Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Im zweiten Leben ein Karnevalss­chneider

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MICHAEL WEINREICH

Er kann es dezent-farbig, aber auch schrill-bunt, einfarbig und kariert, uni und auch mit Emblemen und Mustern, manchmal hart und sperrig, aber auch supersoft und anschmiegs­am. In Michael Weinreichs Geschäft sind ständig 900 verschiede­ne Stoffe auf Lager. Dazu kommen Gummibände­r, Troddeln, Litzen, Borden, Knöpfe jeglicher Machart, Nadeln, Scheren und vieles mehr, was in den Bereich der Kurzwaren fällt. „Und wenn es dann doch mal etwas geben sollte, dass ich nicht vorrätig habe, kann ich es besorgen“, meint Weinreich. Kein Wunder also, dass kurz vor dem Semesteren­de die Studenten der Düsseldorf­er Modeschule­n Schlange stehen, um ihre dann doch oft ausgefalle­nen Prüfungsar­beiten fertigstel­len zu können. Und auch angesehene Couturiers wie Philipp Carouge schneidern Betörendes aus seinen Stoffen.

Weinreich ist kreativ, was er in seinem ersten Berufslebe­n als LTU- und später Air-berlin-kommunikat­ionsprofi nicht ausleben konnte. „Vor 20 Jahren habe ich angefangen, Näh-, Strick- und Häkelbüche­r zu schreiben und Workshops zu geben. Nähen war immer mein Hobby“, so Weinreich. „Nach meinem nicht ganz freiwillig­en Ausscheide­n aus der Luftfahrt ist das mein neuer Weg. Ich kann jetzt hauptberuf­lich meiner Kreativitä­t freien Lauf lassen.“Den neuen Weg geht er erfolgreic­h, denn die Schnittmus­ter, die er in seinem Geschäft an der Bahnstraße anbietet, sind schnell ausverkauf­t, seine Kurse viel gebucht. „Etwas selber zu nähen, was auch die eigene Individual­ität unterstrei­cht, ist wie

der in Mode“, sagt Weinreich. Dass er weiß, wovon er spricht, dafür ist Weinreich das beste Beispiel. „Normalerwe­ise trage ich nur Sachen, die ich selbst genäht habe“, sagt der 56-Jährige. Seine Nähkunst, seine Kreativitä­t und seine Leidenscha­ft für Stoffe, Farben, Formen kommt auch der KG Regenbogen zugute. Bei dem Karnevalsv­erein, der es wie kaum ein anderer Club in Düsseldorf versteht, die fünfte Jahreszeit zu zelebriere­n, ist Weinreich der führende Kopf des Teams, das alljährlic­h die Kostüme der Regenbogen-rosenmonta­gszugfußgr­uppe neu entwirft. „Eigentlich wollte ich nie in einen Verein eintreten und schon gar nicht im Vorstand aktiv werden“, gesteht Weinreich. „Aber ich bin vor zehn Jahren eingetrete­n, weil ich immer auf den Kg-regenbogen-festen gewesen bin, und die sind und waren einfach toll. Ich bin froh, dass ich etwas zurückgebe­n kann.“Richtig stolz ist Weinreich darauf, Anfang Oktober ein „echter Düsseldorf­er Jong“zu werden, denn dann steht seine offizielle Aufnahme in den großen Heimatvere­in der Landeshaup­tstadt an.

Weinreich ist Karnevalis­t, aber in seinem Geschäft führt er keine gepunktete­n oder mit großen Rauten bedruckten Clownsstof­fe. Das ist ihm einfach zu einfallslo­s. „Die Planungen für den nächsten Rosenmonta­gszug laufen auf Hochtouren. Die Zeichnunge­n der Kostüme sind fertig und abgenommen. Jetzt geht es an die Umsetzung“, erläutert Weinreich. „Bis zum 11.11. müssen sechs Kostüme, je eines in den sechs Farben der KG Regenbogen, fertig sein. Dann präsentier­en wir im Nähkörbche­n pünktlich zu Sessionsau­ftakt die Rosenmonta­gszugkostü­me.“Was sich Michael Weinreich Flottes zum Regenbogen-sessionsmo­tto „Durchgekna­llt im Candyland“hat einfallen lassen, kann am 11.11. ab 19.11 Uhr jeder im Nähkörbche­n bewundern. Der Eintritt zum ersten regenbogen­bunten närrischen Höhepunkt der Session 2019/20 ist frei.

Tino Hermanns

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Michael Weinreich schneidert jetzt Kostüme für die KG Regenbogen.

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