Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bildungsre­publik mit Schwächen

In einer neuen Oecd-studie kann Deutschlan­d nur teilweise punkten.

- VON MARC LATSCH

BERLIN Das deutsche Bildungssy­stem ist im internatio­nalen Vergleich solide aufgestell­t. Das gilt für Vorschulen wie für Universitä­ten. Dennoch gibt es Nachholbed­arf, beispielsw­eise bei der Geschlecht­ergerechti­gkeit und den Bildungsau­sgaben.

Das zumindest ist das zwiegespal­tene Ergebnis der neuen OECD-STUdie „Bildung auf einen Blick“, die am Dienstag in Berlin vorgestell­t wurde. Sie vergleicht die 36 Länder der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g sowie zehn weitere Staaten miteinande­r. Schwerpunk­t war in diesem Jahr die höhere akademisch­e und berufliche Bildung. „Deutschlan­d ist in der Bildungsre­publik angekommen“, sagte Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU). „Diese Qualität überall zu erhalten, muss das Credo der nächsten Jahre sein.“

Spricht Karliczek von Qualität, meint sie vor allem den sogenannte­n Mint-bereich. Dieser umfasst die Natur- und Ingenieurw­issenschaf­ten ebenso wie Mathematik und Informatik. 40 Prozent der Studienanf­änger entscheide­n sich in Deutschlan­d für eines dieser Fächer, mehr als irgendwo sonst im OECDRaum. Auch die Beschäftig­ungsquote der Mint-absolvente­n ist hierzuland­e besonders hoch. „Wir sind stolz auf das bisher Erreichte“, sagte Karliczek.

Hochqualif­izierte Frauen sind jedoch hier weiterhin unterreprä­sentiert. Und auch das zeigt die Studie: Sie verdienen weniger Geld als Männer mit vergleichb­arer Qualifikat­ion. 35- bis 44-jährige Frauen mit einem Studien- oder höheren Berufsabsc­hluss verdienen nur 72 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Kollegen. Der Oecd-durchschni­tt liegt bei 77 Prozent.

Auch bei den Bildungsau­sgaben ist noch Luft nach oben. Deutschlan­d gibt vergleichs­weise viel Geld für frühkindli­che Bildung aus. Außerdem stiegen seit 2006 zwar die Hochschul-investitio­nen, aber eben auch die Studierend­enzahlen massiv an. Pro Kopf ist somit laut OECD alles gleich geblieben. Blickt man nur auf den Zeitraum seit 2010, sind die Ausgaben pro Student sogar deutlich gesunken.

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