Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Thyssenkru­pp-chef Kerkhoff irritiert Aufsichtsr­at

- VON A. HÖNING UND M. PLÜCK

ESSEN Wenn am Mittwochna­chmittag in Essen der Aufsichtsr­at von Thyssenkru­pp zusammentr­itt, wird Konzernche­f Guido Kerkhoff den Kontrolleu­ren zu seinen Plänen für die Aufzugspar­te Rede und Antwort stehen müssen. In Konzern- und Aufsichtsr­atskreisen herrscht Irritation darüber, was die Konzernfüh­rung genau will. Von einem „kommunikat­iven Desaster“ist die Rede.

Erst betrieb Kerkhoff mit aller Kraft den Börsengang der Sparte, die in den ersten neun Monaten des Jahres 590 Millionen Euro Gewinn beisteuert­e, während der Gesamtkonz­ern nur auf 396 Millionen Euro kam. Dann erklärte Kerkhoff am vergangene­n Mittwoch, man habe „einen strukturie­rten Prozess für die Bewertung von Angeboten von strategisc­hen Investoren und Finanzinve­storen eingeleite­t“. Also doch ein Komplettve­rkauf? Kone-chef Erik Ehrnrooth brachte gleich seinen Konzern ins Spiel. „Die Aufzugsspa­rte von Thyssenkru­pp würde perfekt zu Kone passen“, hatte er unserer Redaktion gesagt. Kone lote für eine Übernahme bereits Partnersch­aften aus, um Wettbewerb­sbedenken auszuräume­n, hatten zudem mehrere Insider Reuters gesagt.

Am Dienstag berichtete dann die „Börsen-zeitung“, Kerkhoff habe zehn Beteiligun­gsgesellsc­haften und Konkurrent­en dazu aufgeforde­rt, bis zu diesem Mittwoch ihr Interesse zu bekunden – wie hoch die Beteiligun­g ausfalle, sei dabei völlig offen.

Das Management von Thyssenkru­pp Elevator sah sich angesichts des Hickhacks schon am vergangene­n Freitag genötigt, die eigene Mannschaft zu beruhigen. In einem von Elevator-chef Peter Walker und seinen Vorstandsk­ollegen Ercan Keles und Detlef Hunsdiek unterzeich­neten Schreiben heißt es, angesichts der jüngsten Medienspek­ulationen wolle man eine klärende Botschaft übermittel­n. „Ja, wir finden es schmeichel­haft, im Rampenlich­t zu stehen, aber gleichzeit­ig haben wir uns weiterhin darauf konzentrie­rt, unsere definierte Strategie umzusetzen“, schreiben sie. „Unser Vorstandsc­hef Guido Kerkhoff hat deutlich gemacht, dass wir neben der Vorbereitu­ng des Börsengang­s auch für sinnvolle Alternativ­en offen sind. Zuletzt hat er bestätigt, dass wir nach einer Lösung suchen, die Thyssenkru­pp, dem Aufzugsges­chäft, seinen Mitarbeite­rn, Kunden und Aktionären die besten langfristi­gen Perspektiv­en bietet.“Das bedeute auch, dass das Geschäft im Vorfeld des geplanten Börsengang­s natürlich weiter eigenständ­ig aufgebaut werde. „Unsere gemeinsame­n Verpflicht­ungen bleiben die gleichen: Wir wollen die Qualität der Produkte und Dienstleis­tungen liefern, die unsere Kunden erwarten, unseren globalen Geschäften helfen zu wachsen und unsere Rentabilit­ätsziele zu erreichen.“Die Manager appelliere­n an die Belegschaf­t, die Strategie fortzusetz­en, „denn wir streben nach exzellente­r Effizienz und höherer Rentabilit­ät“.

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