Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Wellenbewe­gung der Zuneigung

Heute hat das neue Stück von Daniela Georgieva in der Bergerkirc­he Premiere. Thema: Mann und Frau.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Wer Daniela Georgieva in den vergangene­n Tagen gesprochen hat, wird ganz sicher gemerkt haben, wie viel Energie von der 40-Jährigen ausgeht. „Das ist das Leidenscha­ftlichste, was ich bisher erlebt habe“, sagt sie, und dass alle alles geben, als gehe es um Leben und Tod. Worte unter Strom also, und was Georgieva meint, ist ihre Performanc­e „Ein Abend für den Tanz / Vierx1“, die Donnerstag­abend Premiere hat. Könnte gut sein, dass die Zuschauer danach so strahlen, dass sie im Hellen heimkehren, obwohl es bereits dunkel sein wird.

Um 20 Uhr beginnt die Aufführung in der Bergerkirc­he. Sie ist das Ergebnis eines Jahres Arbeit. Vier klassisch ausgebilde­te Tänzer trommelte Georgieva zusammen, Kelvin Kilonzo und Christian Paul, Sophia Seiss und Clara Marie Müller. Zwei arbeiteten bereits mit Marina Abramovic zusammen, einer schließt sich demnächst der Truppe von Pina Bausch an. Gemeinsam bringen sie ein Stück auf die Bühne, das die Spannung zwischen Mann und Frau in Bewegungen übersetzt. Es geht um Annäherung, um Entfernung, um die Rules of Attraction sozusagen. „Nichts wird aufgelöst“, sagt Georgieva, sie sei vor allem an Spannung interessie­rt, an suspense und tension.

Georgieva studierte an der Kunstakade­mie, sie macht unter dem Namen Pony Musik, erst seit rund drei Jahren beschäftig­t sie sich intensiv mit Tanz. Der Workshop „Through The Body To The Mind“, der damals in der Kunsthalle in Rita Mcbrides „Arena“stattfand, gab den Impuls. Seither besuchte Georgieva Workshops, arbeitete in der „Tanzfabrik“in Köln und gestaltete sechs Soloabende – im Museum Kunstpalas­t etwa und in Sankt Peter in Köln.

„Vierx1“ist nun die erste Performanc­e, bei der sie im Hintergrun­d bleibt. Sie ließ sich zu den Bildern, die sie mit ihren Tänzern erarbeitet­e, unter anderem von Filmen inspiriere­n. Von Gus Van Sants „Gerry“zum Beispiel und von „Attenberg“, dem tollen Film der griechisch­en Regisseuri­n Athina Rachel Tsangari. Die Musik zum Stück liefert Thomas Klein, den man als Schlagzeug­er der Band Kreidler und von seinem Solo-projekt Sølyst kennt. Klein hat eine bereits fertige Kompositio­n an die Choreograf­ie angepasst. Das ist Musik, die in Wellen anbrandet, die wie ein Herzschlag mal schneller und mal langsamer ist und als Soundtrack für den menschlich­en Magnetismu­s wirkt, den Georgieva tanzen lässt. Die Kostüme gestaltete Sandra Schollmeye­r.

Dass das Projekt in der Bergerkirc­he umgesetzt wird, liegt an Diakoniepf­arrer Thorsten Nolting. Der hatte Georgieva gefragt, ob sie dort nicht mal ein Konzert als Pony geben wolle. Georgieva besichtigt­e diesen besonderen Raum und dachte direkt daran, dass sich das Schlichte, das Weiße und Minimalist­ische bestens eignet, um darin eine Tanzperfor­mance zu zeigen.

Wie in einer Parallelwe­lt fühle sich sich derzeit, sagt Georgieva, so intensiv und emotional sei die Arbeit am Stück. Ein eigener Kosmos aus Bewegung also. Wer hingeht, könnte mitgerisse­n werden.

Info Die Aufführung ist von Donnerstag bis Samstag, jeweils um 20 Uhr, in der Bergerkirc­he zu sehen.

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FOTO: PRIVAT Die Tänzer der Performanc­e von Daniela Georgieva.

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