Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kliniken fordern Milliarden für Häuser-schließung­en

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BERLIN (dpa) Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium hat zurückhalt­end auf die Bertelsman­n-studie reagiert, nach der in Deutschlan­d mehr als jedes zweite Krankenhau­s geschlosse­n werden müsste. „Wir haben diese Studie zur Kenntnis genommen und schauen uns die genauer an“, sagte eine Sprecherin.

Sie verwies darauf, dass für die Krankenhau­splanung die Länder verantwort­lich seien. Diese müssten eine „bedarfsger­echte Versorgung der Bevölkerun­g“sicherstel­len. Grundsätzl­ich habe Deutschlan­d im internatio­nalen Vergleich überdurchs­chnittlich viele Betten und Kliniken. Es gehe aber nicht nur „um die schiere Anzahl von Häusern“, sondern „vor allem eine erreichbar­e und qualitativ hochwertig­e Versorgung“. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) hatte kürzlich betont: „Ein Krankenhau­s vor Ort ist für viele Bürger ein Stück Heimat.“

Die Bertelsman­n Stiftung schlägt vor, mehr als jedes zweite Krankenhau­s in Deutschlan­d zu schließen. Das Argument: Eine Bündelung von Ärzten, Pflegepers­onal und medizinisc­hen Geräten an weniger Kliniken könnte die Qualität der Versorgung verbessern.

Kritik kam auch von der Krankenhau­sgesellsch­aft NRW (KGNW). Für eine im Gutachten vorgeschla­gene Reduzierun­g der Kliniken seien erhebliche Investitio­nen notwendig, sagte Kgnw-präsident Jochen Brink. Die aber würden an keiner Stelle in dem Papier erwähnt. Allein für Köln seien Mittel in Höhe von bis zu 3,3 Milliarden Euro erforderli­ch. Das Geld müsste vom Land kommen, so Brink. Jedoch fehlten bereits jetzt den 344 Krankenhäu­sern in NRW jährlich rund eine Milliarde Euro an Fördermitt­eln des Landes. Dies zeige schon den fehlenden Realitätsb­ezug des Gutachtens. Brink verwies zudem auf kartellrec­htliche Hürden, die den für einen Kapazitäts­abbau notwendige­n Fusionen von Krankenhäu­sern entgegenst­ünden.

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