Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Facettenreicher Rundumblick
Italien ist ein beliebtes Reiseziel für Urlauber und Touristen aus allerwelt. Doch das gern als „Bella Italia“bezeichnete Land hatte auchmit düsteren Phasen zu kämpfen, an die die Regisseurin Antonella Bertamit ihrembeitrag „Ins Land der geraubtenmenschen“( Vortag, 23.15 Uhr, ARTE) erinnerte. In ihrer Kindheit wurden die Nachrichten vor allemdurch eines beherrscht: Entführungen. Ursprünglich aus Not und Armut heraus geboren, wurde diemethode, an schnelles Geld zu kommen, immermehr zum kaltblütigen Geschäft für das organisierte Verbrechen. Die Filmautorin, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt, zeichnete diese erschreckende Entwicklung auf ihrer Reise in die alte Heimat schlüssig nach: Aufnahmen aus den Archiven, die unter anderemdie internationale Berichterstattung zu Entführungen und Lösegeldforderungen zwischen 1970 und 2000 zuminhalt hatten, lieferten einen sachlichen Blick auf die Vermisstenfälle. Gleichzeitig ließen es Bertas Gesprächemit Opfern zu, die persönlichen Geschichten dahinter sowie die damit verbundenen Emotionen zu vermitteln. Diese blieben amstärksten imgedächtnis undmachten die weitreichenden Konsequenzen für die Betroffenen deutlich. Aber Berta brachte darüber hinaus auch weitere interessante Perspektiven in ihre Dokumentation ein: Durch ein Interviewmit demehemaligen Entführer Grazianomesina erhielt man einen kleinen Blick in die Gedankenwelt der Täter, während Polizist Cosimo Sframeli die Machtlosigkeit und Betroffenheit der Gesetzeshüter zumausdruck brachte. Damit erhielt man einen guten Überblick über die Gesamtsituation.