Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Poetry Slam in Gebärdensprache
Beim Dichter-wettstreit mit expressiver Gestik gab es kreisende Hände statt Applaus und einen Gewinner, der mit großen Einsatz glänzte.
Eins kann man den vielen Veranstaltungen im Zakk an der Fichtenstraße nicht nachsagen: dass sie geräuschlos ablaufen. Der große Saal, der Club und das Studio sind zumeist voll mit Menschen, die ihre gute Stimmung auch akustisch bemerkbar machen. Beim Gebärden-poetry-slam hörte sich die Sache anders an. Er fand jetzt im Club des Hauses statt, und alles lief recht leise ab.
Helge Goldschläger begrüßte die Gäste noch sprechend, aber die Mehrzahl im Raum wartete auf eine Übersetzung in die Gebärdensprache DGS. Das Kürzel steht für Deutsche Gebärdensprache, die sich von der Kommunikation für Gehörlose in anderen Ländern tatsächlich so unterscheidet wie auch die gesprochene Sprache. Elf junge Slammer gingen für jeweils fünf Minuten in den Wettstreit auf die kleine Bühne. Ihre Beiträge wurden von Dolmetschern simultan in Lautsprache übersetzt. So konnte das Publikum gemeinsam über die Siegerin oder den Sieger abstimmen.
Eine Ausnahme gab es jedoch. „Der Beitrag von Adrian wird nicht übersetzt, weil er so poetisch ist“, hieß es vom Moderator. Lyrische Gestik in Lautsprache zu übersetzen, ist offenbar fast unmöglich. Immerhin erreichte Slammer Adrian mit seinem Beitrag in der Vorrunde die höchste Punktzahl. Ihren Beifall drückten die gehörlosen Gäste nicht durch Applaus aus, sondern durch hoch ausgestreckte, kreisende Hände. Die meisten Beiträge beschäftigten sich mit dem Thema Umweltzerstörung und riefen das Publikum auf, durch sein Verhalten zur Rettung beizutragen.
Haydar, ein junger Iraker, erzählte von seinem Leben als Kind im Irak und von der überall drohenden Gewalt. Sein Beitrag, sehr emotional und mit überaus expressiver Gestik vorgetragen, gewann schließlich den Wettbewerb. Im Konfettiregen des Siegers erhielt er einen Reisegutschein im Wert von 200 Euro. Zudem wird sein Konterfei das Plakat und die Flyer des nächsten Slams zieren. Veranstalter des Poetry-slams in Gebärdensprache war die Düsseldorfer Graf-recke-stiftung, die auch regelmäßig Workshops mit dem Gebärdensprach-dolmetscher und Profi-slammer Rafael Grombelka anbietet.