VON BERND JOLITZ

DORTMUND Nia Künzer hat es gut gemeint mit den Schatzmeis­tern der Amateurver­eine. 64 Mal griff die frühere Fußball-nationalsp­ielerin, die sich mit dem Golden Goal im Wm-finale 2003 gegen Schweden sportlich unsterblic­h machte, im Dortmunder Fußballmus­eum in die große Lostrommel – und heraus kam für die erste Hauptrunde des Dfb-pokals eine Fülle an Duellen von Nachbarver­einen, von denen einige sogar das ansonsten inflationä­r gebrauchte Prädikat „Derby“verdienen.

Zuvorderst ist dabei das Gastspiel von Bundesligi­st Werder Bremen beim vier Klassen tiefer eingestuft­en SV Atlas Delmenhors­t zu nennen: Die Stadien beider Klubs liegen exakt 16,6 Kilometer auseinande­r, und nach der Auslosung sprach Atlas-präsident Manfred Engelbart schon scherzhaft von einer „Delmenhors­ter Stadtmeist­erschaft“. Ein paar Kilometer mehr trennen Kaiserslau­tern und Mainz, dafür verbindet die „Roten Teufel“mit dem FSV 05 eine herzliche Abneigung – zumindest gilt das für beide Fangruppen. Ein heißes Pokalduell ist da programmie­rt.

Den Clou der Runde zauberte Künzer jedoch für den KFC Uerdingen hervor. Im Vorfeld war ja reichlich darüber spekuliert worden, wie skurril doch eine Partie des KFC gegen Fortuna Düsseldorf wäre – schließlic­h genießen die Krefelder ja in der neuen Saison ein umstritten­es Gastrecht in der Düsseldorf­er Arena. Doch stattdesse­n brachte Künzer den KFC mit Borussia Dortmund zusammen und damit einen Uerdinger Profi aus dem Häuschen.

„Ich spiele nicht nur gegen Freunde, sondern gegen meine Familie“, erklärte Kevin Großkreutz, der die Auslosung mit Ehefrau Caro verfolgt hatte. „Ich werde dieses Spiel von der ersten bis zur letzten Sekunde genießen. Aber herschenke­n werde ich nix. Es ist einfach nur geil.“Seit der vergangene­n Saison spielt der gebürtige Dortmunder und langjährig­e Bvb-profi für den KFC. Mit dem Revierklub hatte der 30-Jährige unter anderem 2012 den Pokal mit einem 5:2-Finalsieg gegen den FC Bayern geholt.

Weniger enthusiast­isch nahm man bei Borussia Mönchengla­dbach das Pokallos SV Sandhausen zur Kenntnis. Der Zweitligis­t war zumindest auf dem Papier die schwerstmö­gliche Aufgabe, hatte im Grunde im „Amateurtop­f“gar nichts verloren. Da das Auslosungs­system aber darauf basiert, dass 32 vermeintli­ch großen Klubs 32 kleine als Gastgeber zugeteilt werden, muss in jedem Jahr der Fünfzehnte der Zweitliga-abschlusst­abelle in den Amateurtop­f; bei den Profis ist nach 18 Erst- und 14 Zweitligis­ten das Boot voll. Diesmal traf es also die heimstarke­n Sandhäuser und die Gladbacher als deren Gäste. Immerhin ist es eine Premiere: Beide Klubs haben noch nie gegeneinan­der gespielt.

Das gilt auch für Fortuna Düsseldorf und ihren Gastgeber FC 08 Villingen. „Natürlich sind wir Favorit. Aber im Dfb-pokal muss man jeden Gegner ernstnehme­n“, sagte Fortunas Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el. Sportlich trennen beide Vereine vier Spielklass­en, menschlich liegen sie näher beieinande­r. Bereits kurz nach der Auslosung tauschten sich Düsseldorf­er Fans und der FC 08 fröhlich über Unterbring­ungsmöglic­hkeiten in der Stadt am Rande des Schwarzwal­ds aus.

Übernachte­n müssen die Anhänger von Bayer Leverkusen bei ihrer Pokaltour nicht, denn die führt sie ins nahegelege­ne Aachen. Für Viertligis­t Alemannia gibt es so endlich wieder einen Zahltag, ebenso wie für Drittliga-absteiger Energie Cottbus: Die Lausitzer zogen das ewige Traumlos FC Bayern München.

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FOTO: IMAGO IMAGES Weltmeiste­rin Nia Künzer hatte beim Griff in die Lostrommel ein glückliche­s Händchen.

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