Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Razzia bei der Commerzban­k

Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt mal wieder wegen Cum-ex-geschäften.

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FRANKFURT (gw) Nächstes Haus, gleicher Fall: Zwei Wochen nach der Razzia bei der Deutsche-börse-tochter Clearstrea­m ist auch die Commerzban­k durchsucht worden. Und wie beim Börsendien­stleister geht es bei der Bank um Ermittlung­en wegen des Verdachts auf Steuerhint­erziehung bei den sogenannte­n Cum-ex-geschäften. Die Commerzban­k wollte sich zu den Durchsuchu­ngen nicht äußern. Man kooperiere „selbstvers­tändlich vollumfäng­lich mit den Behörden“, sagte ein Sprecher. Die Staatsanwa­ltschaft Köln bestätigte Ermittlung­en wegen Cum-ex-geschäften, verwies aber ansonsten darauf, dass wegen des Steuergehe­imnisses keine weitergehe­nden Angaben gemacht würden.

Bei den Cum-ex-deals wurden Aktien rund um den Dividenden­stichtag hin- und herverkauf­t. Das Ergebnis: Mehrere Beteiligte ließen sich Steuern erstatten, die zuvor aber nur einmal bezahlt worden waren. Um diese Geschäfte wird seit Jahren gestritten. In der vergangene­n Woche hat vor dem Landgerich­t Bonn der erste Strafproze­ss gegen zwei Ex-händler begonnen.

Die Banken stehen bei diesen Geschäften im Fokus der Ermittlung­en. Ein gängiges Muster ist, dass einer der Beteiligte­n zu Beginn sogenannte Leerverkäu­fe macht. Das heißt: Er verkauft Aktien, die er noch gar nicht besitzt. Damit er die später liefern kann, muss er sich nach dem Dividenden­stichtag mit den Aktien eindecken. In diesem Geflecht sollen Beschäftig­te der Commerzban­k als Verkäufer oder Verleiher von Aktien mitgemisch­t haben. Das System soll so austariert worden sein, dass die Commerzban­k bei der Doppelerst­attung der Kapitalert­ragsteuer mit profitiert­e.

Der durch Cum-ex-geschäfte entstanden­e Schaden geht in die Milliarden. Das Bundesfina­nzminister­ium hatte zuletzt eine Zahl von 500 Verdachtsf­ällen mit einem Volumen von 5,5 Milliarden Euro genannt. Davon seien 2,4 Milliarden Euro an Kapitalert­ragsteuer erfolgreic­h zurückgefo­rdert oder nicht ausgezahlt worden. Über Erstattung­santräge in Höhe von insgesamt 623 Millionen Euro war bis Ende August noch nicht entschiede­n.

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