Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Gefeiert wird trotz schlechter Saison

Der Verein „Flossen weg“rettete vor 25 Jahren das Bad in Kaiserswer­th, das geschlosse­n werden sollte.

- VON JULIA BRABECK

KAISERSWER­TH Gefühlt ist es für ganz viele Bürger, bedingt auch durch die lange Trockenhei­t, diesmal ein ganz super Sonnen-sommer. Der Verein „Flossen weg“, der das Kaiserswer­ther Freibad betreibt, zieht hingegen eine ganz anderebila­nz. „Für uns war das keine gute Saison. Wegen Ostern konnten wir erst eine Woche später als üblich öffnen, der Mai war mit nur 7900 Besuchern eine Katastroph­e und selbst wenn es danach warm war, war es häufig bewölkt. Das ist dann für viele leider kein Freibadwet­ter“, sagt Badleiteri­n Birgit Korz. Nur der Juni war mit 27.400 Gästen – im Vorjahr waren es 17.900 – sehr gut besucht.„dafür hat uns der Juli mit nur 17.900 Gästen wieder herunterge­zogen.“Die durchschni­ttlich 75.000 Besucher, die sonst pro Saison gezählt werden, wird das Bad diesmal voraussich­tlichum 10.000 Gäste unterschre­iten und an die 92.800 Besucher vom vergangene­n Jahr ist erst gar nicht zu denken.

Da ist es gut, dass das Bad nicht ausschließ­lich auf die Einnahmen durch Besucher angewiesen ist. Der Verein „Flossen weg“ist das beste Beispiel dafür, was mit bürgerscha­ftlichem Engagement alles erreicht werden kann. So gehören dem Verein rund 2400 Mitglieder an, die durch ihre Beiträge helfen, den Erhalt des Bades zu sichern.

„Erstaunlic­h viele nutzen das Bad gar nicht selber, sondern wollen es nur auf diese Weise unterstütz­en“, sagt Korz. Und das bereits seit 25 Jahren, denn so lange gibt es den Verein am 6. September. Damals war das kleine Freibad von einer Schließung bedroht. Das löste jedoch eine riesige Protestwel­le bei denkaisers­werthern aus, die Unterschri­ften sammelten, Briefe schrieben, für „ihr“Bad demonstrie­rten und schließlic­h den Fördervere­in gründeten.

Bis heute unterstütz­en Bürger den Verein durch Spenden, sammeln beispielsw­eise Gelder statt Geburtstag­sgeschenke ein. Aber auch örtliche Institutio­nen machen sich für den Erhalt des Bades stark. Die Schüler der Kaiserswer­ther Grundschul­e haben beispielsw­eise einen Sponsorenl­auf organisier­t und die Einzelhänd­ler bei der Aktion „Kaiserswer­th rundet auf“Gelder für das Bad gesammelt. Hinzu kommen mit den Stadtwerke­n und dem Flughafen noch große Sponsoren. Die Stadt bezuschuss­t den Badbetrieb jährlich mit 75.000 Euro. „Und die Diakonie stellt uns das Bad überhaupt zur Verfügung“, sagt Korz.

Denn ursprüngli­ch gehörte die 1935 eröffnete Anlage der Kaiserswer­ther Diakonie und wurde zunächst von den Diakonisse­n genutzt. Für die Öffentlich­keit war es nur stundenwei­se geöffnet. Während des 2. Weltkriege­s diente das Schwimmbec­ken dann als Feuerlösch­teich. Bis in die 1960er Jahre war das Bad nicht beheizt. 1985 wurde es mit finanziell­er Hilfe der Stadt Düsseldorf grundlegen­d renoviert und ist seit 1993 an den Fördervere­in „Flossen weg“verpachtet, der das Bad etwa fünf Monate im Jahr öffnet.

Rund 285.000 Euro kostet das. Das Geld wird beispielsw­eise für Energie, Wasser, Personal, Müllgebühr­en und Reparature­n eingesetzt. 2012 wurde für 80.000 Euro das große Becken mit einer neuen Folie ausgekleid­et. Aber auch in Neuanschaf­fungen wird investiert, denn der Verein versucht das Bad, das besonders durch seine familiäre Atmosphäre punktet, ständig attraktiv zu halten. So wurden in den letzten Jahren beispielsw­eise ein Sonnendeck gebaut, ein großes Kletterger­üst und Liegestühl­e angeschaff­t.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die vierjährig­e Jule gehörte zu den Gästen, die bei heißem Wetter Abkühlung im Kaiserswer­ther Freibad suchten.

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