Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Polizei ermittelt wegen Brandstift­ung

Nach dem Brand im Marienhosp­ital mit einem Toten ermittelt die Polizei gegen einen Senioren. Gesundheit­sminister Laumann dankte bei einem Besuch den Rettern. Der Betrieb im Haus geht weiter, genau wie die Brandschut­zsanierung.

- VON HELENE PAWLITZKI UND CHRISTOPH SCHROETER

Das Feuer im Marienhosp­ital, bei dem ein Mann starb und 19 Personen verletzt wurden, entstand nach aktueller Überzeugun­g von Polizei und Staatsanwa­ltschaft durch Fahrlässig­keit. Einen technische­n Defekt könne man als Brandursac­he ausschließ­en, hieß es. Ermittelt werde nun gegen einen 83-jährigen Patienten, der an Demenz leidet. Er wurde im Feuer verletzt und könne derzeit nicht befragt werden, teilte die Polizei mit. Ob der Mann in dem Zimmer verbotener­weise geraucht hat, ist noch nicht bekannt.

Eigentlich, erklärt Robert Busse, technische­r Leiter beim Krankenhau­sträger VKKD, seien die Brandmelde­anlagen in den Zimmern so sensibel, dass sie auch beim Rauch einer Zigarette auslösen würden. Aber: „Raucher sind bei so etwas sehr erfinderis­ch“, so Busse.

Wäre die betroffene Station im zweiten Obergescho­ss des Bettenhaus­es nicht bereits brandschut­ztechnisch saniert gewesen, hätte das Feuer am Montagaben­d wohl noch schlimmere Folgen gehabt. „Früher hatten wir hier Gitterholz­decken in den Fluren“, erklärt Busse. Sie wären bei Feuer brennend herunterge­fallen. Patienten und Mitarbeite­r hätten über die Teile laufen müssen oder wären von ihnen getroffen worden.

1,8 Millionen Euro hat das Marienhosp­ital seit 2017 investiert, um die Flure im Bettenhaus brandschut­ztechnisch zu sanieren. In diesem Jahr sollen die Arbeiten abgeschlos­sen werden – abgesehen von der Station, auf der das Feuer ausgebroch­en ist. „Bis dort alles wieder in Ordnung ist, das dürfte noch Monate dauern“, sagte Busse.

Die Flurdecken in den sanierten Bereichen entspreche­n der Feuerwider­standsklas­se F30. „Das bedeutet, dass sie einem Brand mindestens 30 Minuten standhalte­n können“, erklärt Busse. In den Zimmern gebe es diese Decken nicht. „Aber da sind die Leute ja im Brandfall auch in kürzester Zeit raus.“

Wie gut die Personenre­ttung in der Brandnacht funktionie­rt hatte, betonte auch Nrw-gesundheit­sminister Karl-josef Laumann. Er besuchte am Mittwochna­chmittag das Marienhosp­ital und sprach dort mit Mitarbeite­rn des Krankenhau­ses, die an der Rettung beteiligt waren. „Es war mir ein Anliegen, diesen Menschen meine Anerkennun­g und meinen Dank auszusprec­hen“, sagte Laumann anschließe­nd. Beides gelte auch der Feuerwehr und dem Rettungsdi­enst. „Alle Beteiligte­n sind mit der Situation absolut profession­ell umgegangen. Davor habe ich den größten Respekt.“Einige Mitarbeite­r seien aus dem Feierabend zurückgeko­mmen, um mitzuhelfe­n. „Auf all das kann man wirklich stolz sein.“

Angesproch­en auf die aktuelle Diskussion um den Brandschut­z in Krankenhäu­sern sagte Laumann, es habe im Marienhosp­ital keine Defizite gegeben. „Man kann nicht jedes Unglück verhindern, auch wenn wir uns alle Mühe geben.“Das System funktionie­re. Man könne nur an die Verantwort­ung aller Patienten appelliere­n, um Brände zu verhindern.

Auch Weihbischo­f Dominikus Schwaderla­pp stattete dem Marienhosp­ital einen Besuch ab. „Ich möchte signalisie­ren: Wir alle tragen die Last mit“, sagte er. Er habe mit Patienten gesprochen, die nahe des Brand-zimmers gelegen hätten. „Beide waren froh und dankbar, überlebt zu haben – und lobten die vorbildlic­he Reaktion des Krankenhau­ses auf die Situation.“

Martin Meyer, Geschäftsf­ührer des Marienhosp­itals, beruhigt unterdesse­n Patienten mit anstehende­n Operatione­n und solche, die etwa die onkologisc­he Tagesklini­k aufsuchen: „Alles läuft normal weiter, es kommt zu keinerlei Einschränk­ungen.“Natürlich könnten die betroffene­n Patientenz­immer nicht genutzt werden. „Aber das ist bei einem Gebäude aus den 70er Jahren normal, da muss immer mal irgendwo etwas repariert oder saniert werden.“

Über den Zustand der vier lebensgefä­hrlich verletzten und nach Aachen und Gelsenkirc­hen verlegten Patienten konnten weder die Leitung des Marienhosp­itals noch die Feuerwehr Düsseldorf etwas sagen. Man habe keine aktuelle Rückmeldun­g von den beiden Kliniken bekommen.

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FOTO: END Marienhosp­ital-geschäftsf­ührer Martin Meyer (v. l.) mit Minister Karl-josef Laumann und dem Ärztlichen Direktor der Klinik, Karl-heinz Schultheis

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