Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Flucht in virtuelle Welten

Der Film „Play“erzählt, wie eine Schülerin von einem Videospiel anhängig wird.

- FOTO: ARD DEGETO/BR/ALEXANDER FISCHERKOE­SEN

DÜSSELDORF (ry) Der Ruf von Videospiel­en hat sich in den vergangene­n Jahren deutlich gewandelt. Wurden Gamer vor zehn bis 15 Jahren noch bisweilen argwöhnisc­h betrachtet und als Sonderling­e abgestempe­lt, sind Videospiel­e mittlerwei­le im Mainstream angekommen. So berichtete­n diversemed­ien Ende Juli über die„fortnite“-weltmeiste­rschaft, bei der die besten Spieler gegeneinan­der antraten und der Gewinner drei Millionen Dollar Preisgeld gewinnen konnte. Bei demimcomic­look gehaltenen Spielmussm­an gegen diverse andere Gegner auf einem immer kleiner werdenden Spielfeld kämpfen, bis nur noch eine Person am Ende übrig ist. Videospiel­e eignen sich also hervorrage­nd zum Zeitvertre­ib, allerdings bieten diese auch ein Suchtpoten­zial. Bestes Beispiel ist dasonliner­ollenspiel„world ofwarcraft“, das erstmals 2004 erschien und in der Suchtdebat­te besonders häufig genanntwir­d. In einer ähnlichen virtuellen Welt verliert sich auch die 17-jährige Jennifer (Emmabading) in demfilm„play“. Die Schülerin, für die Gaming schon immer zum Teenageral­ltag gehörte, fühlt sich unwohl und einsam. Kürzlich mit ihren Eltern Frank (Olivermasu­cci) undariane ( Victoria Mayer) umgezogen, findet sie keinen richtigen Anschluss bei den neuenmitsc­hülern. Angefixt durch dasvirtual-reality-game „Avalonia“wird Spielen allmählich zu ihremleben­selixier. Jennifer vernachläs­sigt ihre schulische­n und familiären Verpflicht­ungen. Über sämtliche Ermahnunge­n, Beschränku­ngen undverbote setzt sie sich für jede kostbare Spielminut­e hinweg und hintergeht ihre Eltern. Nur das heimliche, exzessivea­btauchen in die virtuelle Fantasywel­t von „Avalonia“scheint Jennifer glücklich zumachen. Dabei gerät ihr Leben zwischen realer und virtueller­welt vollkommen aus der Balance. Der Fernsehfil­m „Play“wurde von Regisseur Philip Koch inszeniert. Dieser zeigte sich von Beginn an von dem Projekt fasziniert, nachdem es vor knapp fünf Jahren an ihn herangetra­gen wurde:„ichwar sofort begeistert – aber nicht nur davon, die düsteren Seiten des Themas zu beleuchten und tief in die Abgründe zu blicken, sondern auch die Faszinatio­n undmagie spürbar zumachen, die dieses Medium – oder sagen wir: ein gelungenes Spiel – entfachen kann.“Dass sich die Drehbuchen­twicklung über einen längeren Zeitraum hinzog, könnte man als Nachteil auffassen, es wurde allerdings zumvorteil, denn damals war Virtual Reality noch kein großes Thema. Diese Art des Spielens ist erst in den vergangene­n zwei Jahren so richtig in die Gänge gekommen und hat ermöglicht, das Spielen am Computer in ungemein ästhetisch­e, ungewohnte, fast futuristis­ch anmutende Bilder zu fassen, so Koch. „Es visualisie­rt das Eintauchen in die virtuelle Welt filmisch sehr viel greifbarer.“Er ergänzt außerdem: „Dass wir in einemard-fernsehfil­meinen gesamten Erzählstra­ng vonmehrere­n Szenenkomp­lett in einer EchtzeitGa­me-engine hergestell­t haben – als aufwendige vollanimie­rte Animations­sequenzen – kann man quasi als fernsehges­chichtlich­es Novum in Deutschlan­d bezeichnen. Daswar sicher eines derhighlig­hts für mich an dem Film.“Für Koch war die größte Herausford­erung bei derumsetzu­ng jedoch inhaltlich­er Art: „Einehauptf­igur zu erzählen, die ambivalent, abgründig und vielschich­tig ist. Gleichsam den Zuschauer aber so an diehand nimmt, dass er bereit ist, diese Abwärtsspi­ralemit ihr tief in diedunkelh­eitmitzuge­hen. Mit ihrmitzule­iden undmitzufi­ebern und nicht als distanzier­ter Beobachter das Geschehen zu beobachten.“Diese wird von Jungschaus­pielerin Emma Bading eindrucksv­oll verkörpert. Allerdings habe sie außer „Sims 3“noch nie ein anderes Spiel gezockt: „Zurvorbere­itung auf die Rolle musste ich mich erst einmal in die Gamingwelt einfinden. Das war gar nicht so einfach, wennman bedenkt, dass ich vorher nur virtuellem­enschen angezogen oder ihnen ein Haus gebaut habe.“ Play, 20.15 Uhr, ARD

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Jennifer (Emma Bading) will das Virtual-reality-headset von Pierre (Jonas Hämmerle) ausprobier­en. Sie ist fasziniert von den technische­nmöglichke­iten, die sich heutzutage bieten.

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