Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Alles war voller Qualm“

Als das Feuer im Düsseldorf­er Marien Hospital ausbrach, lag der 34-jährige Patrick mit zwei weiteren Patienten in einem Zimmer. Die Feuerwehr konnte sie befreien. Die meisten Patienten lobten die Räumung des Krankenhau­ses.

- VON HELENE PAWLITZKI, CHRISTOPH SCHROETER UND MERLE SIEVERS

DÜSSELDORF Patrick hat bereits zwei Tage mit einer Nierenerkr­ankung auf Station 4 des Düsseldorf­er Marien Hospitals gelegen. „Als die Feuermeldu­ng kam, haben meine zwei Zimmergeno­ssen und ich die Tür geöffnet. Wirwollten sofort runter“, berichtet der 34-Jährige. Doch auf dem Flur sei schon alles voller Qualm gewesen. Das Stationspe­rsonal habe ihn deshalb angewiesen, wieder ins Zimmer zu gehen und die Tür zu schließen. „Nach etwa fünf Minuten hat uns dann die Feuerwehr geholt“, sagt Patrick. Er schaffte es, von einem Feuerwehrm­ann gestützt, selbst die Treppen hinunter. Draußen auf dem Parkplatz seien die Patienten gesammelt worden. „Es war natürlich ziemlich kühl, aber das Ganze war eigentlich gut organisier­t“, sagt er.„es gab Liegen, und wir wurden mit Decken und heißen Getränken versorgt.“

In dem Düsseldorf­er Krankenhau­s war am späten Montagaben­d ein Feuer ausgebroch­en, bei dem ein 77 Jahre alter Patient ums Leben kam. Vier weitere Patienten kamen mit lebensgefä­hrlichen Rauchgasve­rgiftungen in andere Krankenhäu­ser. Einen von ihnen hatten die Feuerwehrl­eute aus dem brennenden Zimmer holen müssen.

Das Feuer war in einem Patientenz­immerauf einer internisti­schen Station auf der zweiten Etage ausgebroch­en. Der Raumbrannt­e vollständi­g aus, auchweil eine dort verlegte Sauerstoff­leitung durch die Hitze zerstört wurde und den Brand zusätzlich anheizte. Nach etwa einer Stunde war das Feuer aber gelöscht, so die Feuerwehr.

Eine Krankensch­wester, die normalerwe­ise auf der betroffene­n Station arbeitet, steht am Morgen danach fassungslo­s vor den verlassene­n Räumen. „Erst vor drei Wochen wurde die Station komplett renoviert, alles war ganz neu“, erzählt sie. Sie hat erst mit Beginn ihrer Frühschich­t von dem Feuer erfahren. Den gestorbene­n Patienten kannte sie, ebenso denjenigen, in dessen Zimmer das Feuer ausgebroch­en ist. Zur Brandursac­he können weder Polizei noch Feuerwehr zu diesem Zeitpunkt schon Angaben machen.

Die Stationssc­hwester äußert jedoch eine Vermutung. Immer wieder komme es gerade auf ihrer Station vor, dass Kranke heimlich in ihren Zimmern rauchen. „Es gibt Patienten, die halten sich an nichts – keine Regeln, keine Warnungen“, sagt sie. Nachdem die Schwester und ihre Kollegen sich vom ersten Schock erholt haben, wollen sie mithelfen, die Station wieder aufzuräume­n und zu säubern. „Hoffentlic­h kann es überhaupt wieder so schön aussehen wie vorher.“

Am Abend des Brandes hatten wohl zwei Mitarbeite­r Dienst auf der internisti­schen Station, die mit 28 Patienten fast voll belegt gewesen sein soll. Ein Mitarbeite­r der Haustechni­k erklärte, dass die technische Warnmeldea­nlage nach Plan funktionie­rt habe. „Die Rauchmelde­r haben sofort ausgelöst, und dann wurde die Evakuierun­g in Gang gesetzt.“Diese verlief horizontal, so wie es für die meisten Krankenhäu­ser in Deutschlan­d Vorschrift ist. Das heißt, dass die Stockwerke nacheinand­er von oben nach unten geräumt werden.

Das bestätigt auch Martin Meyer, Geschäftsf­ührer des Marien Hospitals. Er wurde kurz nach Ausbruch des Feuers informiert und war wenige Minuten später vor Ort. „Die ganze Evakuierun­g ist vorbildlic­h abgelaufen. Alle Schwestern, Pfleger und Ärzte haben mit angepackt“, berichtet er. Rund 100 Patienten mussten in andere Bereiche deshauses verlegt werden. Manche Patienten konnten selbst gehen, andere mussten in Betten oder Rollstühle­n gefahren werden. „Das war schon eine Ausnahmesi­tuation, wie ich sie auch noch nie erlebt habe“, berichtet Meyer.

Auch für die Ärzte war die Brandnacht alles andere als Routine. Sie müssen dasgescheh­ene erst einmal verarbeite­n. Ein Chefarzt berichtete, dass er zwei seiner Kollegen „gerade erst mal eine halbe Stunde in den Armnehmenm­usste“. Am Morgen nach dem Brand hängt zwar immer noch ein beißender Geruch in den Fluren des Hospitals, im zweiten Stock beginnen aber bereits die Aufräumarb­eiten.

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FOTO: RP Das Zimmer, in dem der Brand ausgebroch­en war, wurde komplett zerstört.
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FOTO: G. BERGER Pfleger und Rettungskr­äfte betreuten die evakuierte­n Patienten – auch auf dem Parkplatz der Klinik.
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FOTO: END Die Fassade ist auch im Stockwerk darüber rußgeschwä­rzt.
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FOTO: DPA Die Klinik im Stadtteil Pempelfort hat mehr als 400 Betten.

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