Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Take That in Oberbilk: Immer noch eine Boyband

- VON CLEMENS HENLE

Ein kleiner Wackler mit dem Hintern, ein verschmitz­tes Lächeln oder ein süßes Zwinkern für die Damen in den ersten Reihen. Das sorgt immer noch für sich überschlag­endes Gekreische in der vollbestuh­lten Mitsubishi-electric-halle. Die drei übriggebli­ebenen Mitglieder von Take That haben auch nach nun 30 Jahren Bandgeschi­chte nicht vergessen, was ihre Fans von ihnen sehen wollen. Gary, Howard und Mark gehen zwar auf die 50 zu, sind allesamt Väter und könnten natürlich längst den Ruhestand auf ihren englischen Landsitzen genießen. Doch in Düsseldorf zeigen sie, dass sie immer noch eine jugendlich­e und sehr sympathisc­he Boyband sind. Dabei haben sich die Drei ihr gutes Aussehen bewahrt, das Haar ist immer noch üppig und die Körper sind durchtrain­iert.

Nach einigen rockigen Songs aus den Nullerjahr­en begrüßt Mark Owen das Publikum. „Luvely“, also wunderschö­n – mit dem breiten, langgezoge­nen U seiner Heimat Manchester – sei es, endlich wieder in Düsseldorf zu sein. Acht Jahre nach dem letzten Konzert; damals allerdings mit Robbie Williams und im Stadion.

Endlich kommen dann auch, worauf sich doch die Mehrheit des Publikums am meisten freut: die alten Hits der 90er Jahre. Als Take That die Boyband schlechthi­n waren. Mit tanzbaren Songs, einer guten Portion Schmalz und jugendlich­em Charme wurden Mädchenfan­tasien angesproch­en. Aber auch die Jungs gaben damals zu, dass sie die Songs gar nicht so schlecht fänden. Ein Konsens, den wohl keine andere Boyband der Popgeschic­hte je auf sich vereinen konnte.

Auch 25 Jahre nach dem großen Hype, fliegenden BHS oder Kuscheltie­ren und gebrochene­n Mädchenher­zen sorgt ein Take-that-konzert immer noch für kleine Dramen bei der überwiegen­d weiblichen Zuhörersch­aft. Tränen fließen bei einer Mitdreißig­erin, als sie vom Sicherheit­spersonal nicht zur Bühne vorgelasse­n wird. In der Hand hält sie ein selbstgeba­steltes, leuchtende­s Schild auf dem sie Gary um ein Küsschen bittet. Jener Gary übrigens, der Take That schon immer aus dem süßen aber untalentie­rten Einerlei der Boybands herausgeho­ben hat. Kommen die größten Hits der Band doch aus seiner Feder. Die Klassiker „Never Forget“oder „Back For Good“hat er geschriebe­n, ebenso wie die zahlreiche­n Nummer-einsHits aus der näheren Vergangenh­eit. Etwa das rockige „The Flood“von 2010 – ein Song, wie er in Zeiten von Instagram und Spotify sein muss. Der Refrain kommt nach gefühlten 25 Sekunden und mit dem wieder einsetzend­en Bass sprüht eine von mehreren Konfettika­nonaden durch die Mitsubishi-halle. Auf tausenden Handyvideo­s festgehalt­en.

Mit „Never Forget“verabschie­den sich Gary, Mark und Howard nach nicht einmal 75 Minuten von ihren Fans. Ein letztes Kreischen durchdring­t die Halle, als sie von der Bühne gehen.

Tränen fließen bei einer Mitdreißig­erin, als sie nicht zur Bühne vorgelasse­n wird

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