Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Brexit schwächt Nrw-hochschule­n

Wissenscha­ftler fürchten um laufende Projekte und Austauschp­rogramme.

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DÜSSELDORF (kib) Der Brexit hat nach Auffassung von Wissenscha­ftlern gravierend­e Folgen auch für die Hochschule­n in NRW. Die deutschen Hochschule­n verlören ihren wohl wichtigste­n wissenscha­ftlichen Kooperatio­nspartner in Europa, sagte Thomas Ackermann, Professor für Bürgerlich­es und Wirtschaft­s-recht an der Münchner Ludwig-maximilian­s-universitä­t. Sowohl im Bereich des Studiums als auch in der Forschung werde der Austausch durch neue Hemmnisse infolge des Brexit erschwert. Es sei zu bezweifeln, dass deutsche Hochschule­n von einem Exodus britischer Wissenscha­ftler profitiere­n könnten. Gerade für Spitzenfor­scher seien deutsche Universitä­ten aufgrund der Sprachbarr­iere, der hohen Lehrverpfl­ichtung, der Bürokratie, der Vielzahl von Studierend­en pro Professor und der im Vergleich zu britischen Top-universitä­ten geringen internatio­nalen Reputation meist keine Karriere-option, heißt es in einer Stellungna­hme des Wissenscha­ftlers für den Landtag in Düsseldorf.

Besorgt äußerten sich auch die Kanzler der Universitä­ten in NRW: Im Fall eines harten Brexit sei unsicher, ob selbst die bestehende­n Finanzieru­ngszusagen für laufende Projekte aufrechter­halten werden könnten. Es werde zudem zu erhebliche­n aufenthalt­srechtlich­en Einschränk­ungen kommen und voraussich­tlich zu höheren Studiengeb­ühren in Großbritan­nien.

Die Uni-kanzler zeigten sich damit skeptische­r als Jutta Allmending­er, Präsidenti­n des Wissenscha­ftszentrum­s Berlin für Sozialfors­chung ( WZB), und Steffen Huck, WZB-ABteilungs­direktor. Die beiden hatten jüngst betont, wegen der wegfallend­en Eu-fördermitt­el seien die britischen Hochschule­n an Kooperatio­nen mit deutschen Unis interessie­rt, um so indirekt weiterhin in den Genuss von Fördermitt­eln zu kommen. Als Beispiele nannten sie neu geknüpfte Allianzen zwischen Berlin und Oxford, München und Cambridge, Dresden und London sowie Frankfurt und Birmingham.

Die SPD forderte die Landesregi­erung auf, entspreche­nde Kontakte auch in NRW anzubahnen: „Ein Engagement der nordrhein-westfälisc­hen Landesregi­erung in vergleichb­arem Maß ist nicht feststellb­ar.“

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