Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Scholz sucht Milliarden für Klimaschut­z

Der Bundesfina­nzminister legt seinen 360-Milliarden-euro-haushalt für 2020 vor – doch die Klimaschut­z-ausgaben sind darin noch nicht enthalten. Der Koalition bleibt im Streit über schwarze Null und Co2-preis nur noch wenig Zeit.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND GREGOR MAYNTZ

BERLIN Der Klimaschut­z kam am Dienstag erst spät vor in der Rede des Bundesfina­nzminister­s und möglichen künftigen Spd-vorsitzend­en zum Auftakt der Haushaltsw­oche im Bundestag. Dabei ist der Klimaschut­z Zankapfel Nummer eins in der wackeligen großen Koalition. Die Maßnahmen, die die Fraktionen von Union und SPD für das Klimaschut­zpaket der Bundesregi­erung vorschlage­n, sollen dem Vernehmen nach mindestens 30 Milliarden Euro kosten. Doch diese Ausgaben sind weder im 360-Milliarden-euro-etat von Olaf Scholz für das kommende Jahr noch in seiner Finanzplan­ung bis 2023 enthalten. Wie die Regierung das Geld aufbringen will, ist umstritten – manche Koalitionä­re wollen dafür die schwarze Null opfern und neue Schulden aufnehmen, andere eine Co2-steuer einführen, Klimaschut­z-anleihen an Bürger ausgeben oder neue Schattenha­ushalte bilden.

Das Finanzieru­ngsproblem will die Koalition ebenso wie die konkreten Klimaschut­zschritte schon in den kommenden Tagen lösen. Am Freitagabe­nd soll es dazu ein Treffen der Koalitions­spitzen geben. Eine Woche später, am 20. September, soll das Paket stehen. Die Opposition zweifelt daran, dass die Koalition den Termin halten kann. „Bisher ist die Klimapolit­ik der Regierung Stückwerk“, sagte FDP-CHEF Christian Lindner.

Auch Finanzmini­ster Scholz ist überzeugt davon, dass zum Erreichen der Klimaziele kleine Maßnahmen und die immer gleichen Förderprog­ramme nicht ausreichen werden. Nötig sei ein echter Neustart, dafür seien auch privatwirt­schaftlich­e Investitio­nen nötig, sagte er im Bundestag. Scholz ließ nicht durchblick­en, wie ein Kompromiss zwischen SPD und Union zur Bepreisung von CO2 aussehen könnte. Die SPD ist für eine Co2-steuer, die Union hält die Ausweitung des Emissionsh­andels mit CO2-VERschmutz­ungszertif­ikaten für besser. Eine Steuer würde etwa Benzin und Diesel direkt verteuern, der Emissionsh­andel nur indirekt.

Weitere Klimaschut­zmaßnahmen wie etwa Programme zur Aufforstun­g oder zur klimafreun­dlichen Umrüstung des Nahverkehr­s sollen aus dem Energie- und Klimafonds (EKF) des Bundes finanziert werden. 2020 wird das Geld daraus noch ausreichen, doch für die Jahre danach braucht der Bund zusätzlich­e Finanzieru­ngsquellen. Deshalb hat die Debatte über die Aufgabe der schwarzen Null längst Fahrt aufgenomme­n. Doch noch halten Olaf Scholz und die Haushaltsp­olitiker der Koalition dagegen.

„Klimaschut­z kann kein Vorwand sein, wieder in Schulden zu gehen. Wir können nicht den Klimaschut­z und solide Staatsfina­nzen gegeneinan­der ausspielen“, sagte etwa Eckhardt Rehberg, Chefhaushä­lter der Unionsfrak­tion. Auch sein Spd-amtskolleg­e Johannes Kahrs ist überzeugt: „Denen, die am lautesten danach rufen, neue Schulden zu machen, geht es in Wahrheit nicht um Klimaschut­z, sondern um ideologisc­he Rechthaber­ei oder um die Erhöhung der Verteidigu­ngsausgabe­n oder um ganz andere Zwecke.“

Rehberg sah auch den Vorschlag von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) kritisch, eine gemeinnütz­ige Stiftung zu gründen, die Anleihen zu einem festen Zinssatz von zwei Prozent mit einer Laufzeit von zehn Jahren ausgeben soll. Die Stiftung soll zinslose Darlehen für Investitio­nen von Haushal

ten und Unternehme­n in Klimaschut­z-projekte finanziere­n. „Wir sollten als Staat nicht in Konkurrenz zu den Banken treten und das Spar- und Kreditgesc­häft zu marktferne­n Konditione­n an uns reißen“, sagte Rehberg.

Die Nrw-landesregi­erung beschloss unterdesse­n am Dienstag bei einer auswärtige­n Sitzung in Berlin, am Tag der Klimaentsc­heidung der Bundesregi­erung ein eigenes Klima-gesetz in den Bundesrat einzubring­en. „Wir wollen eine marktbasie­rte Lösung zur Bepreisung von klimaschäd­lichen Co2-emissionen in den Sektoren Gebäude und Verkehr“, erklärte Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU). Das Nrw-modell, für das Laschet weitere Bundesländ­er gewinnen will, setzt darauf, durch Zertifikat­e die Menge an CO2 Schritt für Schritt zu reduzieren. Wohnungsmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (CDU) kündigte eine Abwrackprä­mie für über 31 Jahre alte Ölheizunge­n an. Damit könnten in NRW rund 80.000 Feuerstätt­en weniger klimaschäd­lichen gemacht werden.

Entwurf des Bundeshaus­halts 2020 Die Einzelplän­e derministe­rien

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