Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
„Alles war voller Qualm“
Als das Feuer im Düsseldorfer Marien Hospital ausbrach, lag der 34-jährige Patrick mit zwei weiteren Patienten in einem Zimmer. Die Feuerwehr konnte sie befreien. Die meisten Patienten lobten die Räumung des Krankenhauses.
DÜSSELDORF Patrick hat bereits zwei Tage mit einer Nierenerkrankung auf Station 4 des Düsseldorfer Marien Hospitals gelegen. „Als die Feuermeldung kam, haben meine zwei Zimmergenossen und ich die Tür geöffnet. Wirwollten sofort runter“, berichtet der 34-Jährige. Doch auf dem Flur sei schon alles voller Qualm gewesen. Das Stationspersonal habe ihn deshalb angewiesen, wieder ins Zimmer zu gehen und die Tür zu schließen. „Nach etwa fünf Minuten hat uns dann die Feuerwehr geholt“, sagt Patrick. Er schaffte es, von einem Feuerwehrmann gestützt, selbst die Treppen hinunter. Draußen auf dem Parkplatz seien die Patienten gesammelt worden. „Es war natürlich ziemlich kühl, aber das Ganze war eigentlich gut organisiert“, sagt er.„es gab Liegen, und wir wurden mit Decken und heißen Getränken versorgt.“
In dem Düsseldorfer Krankenhaus war am späten Montagabend ein Feuer ausgebrochen, bei dem ein 77 Jahre alter Patient ums Leben kam. Vier weitere Patienten kamen mit lebensgefährlichen Rauchgasvergiftungen in andere Krankenhäuser. Einen von ihnen hatten die Feuerwehrleute aus dem brennenden Zimmer holen müssen.
Das Feuer war in einem Patientenzimmerauf einer internistischen Station auf der zweiten Etage ausgebrochen. Der Raumbrannte vollständig aus, auchweil eine dort verlegte Sauerstoffleitung durch die Hitze zerstört wurde und den Brand zusätzlich anheizte. Nach etwa einer Stunde war das Feuer aber gelöscht, so die Feuerwehr.
Eine Krankenschwester, die normalerweise auf der betroffenen Station arbeitet, steht am Morgen danach fassungslos vor den verlassenen Räumen. „Erst vor drei Wochen wurde die Station komplett renoviert, alles war ganz neu“, erzählt sie. Sie hat erst mit Beginn ihrer Frühschicht von dem Feuer erfahren. Den gestorbenen Patienten kannte sie, ebenso denjenigen, in dessen Zimmer das Feuer ausgebrochen ist. Zur Brandursache können weder Polizei noch Feuerwehr zu diesem Zeitpunkt schon Angaben machen.
Die Stationsschwester äußert jedoch eine Vermutung. Immer wieder komme es gerade auf ihrer Station vor, dass Kranke heimlich in ihren Zimmern rauchen. „Es gibt Patienten, die halten sich an nichts – keine Regeln, keine Warnungen“, sagt sie. Nachdem die Schwester und ihre Kollegen sich vom ersten Schock erholt haben, wollen sie mithelfen, die Station wieder aufzuräumen und zu säubern. „Hoffentlich kann es überhaupt wieder so schön aussehen wie vorher.“
Am Abend des Brandes hatten wohl zwei Mitarbeiter Dienst auf der internistischen Station, die mit 28 Patienten fast voll belegt gewesen sein soll. Ein Mitarbeiter der Haustechnik erklärte, dass die technische Warnmeldeanlage nach Plan funktioniert habe. „Die Rauchmelder haben sofort ausgelöst, und dann wurde die Evakuierung in Gang gesetzt.“Diese verlief horizontal, so wie es für die meisten Krankenhäuser in Deutschland Vorschrift ist. Das heißt, dass die Stockwerke nacheinander von oben nach unten geräumt werden.
Das bestätigt auch Martin Meyer, Geschäftsführer des Marien Hospitals. Er wurde kurz nach Ausbruch des Feuers informiert und war wenige Minuten später vor Ort. „Die ganze Evakuierung ist vorbildlich abgelaufen. Alle Schwestern, Pfleger und Ärzte haben mit angepackt“, berichtet er. Rund 100 Patienten mussten in andere Bereiche deshauses verlegt werden. Manche Patienten konnten selbst gehen, andere mussten in Betten oder Rollstühlen gefahren werden. „Das war schon eine Ausnahmesituation, wie ich sie auch noch nie erlebt habe“, berichtet Meyer.
Auch für die Ärzte war die Brandnacht alles andere als Routine. Sie müssen dasgeschehene erst einmal verarbeiten. Ein Chefarzt berichtete, dass er zwei seiner Kollegen „gerade erst mal eine halbe Stunde in den Armnehmenmusste“. Am Morgen nach dem Brand hängt zwar immer noch ein beißender Geruch in den Fluren des Hospitals, im zweiten Stock beginnen aber bereits die Aufräumarbeiten.