Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Flucht in virtuelle Welten
Der Film „Play“erzählt, wie eine Schülerin von einem Videospiel anhängig wird.
DÜSSELDORF (ry) Der Ruf von Videospielen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Wurden Gamer vor zehn bis 15 Jahren noch bisweilen argwöhnisch betrachtet und als Sonderlinge abgestempelt, sind Videospiele mittlerweile im Mainstream angekommen. So berichteten diversemedien Ende Juli über die„fortnite“-weltmeisterschaft, bei der die besten Spieler gegeneinander antraten und der Gewinner drei Millionen Dollar Preisgeld gewinnen konnte. Bei demimcomiclook gehaltenen Spielmussman gegen diverse andere Gegner auf einem immer kleiner werdenden Spielfeld kämpfen, bis nur noch eine Person am Ende übrig ist. Videospiele eignen sich also hervorragend zum Zeitvertreib, allerdings bieten diese auch ein Suchtpotenzial. Bestes Beispiel ist dasonlinerollenspiel„world ofwarcraft“, das erstmals 2004 erschien und in der Suchtdebatte besonders häufig genanntwird. In einer ähnlichen virtuellen Welt verliert sich auch die 17-jährige Jennifer (Emmabading) in demfilm„play“. Die Schülerin, für die Gaming schon immer zum Teenageralltag gehörte, fühlt sich unwohl und einsam. Kürzlich mit ihren Eltern Frank (Olivermasucci) undariane ( Victoria Mayer) umgezogen, findet sie keinen richtigen Anschluss bei den neuenmitschülern. Angefixt durch dasvirtual-reality-game „Avalonia“wird Spielen allmählich zu ihremlebenselixier. Jennifer vernachlässigt ihre schulischen und familiären Verpflichtungen. Über sämtliche Ermahnungen, Beschränkungen undverbote setzt sie sich für jede kostbare Spielminute hinweg und hintergeht ihre Eltern. Nur das heimliche, exzessiveabtauchen in die virtuelle Fantasywelt von „Avalonia“scheint Jennifer glücklich zumachen. Dabei gerät ihr Leben zwischen realer und virtuellerwelt vollkommen aus der Balance. Der Fernsehfilm „Play“wurde von Regisseur Philip Koch inszeniert. Dieser zeigte sich von Beginn an von dem Projekt fasziniert, nachdem es vor knapp fünf Jahren an ihn herangetragen wurde:„ichwar sofort begeistert – aber nicht nur davon, die düsteren Seiten des Themas zu beleuchten und tief in die Abgründe zu blicken, sondern auch die Faszination undmagie spürbar zumachen, die dieses Medium – oder sagen wir: ein gelungenes Spiel – entfachen kann.“Dass sich die Drehbuchentwicklung über einen längeren Zeitraum hinzog, könnte man als Nachteil auffassen, es wurde allerdings zumvorteil, denn damals war Virtual Reality noch kein großes Thema. Diese Art des Spielens ist erst in den vergangenen zwei Jahren so richtig in die Gänge gekommen und hat ermöglicht, das Spielen am Computer in ungemein ästhetische, ungewohnte, fast futuristisch anmutende Bilder zu fassen, so Koch. „Es visualisiert das Eintauchen in die virtuelle Welt filmisch sehr viel greifbarer.“Er ergänzt außerdem: „Dass wir in einemard-fernsehfilmeinen gesamten Erzählstrang vonmehreren Szenenkomplett in einer EchtzeitGame-engine hergestellt haben – als aufwendige vollanimierte Animationssequenzen – kann man quasi als fernsehgeschichtliches Novum in Deutschland bezeichnen. Daswar sicher eines derhighlights für mich an dem Film.“Für Koch war die größte Herausforderung bei derumsetzung jedoch inhaltlicher Art: „Einehauptfigur zu erzählen, die ambivalent, abgründig und vielschichtig ist. Gleichsam den Zuschauer aber so an diehand nimmt, dass er bereit ist, diese Abwärtsspiralemit ihr tief in diedunkelheitmitzugehen. Mit ihrmitzuleiden undmitzufiebern und nicht als distanzierter Beobachter das Geschehen zu beobachten.“Diese wird von Jungschauspielerin Emma Bading eindrucksvoll verkörpert. Allerdings habe sie außer „Sims 3“noch nie ein anderes Spiel gezockt: „Zurvorbereitung auf die Rolle musste ich mich erst einmal in die Gamingwelt einfinden. Das war gar nicht so einfach, wennman bedenkt, dass ich vorher nur virtuellemenschen angezogen oder ihnen ein Haus gebaut habe.“ Play, 20.15 Uhr, ARD