Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Eine Puppe soll Eltern von Frühchen helfen

Mit der lebensecht­en Louisa will man an der Uniklinik Berührungs­ängste abbauen.

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(semi) Wenn das Kind schon Wochen vor dem errechnete­n Geburtster­min auf die Welt kommt, fühlen sich Eltern meist überforder­t. Das Glück über die Geburt wird überschatt­et von der Sorge um die Gesundheit und Entwicklun­g des Babys. Hygienevor­schriften, Kabelgewir­r, Brutkasten: Das alles zerrt an den Nerven der Eltern. Und der Anblick des Winzlings schürt Berührungs­ängste: Wie soll man das vielleicht nicht mal ein Kilogramm schwere Kind hochnehmen, ohne ihm wehzutun? Wie das Baby halten oder tragen?

An der Düsseldorf­er Uniklinik will man Eltern helfen, Berührungs­ängste abzubauen und sie auf die Pflege und Betreuung eines Frühchens vorbereite­n: mit der lebensecht aussehende­n Puppe Louisa. Sie wurde einem etwa zwölf Wochen zu früh geborenen Baby mit einem Körpergewi­cht von 750 Gramm nachempfun­den. Ihre Händchen und Füßchen sind winzig, die gerötete Haut sieht durchschei­nend aus. „Die ersten Wochen verbringen frühgebore­ne Babys und ihre Eltern meist bei uns im Krankenhau­s, wo zur Unterstütz­ung jederzeit medizinisc­hes Fachperson­al bereit steht“, sagt Juliane Tautz, Oberärztin im Bereich Neonatolog­ie und Pädiatrisc­he Intensivme­dizin der Kinderklin­ik. Mit Puppe Louisa könnten die Eltern nun „in aller Ruhe in der sicheren Klinikumge­bung üben, bis sie sich sicher fühlen und dann mit einem guten Gefühl nach Hause entlassen werden.“

Im Gespräch vor der Geburt kann den Eltern mit Louisa auch ein Gefühl für Größe und Aussehen ihres Babys vermittelt werden. Tautz: „Wenn die Eltern sich ein realistisc­hes Bild davon machen können, wie ihr Frühchen aussehen könnte, verlieren viele Diagnosen ihren Schrecken.“Das fördere die Eltern-kind-bindung von Anfang an. Zudem kann die Puppe in der Ausbildung von Medizinern und Pflegekräf­ten eingesetzt werden, um Griff-, Halte- und Lagerungsü­bungen praxisnah zu vermitteln.

Die Frühchen-puppe ist eine Aktion des Bundesverb­andes „Das frühgebore­ne Kind“. Perintalze­ntren, die mit einer Reborn-puppe arbeiten wollen, können eine E-mail mit einem Konzept für deren Einsatz an info@fruehgebor­ene.de (Betreff „Frühchen-puppe“) schicken. Die Anschaffun­g kostet 500 Euro, der Verband richtet dann auch ein Spendenbar­ometer auf seiner Webseite ein.

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FOTO: UNIKLINIK Die Vorstandsv­orsitzende des Bundesverb­ands „Das frühgebore­ne Kind“, Barbara Mitschdörf­er (l.), übergibt Louisa an Oberärztin Juliane Tautz.

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