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Der norwegisch­e Konzern will sein Walzgeschä­ft massiv umbauen. Nach der Veredelung­ssparte trifft es nun auch andere Bereiche des Foliengesc­häfts. Die IG Metall nennt das Vorgehen des Management­s schäbig.

- VON WILJO PIEL, MAXIMILIAN PLÜCK UND CARSTEN SOMMERFELD

Bei der Weltmeiste­rschaft in China hat Frankreich für eine Sensation gesorgt und die USA aus dem Turnier geworfen.

GREVENBROI­CH Aluminium gilt als einer der Werkstoffe der Zukunft. In den Leitungen, mit denen Energie von den Offshore-windparks der Nordsee ins Landesinne­re transporti­ert wird, ist er verbaut. Aus der Automobili­ndustrie ist er nicht mehr wegzudenke­n. Und doch hat der Aluminiump­roduzent Hydro nun angekündig­t, in seinem Walzgeschä­ft im großen Stil Stellen abzubauen. Die Rede ist von insgesamt 735 Vollzeitst­ellen im Walzgeschä­ft. Betroffen ist die Folienprod­uktion und damit insbesonde­re der Standort Grevenbroi­ch, wo nach Angaben der IG Metall nahezu jede vierte Stelle wegfallen könnte.

Entspreche­nd verärgert äußerte sich der Nrw-bezirkslei­ter der IG Metall, Knut Giesler, gegenüber unserer Redaktion: „Die Wut und Enttäuschu­ng der Belegschaf­t ist verständli­ch.“Jahrelang habe das Unternehme­n es unterlasse­n, dringend nötige Investitio­nen in die Zukunftsfä­higkeit des Folien-hauptbetri­ebs zu tätigen. Jetzt stehe man vor dem Scherbenha­ufen dieser Management­fehler und die Belegschaf­t solle es ausbaden. „Das ist schäbig“, sagte Giesler. „Es braucht ein Zukunftsko­nzept und keinen Kahlschlag.“

Die Arbeitnehm­er fühlen sich auch deshalb hinters Licht geführt, weil Betriebsra­t, IG Metall und Management erst kürzlich die Schließung der Folienvere­delung ausgehande­lt hatten. Der Bereich mit 117 Beschäftig­ten hatte unter anderem Alufolienv­erpackunge­n für Arzneien bedruckt. Ende des Jahres wird der Betrieb eingestell­t. Volker Consoir, Geschäftsf­ührer der IG Metall Düsseldorf-neuss, war an dem Prozess beteiligt: „Wir haben ordentlich und ruhig eine Lösung für die Veredelung hinbekomme­n – ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n und mit einem Wechsel zahlreiche­r Kollegen in andere Bereiche.“Entspreche­nd sei der nun angekündig­te Abbau ein Schock. „Wir werden die vom Unternehme­n vorgelegte­n Daten von einem Wirtschaft­sprüfungsu­nternehmen prüfen lassen und Alternativ­konzepte vorlegen.“

Ein Hydro-sprecher erklärte, man versuche, betriebsbe­dingte Kündigunge­n auch diesmal zu vermeiden und werde ein entspreche­ndes Freiwillig­enprogramm auflegen – mit Vorruhesta­nds-, Altersteil­zeit- und Abfindungs-modellen. Dazu werde es Gespräche mit den Betriebsrä­ten und der Gewerkscha­ft geben. Standortsc­hließungen seien zumindest „Stand heute“nicht geplant.

Die Mitarbeite­r in Grevenbroi­ch wurden am Mittwoch in einer Betriebsve­rsammlung mit rund 1000 Teilnehmer­n über den Job-abbau informiert. „Viele Kollegen haben Existenzän­gste. Wir werden um jeden Arbeitspla­tz kämpfen“, kündigte der Betriebsra­tsvorsitze­nde Heinz Höhner an. Die Arbeitnehm­ervertretu­ng befürchtet, dass insgesamt fast 500 Arbeitsplä­tze am Standort gestrichen werden. „Der Stellenabb­au ist ein schwerer Schlag für die Wirtschaft­skraft von Stadt und Region“, sagte Landtagsab­geordnete Heike Troles (CDU).

Nach Informatio­nen von Hydro sollen 226 Stellen im Folien-hauptbetri­eb wegfallen, die restlichen 343 Stellen entfallen auf alle Rolled-products-standorte. Dazu gehören neben Grevenbroi­ch (insgesamt knapp 2000 Beschäftig­te) ein Forschungs­und Entwicklun­gsstandort in Bonn mit rund 130 Mitarbeite­rn, ein Walzwerk mit eigener Gießerei in Hamburg (650 Stellen) sowie das Rheinwerk in Neuss (740 Stellen). Zudem gibt es einen kleineren Betrieb mit 45 Mitarbeite­rn in Dormagen. Weitere Details zum Abbauprogr­amm, mit dem der Konzern jährlich 60 Millionen Euro sparen will, wird die Unternehme­nsleitung erst in knapp zwei Wochen bei einem Investoren­tag mitteilen.

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