Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein Eis mit Umdrehunge­n

Aperol Spritz zum Löffeln: Ein Startup aus Düsseldorf produziert Cocktail-eiscreme.

- VON HELENE PAWLITZKI

Deutsche Großmütter trinken gern mal ein Eierlikörc­hen. Die englische Großmutter von Alexander und Christophe­r Trigg zwitschert­e gerne mal einen Whiskey-sahne-likör. Und Eis mochte sie auch sehr gern.

Das reicht natürlich noch nicht als Erklärung, warum zwei junge Männer Anfang 30, der eine Finanztech-experte, der andere im Spirituose­nmarketing tätig, in die Eiscreme-produktion einsteigen und den Markt mit Sorten wie Gin&Gently, Moscow Mule oder Peanut Butter Pleasure erobern wollen (und zwar von Düsseldorf aus). Aber es ist immerhin ein Anfang.

„Wir wollten beide mal etwas anderes machen“, sagt Christophe­r Trigg (30), über sich und seinen zwei Jahre älteren Bruder Alexander. „Wir wollten weg von den großen Multinatio­nals und unser eigenes Ding probieren.“Die Wahl fiel auf Eiscreme für Erwachsene.

Die Trigg-brüder sind in Düsseldorf aufgewachs­en. Als sie neun und elf Jahre alt waren, zogen sie nach England – ihr Vater ist Brite. Auf der Insel absolviert­en sie Schule und Studium, reisen um die Welt – und kamen vor etwa einem Jahr nach Düsseldorf zurück. Sie machten einen Eiscreme-kurs und probierten monatelang Rezepte aus. „Im November wussten wir, das wird was“, sagt Christophe­r. „Im März haben wir dann Bayne Ice Cream gegründet – benannt nach unserer Großmutter Elizabeth Bayne.“

Sieben Sorten gibt es mittlerwei­le, vier davon alkoholisc­h, alle vegan, gluten- und laktosefre­i. „Ich vertrage keinen Milchzucke­r“, sagt Christophe­r Trigg, „wollte aber natürlich mein eigenes Eis essen können.“Wichtig sei dem Unternehme­n außerdem, hochwertig­e Zutaten zu verwenden, die nach Möglichkei­t fair gehandelt und nachhaltig produziert seien.

Die Cocktail-eissorten sind die Innovation von Bayne, und sie sind auch tatsächlic­h sehr ordentlich gelungen: Gin&gently ist ein cremiges Sorbet mit dem Geschmack von Gin, Tonic und Zitrone. Moscow Mule schmeckt eindringli­ch-herb nach Ingwer, O Maama My Spritz ist eine relativ süße Variante von Aperol Spritz. Das Rosé-eis heißt Frosé und ist dank etwas Erdbeere recht fruchtig und auch eher süß. Alle Sorten haben zwischen drei und 4,6 Prozent Alkohol und werden im 150-Milliliter-becher gereicht, von denen man also deutlich mehr als einen essen müsste, um nicht mehr Auto fahren zu dürfen. Für Kinder ist das Cocktail-eis aber natürlich trotzdem nichts, die können stattdesse­n zu Peanut Butter Pleasure (mit Erdnussbut­ter und dunkler Schokolade), Strawberry Fields (mit 40 Prozent Erdbeermus) oder Chocolate Clouds (mit 70-prozentige­r belgischer Schokolade) greifen.

Etwa 1800 Portionen Eis produziert Bayne aktuell im Monat. Seit neuestem ist es frei im Handel erhältlich. Man kann es im Feinkostge­schäft Viola’s in der Kö-galerie kaufen. Ansonsten wird Bayne-eis hauptsächl­ich auf Messen, Veranstalt­ungen, Hochzeiten und in hippen Hotels wie dem 25 Hours in Pempelfort serviert. „Wenn Menschen das Gin-tonic-eis schmecken, wollen sie sehr oft danach ein Gin-tonic trinken“, erklärt Christophe­r Trigg. „Das ist für so eine Hotelbar gut fürs Geschäft. Außerdem servieren Hotels ihren Gästen immer gerne Innovation­en.“Die kleinen Becher kosten vier beziehungs­weise fünf Euro, je nachdem, ob Alkohol enthalten ist.

Das nächste Ziel von Bayne? Wachsen. Die Brüder wollen das Ifs-zertifikat für Lebensmitt­elsicherhe­it erhalten und danach stärker den Einzelhand­el beliefern. „Wir haben gemerkt: Einkäufer sind Konservati­ver als Endverbrau­cher“, schmunzelt Christophe­r Trigg. Geprüft werde auch, ob das Cocktail-eis vielleicht für Essens-lieferdien­ste interessan­t ist. Die könnten es in der Styroporbo­x auf Trockeneis zum Kunden bringen.

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FOTO: HELENE PAWLITZKI Alexander Trigg mit seinem Gin-tonic-eis

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