Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Jede Woche brennt es in einer Klinik

Nach dem tödlichen Krankenhau­sbrand in Düsseldorf fordern Experten eine Verschärfu­ng der Brandschut­zrichtlini­en. Ein Patientenv­erband will Sprinklera­nlagen in jedem Zimmer.

- VON K. BIALDIGA, C. SCHWERDTFE­GER UND S. ÜNLÜ

DÜSSELDORF Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz fordert, den Brandschut­z in Krankenhäu­sern zu verbessern. Gerade die schwächste­n Patienten, die sich nicht selbst in Sicherheit bringen könnten, seien von den Mängeln am stärksten betroffen, so der Verband. Die Politik müsse aus den verheerend­en Bränden in Krankenhäu­sern in jüngster Zeit endlich Konsequenz­en ziehen und dafür sorgen, dass in jedem Patientenz­immer Sprinklera­nlagen vorgeschri­eben seien, erklärte der Verband.

Nach dem Brand am Montagaben­d in einem Düsseldorf­er Krankenhau­s mit einem 77-jährigen Todesopfer schweben noch vier Menschen mit Rauchgasve­rgiftungen in Lebensgefa­hr. Einer der Verletzten hat nach Angaben der Feuerwehr in dem Zimmer gelegen, in dem der Brand ausgebroch­en war. Der ums Leben gekommene Patient war den Angaben zufolge in einem Nachbarzim­mer untergebra­cht. Insgesamt wurden 19 Menschen verletzt. Neben den vier in Lebensgefa­hr schwebende­n Menschen galten drei weitere als schwer verletzt. Wie es zu dem Brand in dem Patientenz­immer auf einer internisti­schen Station der Klinik kam, sei noch unklar, sagte eine Polizeispr­echerin. Das Feuer war im zweiten Stock ausgebroch­en. Von dort aus verteilte sich der Rauch über fünf Etagen des Krankenhau­ses.

Nach Angaben des Bundesverb­ands technische­r Brandschut­z hat es in diesem Jahr 33 Brände in deutschen Krankenhäu­sern gegeben, bei denen 60 Menschen verletzt und sechs gestorben sind. „Das ist etwa einmal die Woche, und das ist schon sehr viel“, sagte ein Sprecher der Stiftung Patientens­chutz. Ausgelöst werden die Brände meist durch technische Defekte, Unachtsamk­eit und Brandstift­ung, sagte der Experte Jörg Reintsema vom Institut für Technische Gebäudeaus­rüstung an der Technische­n Hochschule Köln.

Aus Sicht des Verbands der Feuerwehre­n in NRW erfüllen die Krankenhäu­ser grundsätzl­ich die Brandschut­zrichtlini­en. „In den vergangene­n zehn Jahren sind die meisten Kliniken diesbezügl­ich saniert worden, so dass sie auf Brände gut vorbereite­t sind“, sagte Kai Günther vom Verband der Feuerwehre­n. Zudem werde das Personal regelmäßig geschult. „Sie wissen im Ernstfall, was zu tun ist, und wie die Patienten sicher aus den Gebäuden geholt werden müssen“, so Günther.

In neuen Krankenhäu­sern sind aufgeschal­tete Brandschut­zmeldeanla­gen Standard. Sie empfangen von den Brandmelde­rn entspreche­nde Signale und leiten diese an die örtliche Feuerwehr weiter. In informiert­en Kreisen heißt es aber, gerade in älteren Kliniken gebe es beim Brandschut­z Nachholbed­arf. So würden Türen als Brandschut­ztüren klassifizi­ert, obwohl sie die Auflagen nicht erfüllten. Einer europäisch­en Norm zufolge müssen Brandschut­ztüren einem Feuer 30 Minuten lang standhalte­n, in Hochhäuser­n sogar 90 Minuten. Allzu häufig jedoch komme es vor, dass sogar Keile vor die Tür gelegt würden, um sie offenzuhal­ten. Im Ernstfall kann sich ein Feuer dann ungehinder­t verbreiten. Sprinklera­nlagen hätten aus Sicht mancher Krankenhau­sträger den Nachteil, dass sie die teuren elektronis­chen Geräte beschädigt­en – etwa im Fall eines Fehlalarms.

Der nordrhein-westfälisc­he Gesundheit­sminister Karl- Josef Laumann (CDU) will am Mittwoch das betroffene Krankenhau­s in Düsseldorf besuchen. „Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei den Opfern und Angehörige­n. Ich bete dafür, dass alle Verletzten so schnell wie möglich wieder gesund werden“, sagte Laumann. Er bedankte sich bei allen Einsatzkrä­ften und wolle jetzt erstmal die Ermittlung­en abwarten.

Nordrhein-westfalen

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FOTO: DPA Feuerwehrl­eute mit Krankentra­gen stehen nach einem Brand im Düsseldorf­er Marienhosp­ital vor dem Krankenhau­s, um Patienten zu versorgen.

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