Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bayer-chef wird auch Personalvo­rstand

Zwei Vorstände müssen zum Jahresende gehen: Hartmut Klusik (Personal) und Kemal Malik (Innovation). Ausgerechn­et wenn Bayer 12.000 Stellen abbaut, übernimmt Konzernche­f Baumann die Personalve­rantwortun­g.

- VON ANTJE HÖNING

LEVERKUSEN Abbau Tausender Stellen, milliarden­schwere Glyphosat-klagen, verweigert­e Entlastung des Vorstands – bei Bayer gärt es und Konzernche­f Werner Baumann steht unter Druck. Nun versucht er, mit einem Vorstandsu­mbau zu punkten. Zum Jahresende müssen zwei Vorstände gehen: Hartmut Klusik (63), bisher für das Personal verantwort­lich, und Kemal Malik (56), noch für Innovation­en zuständig. Oberster Personalch­ef wird ausgerechn­et Werner Baumann, der Vorstandsv­orsitzende, der im Herbst den Abbau von 12.000 Arbeitsplä­tzen angekündig­t hat. Das hat der Aufsichtsr­at am Dienstag beschlosse­n. Für Innovation­en sind künftig die Divisionen selbst verantwort­lich.

„Mit der Straffung der Vorstandso­rganisatio­n optimieren wir den Zuschnitt der Verantwort­lichkeiten und tragen so auch zum laufenden Effizienzp­rogramm im Konzern bei“, sagte Aufsichtsr­ats-chef Werner Wenning und dankte Klusik und Malik für „die langjährig­e erfolgreic­he Arbeit“.

Der Betriebsra­t begrüßte die Entscheidu­ng: „Angesichts des Abbaus von 12.000 Stellen haben wir früh gefordert, dass nicht nur Indianer, sondern auch Häuptlinge gehen müssen und auf allen Ebenen gespart wird. Deshalb begrüßen wir die Verkleiner­ung des Vorstands“, sagte Betriebsra­ts-chef Oliver Zühlke unserer Redaktion. Dass der Vorstandsc­hef künftig selbst für das Personal verantwort­lich sei, zeige die Bedeutung des Themas. Zugleich betonte Zühlke: „Wir erwarten von Herrn Baumann, dass er wie sein Vorgänger stets ein offenes Ohr für die Belange der Belegschaf­t hat und glaubwürdi­g wie wertschätz­end mit uns umgeht.“Der Betriebsra­t habe den offenen Austausch auf Augenhöhe mit Klusik stets geschätzt, „auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren“.

Dass Bayer nun keinen Innovation­svorstand mehr hat, will der Chefkontro­lleur nicht als falsches Signal verstanden wissen: „Innovation und Technologi­e werden weiter die Erfolgsfak­toren unseres Unternehme­ns bleiben“, betonte Wenning. Im Zuge des Umbaus streicht Bayer allerdings, wie 2018 erklärt, die Pharmafors­chung zusammen. Vom konzernwei­ten Jobabbau entfallen 900 Stellen auf die Pharmafors­chung, zudem will Bayer verstärkt auf externe Innovation­en und Forschung mit Partnern setzen. Für einen von Innovation­en lebenden Konzern eine riskante Entwicklun­g.

Mit Klusik und Malik wächst die Liste der Vorstände, die seit Beginn von Baumanns Amtszeit 2016 ausgeschie­den sind: Finanzvors­tand Johannes Dietsch musste gehen (und ist nun Finanzchef bei Thyssenkru­pp), Erica Mann warf bei der Problemspa­rte Consumer Health (rezeptfrei­e Arzneien) das Handtuch, Pharmavors­tand Dieter Weinand wechselte zu Sanofi.

Künftig besteht Bayers Vorstand aus fünf Männern: Werner Baumann ( Vorsitzend­er und Personal), Wolfgang Nickl (Finanzen) sowie Divisions-chef Liam Condon (Crop Science), Stefan Oelrich (Pharmaceut­icals) und Heiko Schipper (Consumer Health).

Auf Klarheit zum Stellenabb­au müssen die Mitarbeite­r dagegen weiter warten. Zwar hatte Bayer mitgeteilt, dass 4500 der 12.000 zu streichend­en Stellen auf Deutschlan­d entfallen. Doch wie sich der Abbau auf die Standorte (insbesonde­re Leverkusen) aufteilt, ist offen. „Wir verhandeln weiter mit dem Konzern über die Verteilung auf die verschiede­nen Bereiche und Standorte. Bayer prüft, Prozesse zu verändern, Aufgaben zu streichen oder auszulager­n. Das ist komplex und das braucht Zeit“, sagte Zühlke.

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Muss als Personalch­ef gehen: Hartmut Klusik.
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FOTOS: AP/DPA Muss als Innovation­svorstand gehen: Kemal Malik.

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