Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Autos sind die neue Braunkohle

- VON ANTJE HÖNING

Lange war die deutsche Autoindust­rie verwöhnt: von Kunden im In- und Ausland, die es immer schneller und größer wollten; von der Politik, die die wichtigste Exportbran­che schonte und in Brüssel immer wieder Vergünstig­ungen durchsetzt­e; und von Umweltakti­visten, die ihre Proteste gegen Energiekon­zerne richtete. Doch im Jahr vier des Dieselskan­dals ist die Schonfrist vorbei. Das zeigt auch die Internatio­nale Automobil-ausstellun­g, die nun in Frankfurt beginnt. Schon vor der Eröffnung blies Greenpeace den Hersteller­n symbolisch alle Abgase der vergangene­n Monate ins Gesicht. Zum Wochenende haben Aktivisten Proteste und Blockaden angekündig­t. Das könnte Bilder wie im Hambacher Forst geben. Wie dort kann man den Aktivisten nur zurufen: keine Gewalt, keine illegalen Aktionen. Wer Gesetze verletzt, setzt sich ins Unrecht und schwächt seine Argumente. Und hier wie dort sollten Umweltschü­tzer ihre plumpe Symbolpoli­tik lassen. Mit SUVund Fahrverbot­en ist dem Klima nicht geholfen.

In anderen Punkten haben die Umweltschü­tzer recht: Beim Klimaschut­z hat die Branche viel nachzuhole­n. Während die Versorger massiv Kohlendiox­id sparen mussten, kamen die Autoherste­ller mit großzügige­n Co2-grenzwerte­n davon. Mit dem Dieselskan­dal aber hat die Branche ihre Unschuld verloren. Wer Kunden und Politik derart betrügt, muss hart angepackt werden. Freiwillig­e Maßnahmen nimmt man der Branche nicht mehr ab. Auch darf die Politik VW und Co. keine weiteren Subvention­en für Elektromob­ilität hinterher werfen. Jetzt kann die Branche, die in Frankfurt so viele Elektroaut­os ins Schaufenst­er stellt, zeigen, wie innovativ sie wirklich ist. Die Aktivisten werden nicht locker lassen, bis die Verkehrswe­nde da ist. Wie groß deren Macht ist, können die Autobauer beim Kohleausst­ieg studieren.

BERICHT VW SO KLIMASCHÄD­LICH WIE..., WIRTSCHAFT

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