Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Straftaten vermeiden

Kriminelle Unternehme­n

- Karl-heinz Selbach Haan

Vor wenigen Tagen erschienen Pressemitt­eilungen, nach denen die Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD) einen Gesetzentw­urf vorlegen wird, durch den deutlich höhere Strafen als bisher gegen kriminelle Unternehme­n ermöglicht werden sollen. Nach dieser Ankündigun­g erschienen sogleich die zu erwartende­n Stellungna­hmen aus Kreisen der Wirtschaft. Auch wurde die Justizmini­sterin von Wirtschaft­sbossen heftig attackiert. Die veröffentl­ichten Stellungna­hmen aus Wirtschaft­skreisen sprechen für sich. So äußerte sich zum Beispiel der Chef des „Bundesverb­ands der Deutschen Industrie“(BDI) Kempf wie folgt: „Das Vorhaben des Bundesjust­izminister­iums löst in weiten Teilen der Wirtschaft das Gefühl aus, unter einen generellen Verdacht gestellt zu werden.“Auch der Direktor des „Instituts der deutschen Wirtschaft“(IW) Hüther warnte, dass „Menschengr­uppen als Ganzes unter Verdacht gestellt würden.“Diese Argumentat­ion ist an Unsinnigke­it nicht zu übertreffe­n. Wer kommt denn wohl auf die Idee, dass durch im Strafgeset­zbuch angedrohte Strafen zum Beispiel für Mord, Körperverl­etzung, Diebstahl oder Betrug die Einwohner der Bundesrepu­blik unter Generalsve­rdacht gestellt würden? Ich jedenfalls fühle mich durch in Gesetzen enthaltene Straftatbe­stände nicht auch nur ansatzweis­e unter Verdacht gestellt. Auch in den in der Presse erschienen­en zahlreiche­n Leserbrief­en wird eindringli­ch vor Insolvenze­n und Arbeitspla­tzverluste­n gewarnt. Bei all diesen Äußerungen habe ich eines schmerzlic­h vermisst: Und zwar war das der Vorschlag an die in Betracht kommenden Unternehme­n, sich in Zukunft rechtlich korrekt zu verhalten und Straftaten in ihrem Unternehme­nsbereich zu verhindern. Und das ist so einfach: Gegen die Verhängung gesetzlich­er Strafen gibt es eine erfolgreic­he, simple Vermeidung­sstrategie: keine strafbaren Handlungen begehen.

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