Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Ein bewegtes Leben
Alfred Linnemann ist 85 Jahre alt, lebt in Hellerhof – und ist ein aktiver Sportler. Beim Neujahrsschwimmen war er der zweitälteste Teilnehmer.
HELLERHOF „In Bewegung bleiben“lautet das Lebensmotto von Alfred Linnemann. Selbst im hohen Alter von 85 Jahren ist der Pensionär aus Hellerhof sportlich noch immer aktiv.
Der Beweis: Im Januar nahm der ausgebildete Rettungsschwimmer erneut am traditionellen Neujahrsschwimmen im Rhein teil und bewältigte die strapaziöse und vor allem kalte Strecke von der Rheinkniebrücke bis zum Löricker Hafen als zweitältester Teilnehmer bereits zum zehnten Mal. Auch an Land zeigt Linnemann unermüdlich sportlichen Ehrgeiz. Sein Sportabzeichen hat er beim Hellerhofer SV zum 35. Mal abgelegt. Für diese besondere Leistung wurde er im Mai von Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel mit dem Goldenen Sportabzeichen geehrt.
„Ein Leben ohne Bewegung kann ich mir gar nicht vorstellen“, versichert der rüstige „Oldie“, den seine Sportaktivitäten bis heute jung gehalten haben. „Menschen retten“, das war ihm ein wichtiges Anliegen, als er sich 1954 der DLRG anschloss und das Rettungsschwimmen zu seiner großen Leidenschaft wurde. Immer wieder hat er sich dafür engagiert, jungen Menschen das Schwimmen beizubringen, ob im heimischen Düsseldorf beim Projekt „Schwimmen macht Schule“oder im Auftrag der DLRG bei Auslandsaufenthalten in Ägypten, Tunesien oder der Türkei, wo er Urlaubskinder im Schwimmen schulte.
„Freizeitsport war für mich immer Ausgleich zum Arbeitsalltag“, erklärt Linnemann im Rückblick, der schon von Berufs wegen als Zugbegleiter bei der Deutschen Bahn immer auf Achse war, bevor er in der Projektgruppe „moderner Ticketverkauf“ Entwicklungsarbeit leistete. „Reisen nach Sondervorschriften“, wie es in der Bahn-fachsprache heißt, zählten anfangs zu seinen Aufgaben.
1970 gehörte Linnemann dem Bahnbegleitpersonal jenes Sonderzuges an, der Willy Brandt und Walter Scheel zum historischen deutsch-deutschen Gipfeltreffen in die DDR brachte – und selbstverständlich hat Zugbegleiter Linnemann den damaligen Bundeskanzler und seinen Außenminister bei der Abreise per Handschlag begrüßt.
„Für solche Sonderfahrten wurde ich häufiger eingesetzt“, erinnert sich der Pensionär, der auch Helmut Schmidt dienstlich begleitet hat, wenn der Bundeskanzler nachts per Schlafwagen von seinem Wohnort Hamburg zum Regierungssitz in Bonn reiste. Linnemann: „Da musste der Fahrplan ganz exakt eingehalten werden.“
Planerisches Geschick war gefragt, als Linnemann einmal bei Filmaufnahmen für die Zdf-serie „Aktenzeichen xy … ungelöst“zum Einsatz kam. Bei dem Dreh über einen „Mord auf der Zugtoilette“mussten zwei Züge auf der Strecke Düsseldorf-duisburg parallel fahren – mit der Schauspieler-crew in dem
einen Zug und dem Kamerateam in dem anderen.
Auch auf geistige Beweglichkeit hat Alfred Linnemann großen Wert gelegt und sich in seiner Freizeit der Philosophie gewidmet. „Aristoteles und Sokrates haben mich dazu gebracht, das Leben immer wieder zu hinterfragen“, erklärt Linnemann, der auf diese Weise stets neugierig geblieben ist.