Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
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Der norwegische Konzern will sein Walzgeschäft massiv umbauen. Nach der Veredelungssparte trifft es nun auch andere Bereiche des Foliengeschäfts. Die IG Metall nennt das Vorgehen des Managements schäbig.
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GREVENBROICH Aluminium gilt als einer der Werkstoffe der Zukunft. In den Leitungen, mit denen Energie von den Offshore-windparks der Nordsee ins Landesinnere transportiert wird, ist er verbaut. Aus der Automobilindustrie ist er nicht mehr wegzudenken. Und doch hat der Aluminiumproduzent Hydro nun angekündigt, in seinem Walzgeschäft im großen Stil Stellen abzubauen. Die Rede ist von insgesamt 735 Vollzeitstellen im Walzgeschäft. Betroffen ist die Folienproduktion und damit insbesondere der Standort Grevenbroich, wo nach Angaben der IG Metall nahezu jede vierte Stelle wegfallen könnte.
Entsprechend verärgert äußerte sich der Nrw-bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler, gegenüber unserer Redaktion: „Die Wut und Enttäuschung der Belegschaft ist verständlich.“Jahrelang habe das Unternehmen es unterlassen, dringend nötige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Folien-hauptbetriebs zu tätigen. Jetzt stehe man vor dem Scherbenhaufen dieser Managementfehler und die Belegschaft solle es ausbaden. „Das ist schäbig“, sagte Giesler. „Es braucht ein Zukunftskonzept und keinen Kahlschlag.“
Die Arbeitnehmer fühlen sich auch deshalb hinters Licht geführt, weil Betriebsrat, IG Metall und Management erst kürzlich die Schließung der Folienveredelung ausgehandelt hatten. Der Bereich mit 117 Beschäftigten hatte unter anderem Alufolienverpackungen für Arzneien bedruckt. Ende des Jahres wird der Betrieb eingestellt. Volker Consoir, Geschäftsführer der IG Metall Düsseldorf-neuss, war an dem Prozess beteiligt: „Wir haben ordentlich und ruhig eine Lösung für die Veredelung hinbekommen – ohne betriebsbedingte Kündigungen und mit einem Wechsel zahlreicher Kollegen in andere Bereiche.“Entsprechend sei der nun angekündigte Abbau ein Schock. „Wir werden die vom Unternehmen vorgelegten Daten von einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen prüfen lassen und Alternativkonzepte vorlegen.“
Ein Hydro-sprecher erklärte, man versuche, betriebsbedingte Kündigungen auch diesmal zu vermeiden und werde ein entsprechendes Freiwilligenprogramm auflegen – mit Vorruhestands-, Altersteilzeit- und Abfindungs-modellen. Dazu werde es Gespräche mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft geben. Standortschließungen seien zumindest „Stand heute“nicht geplant.
Die Mitarbeiter in Grevenbroich wurden am Mittwoch in einer Betriebsversammlung mit rund 1000 Teilnehmern über den Job-abbau informiert. „Viele Kollegen haben Existenzängste. Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, kündigte der Betriebsratsvorsitzende Heinz Höhner an. Die Arbeitnehmervertretung befürchtet, dass insgesamt fast 500 Arbeitsplätze am Standort gestrichen werden. „Der Stellenabbau ist ein schwerer Schlag für die Wirtschaftskraft von Stadt und Region“, sagte Landtagsabgeordnete Heike Troles (CDU).
Nach Informationen von Hydro sollen 226 Stellen im Folien-hauptbetrieb wegfallen, die restlichen 343 Stellen entfallen auf alle Rolled-products-standorte. Dazu gehören neben Grevenbroich (insgesamt knapp 2000 Beschäftigte) ein Forschungsund Entwicklungsstandort in Bonn mit rund 130 Mitarbeitern, ein Walzwerk mit eigener Gießerei in Hamburg (650 Stellen) sowie das Rheinwerk in Neuss (740 Stellen). Zudem gibt es einen kleineren Betrieb mit 45 Mitarbeitern in Dormagen. Weitere Details zum Abbauprogramm, mit dem der Konzern jährlich 60 Millionen Euro sparen will, wird die Unternehmensleitung erst in knapp zwei Wochen bei einem Investorentag mitteilen.