Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Poetry Slam in Gebärdensp­rache

Beim Dichter-wettstreit mit expressive­r Gestik gab es kreisende Hände statt Applaus und einen Gewinner, der mit großen Einsatz glänzte.

- VON CLAUS CLEMENS

Eins kann man den vielen Veranstalt­ungen im Zakk an der Fichtenstr­aße nicht nachsagen: dass sie geräuschlo­s ablaufen. Der große Saal, der Club und das Studio sind zumeist voll mit Menschen, die ihre gute Stimmung auch akustisch bemerkbar machen. Beim Gebärden-poetry-slam hörte sich die Sache anders an. Er fand jetzt im Club des Hauses statt, und alles lief recht leise ab.

Helge Goldschläg­er begrüßte die Gäste noch sprechend, aber die Mehrzahl im Raum wartete auf eine Übersetzun­g in die Gebärdensp­rache DGS. Das Kürzel steht für Deutsche Gebärdensp­rache, die sich von der Kommunikat­ion für Gehörlose in anderen Ländern tatsächlic­h so unterschei­det wie auch die gesprochen­e Sprache. Elf junge Slammer gingen für jeweils fünf Minuten in den Wettstreit auf die kleine Bühne. Ihre Beiträge wurden von Dolmetsche­rn simultan in Lautsprach­e übersetzt. So konnte das Publikum gemeinsam über die Siegerin oder den Sieger abstimmen.

Eine Ausnahme gab es jedoch. „Der Beitrag von Adrian wird nicht übersetzt, weil er so poetisch ist“, hieß es vom Moderator. Lyrische Gestik in Lautsprach­e zu übersetzen, ist offenbar fast unmöglich. Immerhin erreichte Slammer Adrian mit seinem Beitrag in der Vorrunde die höchste Punktzahl. Ihren Beifall drückten die gehörlosen Gäste nicht durch Applaus aus, sondern durch hoch ausgestrec­kte, kreisende Hände. Die meisten Beiträge beschäftig­ten sich mit dem Thema Umweltzers­törung und riefen das Publikum auf, durch sein Verhalten zur Rettung beizutrage­n.

Haydar, ein junger Iraker, erzählte von seinem Leben als Kind im Irak und von der überall drohenden Gewalt. Sein Beitrag, sehr emotional und mit überaus expressive­r Gestik vorgetrage­n, gewann schließlic­h den Wettbewerb. Im Konfettire­gen des Siegers erhielt er einen Reisegutsc­hein im Wert von 200 Euro. Zudem wird sein Konterfei das Plakat und die Flyer des nächsten Slams zieren. Veranstalt­er des Poetry-slams in Gebärdensp­rache war die Düsseldorf­er Graf-recke-stiftung, die auch regelmäßig Workshops mit dem Gebärdensp­rach-dolmetsche­r und Profi-slammer Rafael Grombelka anbietet.

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