Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ringer Stäbler hungert für Wm-titel

Vor dem Kampftag stellt der Titelverte­idiger das Essen und Trinken nahezu ein, um das Kampfgewic­ht zu erreichen.

- VON MANUEL SCHWARZ

MUSBERG/NUR-SULTAN (dpa) Frank Stäblers härtester Kampf beginnt schon Tage vor seinen ersten Duellen bei der Ringer-wm in Kasachstan. Und dieser Kampf wird brutal – denn der dreimalige Weltmeiste­r tritt gegen seinen eigenen Körper an: Er muss in kürzester Zeit mehrere Kilogramm abnehmen und dann gegen die Besten der Welt bestehen. „Das wird die Hölle“, prognostiz­iert Stäbler. Aber er lächelt dabei, fast so, als kämen ihm vor seiner letzten WM und der erhofften Qualifikat­ion für Olympia diese extrem erschwerte­n Bedingunge­n gerade recht.

„Wenn alle sagen, das ist unmöglich, dann muss ich es der ganzen Welt beweisen. Das ist mein großer Ansporn, das ist der Kick“, sagt der willens- und nervenstar­ke Ausnahmeat­hlet. Und dann erzählt Stäbler, was ihn erwartet, wenn er nach seinem Hinflug am Mittwoch in die kasachisch­e Hauptstadt Nur-sultan – dem bisherigen Astana – mit der notwendige­n Extrem-diät beginnt.

„Ich werde drei, vier Tage so gut wie nichts mehr trinken und nichts essen, höchstens mal einen Eiweißrieg­el von 40 Gramm oder ein paar Hundert Milliliter Wasser. Dennoch wird den ganzen Tag trainiert, dick eingepackt in einen Neoprenpul­li und mit einer Schwitzjac­ke drüber.“Der Körper werde ausgedrück­t wie ein Schwamm. „Da kannst du nicht mehr klar denken, kannst nicht schlafen. Du kannst nicht mehr schlucken und wünschst dir nur zu trinken. Das ist das Schlimmste.“

Der Grund für Stäblers bevorstehe­nde Tortur ist das Reglement, wonach seine gewohnte Gewichtskl­asse von 72 Kilogramm in Tokio 2020 nicht olympisch ist. Um bei seinen letzten Sommerspie­len dabei zu sein, muss der 30-Jährige also das Gewicht am Kampftag auf 67 Kilogramm drücken, das sind rund acht Kilogramm weniger als sein Normalgewi­cht.

Dieses sogenannte „Abkochen“kennt Stäbler eigentlich. Schon immer hungerte er sich wie die meisten Ringer zum erlaubten Kampfgewic­ht runter. Dennoch wird es diesmal anders sein. Bis vor zwei Jahren fand das Wiegen nämlich einen Tag vor dem Wettkampf statt. Also hatten die Sportler eine Nacht Zeit, zu essen und sich für den Wettkampf etliche Kilogramm zurückzuho­len. Inzwischen aber steht das Wiegen am Morgen der Kämpfe an und die Athleten müssen mit jenem Gewicht antreten. Noch schlimmer: Weil nach den Vorkämpfen die Duelle um die Medaillen erst am folgenden Tag ausgetrage­n werden, und dann noch mal gewogen wird, kann Stäbler auch nach dem ersten Kampftag kaum etwas essen.

Der Routinier musste also grundsätzl­ich und nicht nur kurzfristi­g runter mit dem Gewicht – was schwierig ist beim Körper eines Leistungss­portlers mit nur rund acht Prozent Körperfett. Vier Kilogramm ist er seit Frühjahr dauerhaft losgeworde­n durch eine umfangreic­he Diät: Weißer Zucker wurde komplett gestrichen, am Abend gab es keine Kohlenhydr­ate mehr. Scharfe Gewürze und Lebensmitt­el wie Chili und Ingwer kurbelten den Stoffwechs­el an, dazu gab es spezielle Nahrungser­gänzungsmi­ttel und Stoffe wie Jod und Bor. Stäbler musste ein „Verbrennun­gsmotor“werden, forderte sein Ernährungs

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FOTO: SZILARD KOSZTICSAK/DPA Frank Stäbler ist dreimalige­r Weltmeiste­r im Ringen. Bei der WM in Kasachstan will er erneut eine Medaille gewinnen.

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