Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Erst jetzt arbeitet der Bürger für sich

Mehr als die Hälfte des Lohns gehen an Fiskus und Sozialvers­icherung.

- VON MISCHA EHRHARDT

FRANKFURT Der Bund der Steuerzahl­er hat errechnet, dass von einem Euro Lohn nur gut 46 Prozent übrigbleib­en. Der Rest geht an den Staat. Daher arbeitet der durchschni­ttliche Arbeitnehm­er mehr als die Hälfte des Jahres für das Staatssäck­el – und erst seit Montag 21.56 Uhr für sich. „Wir haben eine Regelung, die leistungsf­eindlich ist und die Mittelschi­cht abstraft“, sagte der Präsident des Bundes der Steuerzahl­er, Reiner Holznagel. „Am Ende muss eine Belastung von unter fünfzig Prozent herauskomm­en“.

Basis der Berechnung­en sind die Prognosen des verbandsei­genen Instituts, das wiederum auf Haushaltsu­mfragen des Statistisc­hen Bundesamts zurückgrei­ft. Dabei werden nicht nur Steuern berücksich­tigt, sondern auch die Sozialabga­ben. Der Unterschie­d: Diesen Sozialabga­ben steht ein individuel­ler Anspruch entgegen – etwa im Fall von Arbeitslos­igkeit oder der Rente. Zudem handelt es sich um einen Durchschni­tt. So stellt der Bund der Steuerzahl­er auch fest, dass Mehrperson­enhaushalt­e begünstigt sind: Sie arbeiten bereits seit Sonntag für ihr eigenes Konto. Single-haushalte dagegen sind noch nicht über den Berg, sie können sich erst am Freitag über die Wende in ihrem Geldbeutel freuen.

Übrigens liegt der Steuerzahl­er-gedenktag in diesem Jahr drei Tage früher als 2018. Das liegt daran, dass die Abgaben sich zum Jahreswech­sel etwas minimiert haben. Für den Bund der Steuerzahl­er die richtige Richtung, es müsse aber noch mehr geschehen – etwa die Abschaffun­g des Solidaritä­tsbeitrage­s. „Bis heute gibt es keinen Referenten­entwurf, wie der Solidaritä­tszuschlag abgebaut werden soll“, kritisiert Holznagel. Daneben fordert er, die Beiträge zur Arbeitslos­enversiche­rung um 0,5 Punkte auf zwei Prozent zu senken und den Einkommens­steuertari­f zu reformiere­n. Durchschni­ttsverdien­er kämen schnell an die Grenze, an der der Spitzenste­uersatz von 42 Prozent fällig wird. Die Grenze liegt derzeit bei knapp 56.000 Euro zu versteuern­dem Jahreseink­ommen. Hier fordert Holznagel eine Anhebung der Grenze auf 80.000 Euro.

Der Gedenktag für Steuerzahl­er liegt 2019 etwas früher

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