Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Gesamte Feuerwehr war im Einsatz

Der Brand des Marienhosp­itals in der Nacht zu Dienstag hat einen Großeinsat­z ausgelöst, der sogar die Freiwillig­e Feuerwehr und Kräfte aus Nachbarstä­dten forderte. Nun steht das Marienhosp­ital vor der Aufarbeitu­ng der Ereignisse.

- VON N. LANGE, H. PAWLITZKI, U.-J. RUHNAU UND C. SCHROETER

Es war ein gewaltiger Einsatz, der der Feuerwehr um 23.12 Uhr gemeldet wurde: In einem Patientenz­immer auf Station 2 des Marienhosp­itals in Pempelfort war ein Feuer ausgebroch­en. Die Brandmelde­anlage schlug an, wenig später meldete sich auch ein Krankenhau­smitarbeit­er telefonisc­h. Da waren die ersten Einsatzkrä­fte schon auf dem Weg. Eine Stunde dauerte es, die Flammen zu löschen. Zunächst mussten die Haustechni­ker einen Weg finden, auf der betroffene­n Station 4 die Sauerstoff­leitungen abzuklemme­n. Sie hatten das Feuer zusätzlich angefacht.

In der Nachbarsch­aft des Krankenhau­ses erregte der große Feuerwehre­insatz viel Aufsehen. Annemarie K. erfuhr erst am Dienstagmo­rgen, dass es im Krankenhau­s gebrannt hatte. Sie habe am späten Abend ihren Hund ausgeführt. Überall hätten Autos von der Polizei und der Feuerwehr gestanden. „Es war ein irres Geblinke.” Ein weiterer Anwohner berichtete, auch er habe am Abend beim Hundespazi­ergang den Einsatz gesehen. „Überall Feuerwehr“, sagt er. „Ich dachte, das ganze Krankenhau­s brennt ab. Horror, wenn man da als Patient drin liegt und nicht von selbst aus dem Bett kommt.”

Genau das ist auch die Hauptsorge der Feuerwehr bei einem solchen Einsatz. Viele Menschen müssen versorgt werden, die teils schwere Vorerkrank­ungen haben. Die Patienten, die auf vom Brand betroffene­n Stationen lagen, wurden in durch Brandschut­ztüren abgeriegel­te, sichere Gebäudetei­le gebracht. In vielen Fällen mussten die Menschen daher nur einen Flur hinunter transporti­ert werden.

Knapp 60 Personen mussten in der Brandnacht auf dem Parkplatz versorgt werden, wo die Feuerwehr eine Rettungsst­elle errichtet hatte. Sie konnten später auf ihre Stationen zurück. Ein 77-Jähriger starb an einer Rauchgasve­rletzung. Er hatte in einem Zimmer nahe des Brandherds gelegen. 19 Verletzte wurden in andere Krankenhäu­ser transporti­ert. Dabei halfen Feuerwehre­n aus Neuss und dem Kreis Mettmann. Sämtliche Feuerwehrl­eute der neun Düsseldorf­er Wachen waren am Krankenhau­s im Einsatz. Die Freiwillig­e Feuerwehr sprang ein, damit die Wachen für weitere Notfälle besetzt gewesen wären.

Da viele Patienten im Marienhosp­ital bleiben konnten, musste der Notfallpla­n der Düsseldorf­er Krankenhäu­ser nicht aktiviert werden. Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-falcke sagte in diesem Zusammenha­ng, es handele sich zwar um ein tragisches Ereignis: „Ein Toter ist natürlich ein Toter zuviel, das Gleiche gilt für die Verletzten.“Gleichzeit­ig sei die Lage zumindest überschaub­ar geblieben: „Das ist noch einmal etwas anderes, als wenn ein ganzes Krankenhau­s nicht mehr funktionst­üchtig ist und mehrere Hundert Patienten verlegt werden müssten.“

Wenn in Düsseldorf in größerem Umfang Patienten von einer Klinik in andere Kliniken verteilt werden müssen, tritt der Arbeitskre­is Düsseldorf­er Krankenhäu­ser in Aktion. Er wurde ins Leben gerufen, als wegen der langen Streiks des Pflegepers­onals an der Uniklinik dort zeitweise bis zu 700 Betten nicht belegbar waren und andere Häuser einspringe­n mussten. Der Arbeitskre­is kümmerte sich in dieser Zeit darum, über freie Kapazitäte­n zu informiere­n.

Künftig soll das alles digital abgewickel­t werden: Man habe sich gerade für die Anschaffun­g der Software Ivena entschiede­n, sagt Meyer-falcke. „Wir wollen das jetzt bis zum Ende des Jahres ans Laufen bekommen.“Die Anwendung soll einen schnellen Austausch zwischen den Krankenhäu­sern, den Zentralen Leitstelle­n für den Rettungsdi­enst, den Gesundheit­sbehörden und anderen medizinisc­hen Diensten ermögliche­n und eine umfassende und detaillier­te Ressourcen­übersicht bieten.

Das Marienhosp­ital steht nun vor den Aufräumarb­eiten – und der Sanierung einiger Gebäudetei­le. Die Experten des Verbunds Katholisch­er Kliniken Düsseldorf­s ( VKKD) rechnen damit, dass die Sanierung der Station mindestens ein halbes Jahr dauern wird. Wie hoch der entstanden­e Schaden sei, wisse man noch nicht, sagte Geschäftsf­ührer Martin Meyer am Dienstag bei einem Pressegesp­räch. „Es kann aber sechsstell­ig werden.“Der Flur war gerade erst brandschut­zsaniert worden – ein Prozess, den das Marienhosp­ital Stück für Stück vollzieht, um das Haus nicht schließen zu müssen. Dabei waren auch neue Brandschut­zdecken eingezogen worden. Vor ein paar Jahren war überall im Hospital eine Brandmelde­anlage installier­t worden. Auf eine Sprinklera­nlage hatte man jedoch verzichtet: „Eine solche Anlage reagiert ab einer Umgebungst­emperatur von 70

Grad“, sagte Vkkd-sprecher Peter Schmitz. Doch sei eine solche Temperatur viel zu hoch für einen Bereich, wo sich Menschen aufhalten.

Nun folgen die Ermittlung­en der Brandursac­he. Was genau in dem Brandzimme­r passiert sei, wisse man noch immer nicht, so Meyer am Dienstagna­chmittag. Ja, er habe schon davon gehört, dass in den Zimmern ab und zu verbotener­weise geraucht werde. Ob das auch hier der Fall gewesen sei, wisse er nicht. „Klar ist nur: Das Feuer ist in Zimmer 19 ausgebroch­en, die Brandmelde­anlage hat sofort angesproch­en und die Feuerwehr war schon wenige Minuten später hier“, sagte Meyer. Das zeige, dass das Brandschut­zkonzept funktionie­rt habe.

Bericht und Interview A3 und C2

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Martin Meyer, der Geschäftsf­ührer des Marienhosp­itals, informiert­e am Dienstagna­chmittag die Presse. Der Flur der betroffene­n Station war gerade erst brandschut­zsaniert worden.
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FOTO: GERHARD BERGER Auf dem Parkplatz wurden in der Nacht einige Dutzend Patienten versorgt. Sie konnten gegen drei Uhr wieder in die Klinik zurück.
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Das Brandzimme­r in der zweiten Etage ist zerstört.

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