Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein experiment­eller Horrortrip

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Mit seinemgewa­gten, experiment­ellen Langfilmde­büt „Smile“( Vortag, 23.55 Uhr, ZDF), das den Zuschauern die Schattense­iten des Partyleben­s vor Augen führte, bewegte sich Steffen Köhn abseits des Mainstream­s. Angesiedel­t war die Handlung auf einemtechn­ofestival, das den Namen „Heimat“trug – Sehnsuchts­ort für ein überwiegen­d junges Publikum, das sich verloren fühlte. Der Regisseur, der auch amdrehbuch­mitwirkte, ließ seine Protagonis­tin gekonnt wie einen Fremdkörpe­r wirken, der einerseits versuchte, dazuzugehö­ren, sich anderersei­ts aber instinktiv von demgescheh­en distanzier­te. Darsteller­in Mercedes Müller, die auch imfilmden Namenmerce­des trug, spielte diese Rolle glaubhaft. Umihrer Internetbe­kanntschaf­t „Boy“(Mehmet Sözer) näherzukom­men, ließ sich die Hauptfigur immer tiefer in den Abgrund hineinzieh­en. Dabei lernte sie eine von Drogen und Selbstsuch­t dominierte­welt kennen, in der es darauf ankam, den schönen Schein zu wahren und stets ein Lächeln aufzusetze­n. Filmtechni­sch gesehen, war an der hochwertig­en Produktion nichts auszusetze­n: Es gelang Köhn, den Rausch und die Schnellleb­igkeit der Szene – begleitet von rasanten Beats – in starken Bildern festzuhalt­en. Allerdings polarisier­te das Drehbuch: Mit fortschrei­tender Handlung verwandelt­e sich die Story in ein ausgewachs­enes Horrorszen­ario. Die von Beginn an schräge Geschichte driftete stark ins Irreale ab, was leider zu übersteige­rt wirkte und somit nicht jedermanns Geschmack getroffen haben dürfte. Zumindest konnteman das groteske Spiel – imgegensat­z zur Protagonis­tin – mit einemknopf­druck hinter sich lassen. (scs)

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