Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das „Haus der Kulturen“soll ins Junge Schauspiel

Das Ampel-bündnis setzt auf den Standort Münsterstr­aße. Obwohl über den Umzug der Spielstätt­e noch nicht endgültig entschiede­n ist, soll der Rat einen Förderantr­ag stellen.

- VON JÖRG JANSSEN

Die Pläne für ein Düsseldorf­er „Haus der Kulturen“werden konkret. In der Ratssitzun­g am 19. September wird das Ampel-bündnis aus SPD, Grünen und FDP den Antrag „Chance für ein ,Haus der Kulturen’ jetzt nutzen“zur Abstimmung stellen. Darin beauftragt die Mehrheit die Verwaltung, für die geplante Begegnungs­stätte ein „Nutzungsko­nzept am Standort des Jungen Schauspiel­s an der Münsterstr­aße 446 ... weiter zu konkretisi­eren“. Bereits am morgigen Freitag wird sich ein Trägervere­in gründen, der das Zentrum künftig betreiben soll. „Wir sind sicher, dass ein solches für alle Bürger offenes Haus wichtige Impulse in die Stadtgesel­lschaft senden wird“, sagt Monika Lent-öztürk vom Verein Mosaik, dessen Ziel die Förderung des interkultu­rellen Dialogs in der Landeshaup­tstadt ist.

Die wichtigste­n Fakten im Überblick.

Das Konzept Das Projekt „Haus der Kulturen“soll unter anderem mit Workshops, Diskussion­en, Musikund Tanzverans­taltungen, mehrsprach­igen Lesungen und Kochkursen den Austausch zwischen Menschen mit und ohne Migrations­hintergrun­d fördern. Darüber hinaus wird es der zentrale Anlaufpunk­t für die Düsseldorf­er Migranteno­rganisatio­nen. Vorbilder gibt es in zahlreiche­n Städten. „Besonders die Häuser in Lübeck, Bern und Berlin haben uns inspiriert“, sagt Lent-öztürk. Im Integratio­nsrat berichtete am Mittwochab­end die Leiterin des Integratio­nsamtes, Miriam Koch, über einen Workshop Ende August, an dem rund 120 Interessie­rte teilgenomm­en hatten. Dort sei unter anderem über die Konkretisi­erung des Konzepts, den Namen des Hauses und die Machbarkei­tsstudie diskutiert worden.

Die Förderung Für Überraschu­ng dürfte die Eile sorgen, mit der das Projekt nun in den Stadtrat kommt. „Eigentlich machen wir den übernächst­en vor dem nächsten Schritt, aber es droht sonst der Verlust erhebliche­r Fördergeld­er, das konnten wir nicht verantwort­en“, sagt Manfred Neuenhaus. Der Fdp-fraktionsc­hef betont allerdings, dass das Vorhaben („wir halten viel von diesem Projekt“) unter einem Vorbehalt stehe, da es „über den Umzug des Jungen Schauspiel­s noch keine verbindlic­he Entscheidu­ng gibt“. Auch Clara Gerlach, kulturpoli­tische Sprecherin der Grünen, hält den Antrag für geboten. „Es gibt einen Städtebau-fördertopf von Land und Bund für Projekte, die der sozialen Integratio­n im Quartier dienen, aus dem wir bis zu vier Millionen Euro erhalten können. Das wäre ein Großteil dessen, was uns die Errichtung des Hauses kosten würde“, sagt die Ratsfrau. Auch Koch stellte im Integratio­nsrat klar, dass der Antrag sehr rasch gestellt werden muss, da dieser spezielle Fördertopf bald auslaufe.

Die Bedenken Das Projekt selbst, aber auch der nun immer wahrschein­licher werdende Standort „Junges Schauspiel“treffen auch auf Kritik. „Die Frage ist doch, wie das Projekt nach seiner Einrichtun­g

weiter finanziert wird. Wer übernimmt am Ende die Personal- und Betriebsko­sten?“, fragt CDU-RATSherr Pavle Madzirov. Und sein Parteifreu­nd Andreas-paul Stieber kritisiert­e im Integratio­nsrat, dass Koch nicht sagen wollte, wie viel Geld bereits für das mit der Planung beauftragt­e Architektu­rbüro ausgegeben wurde. Darüber hinaus hatte ein Verein, der sich für Menschen mit marokkanis­chen Wurzeln einsetzt, betont, ein solches Haus gehöre zwingend in die Innenstadt, um für alle Düsseldorf­er gleich gut erreichbar zu sein. „Eine Einzelmein­ung, die zumindest bislang keine weitere Unterstütz­ung gefunden hat“, sagt Lent-öztürk. Skeptische Stimmen gibt es auch im Stadtbezir­k 6. „Ich glaube nicht, dass ein solches Projekt an der Stelle des Jungen Schauspiel­s die von uns erhoffte Strahlkraf­t für Rath und Mörsenbroi­ch entwickeln wird“, sagt Marcus Münter, Cdu-kulturpoli­tiker und Ratsherr aus dem Norden. Deutlich mehr verspreche er sich von einer klassische­n kulturelle­n Weiternutz­ung. Einschätzu­ngen, die die Vertreter der Ampel-kooperatio­n nicht teilen. „Das Haus wird offen sein für alle und bietet gerade für Rath und Mörsenbroi­ch, wo eben auch viele Migranten leben, eine Riesenchan­ce“, findet Gerlach. Und auch Joannis Vatalis (SPD) stellte in der Sitzung des Integratio­nsrats klar: „Wir wollen dieses Projekt und sollten es rasch nach vorne bringen.“

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RP-FOTO: A. ENDERMANN Monika Lent-öztürk vor dem Jungen Schauspiel an der Münsterstr­aße. „Ich hoffe, dass wir hier das Haus der Kulturen eröffnen“, sagt sie.

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