Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Bildungsrepublik mit Schwächen
In einer neuen Oecd-studie kann Deutschland nur teilweise punkten.
BERLIN Das deutsche Bildungssystem ist im internationalen Vergleich solide aufgestellt. Das gilt für Vorschulen wie für Universitäten. Dennoch gibt es Nachholbedarf, beispielsweise bei der Geschlechtergerechtigkeit und den Bildungsausgaben.
Das zumindest ist das zwiegespaltene Ergebnis der neuen OECD-STUdie „Bildung auf einen Blick“, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Sie vergleicht die 36 Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie zehn weitere Staaten miteinander. Schwerpunkt war in diesem Jahr die höhere akademische und berufliche Bildung. „Deutschland ist in der Bildungsrepublik angekommen“, sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). „Diese Qualität überall zu erhalten, muss das Credo der nächsten Jahre sein.“
Spricht Karliczek von Qualität, meint sie vor allem den sogenannten Mint-bereich. Dieser umfasst die Natur- und Ingenieurwissenschaften ebenso wie Mathematik und Informatik. 40 Prozent der Studienanfänger entscheiden sich in Deutschland für eines dieser Fächer, mehr als irgendwo sonst im OECDRaum. Auch die Beschäftigungsquote der Mint-absolventen ist hierzulande besonders hoch. „Wir sind stolz auf das bisher Erreichte“, sagte Karliczek.
Hochqualifizierte Frauen sind jedoch hier weiterhin unterrepräsentiert. Und auch das zeigt die Studie: Sie verdienen weniger Geld als Männer mit vergleichbarer Qualifikation. 35- bis 44-jährige Frauen mit einem Studien- oder höheren Berufsabschluss verdienen nur 72 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Kollegen. Der Oecd-durchschnitt liegt bei 77 Prozent.
Auch bei den Bildungsausgaben ist noch Luft nach oben. Deutschland gibt vergleichsweise viel Geld für frühkindliche Bildung aus. Außerdem stiegen seit 2006 zwar die Hochschul-investitionen, aber eben auch die Studierendenzahlen massiv an. Pro Kopf ist somit laut OECD alles gleich geblieben. Blickt man nur auf den Zeitraum seit 2010, sind die Ausgaben pro Student sogar deutlich gesunken.