Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Abschied von der allerschön­sten Bücherei

Die Leiterin der Benrather Bücherei, Christel Mewes, verabschie­det sich bei der Büchernach­t am Samstag in den Ruhestand.

- VON SONJA SCHMITZ

BENRATH Wenn Christel Mewes an ihrem Arbeitspla­tz aus dem Fenster schaut, blickt sie direkt in das gepflegte Grün des Schlosspar­ks. Ein Bild, wie man es von vielen romantisch­en Buchcovern kennt. „Das hier ist die schönste Bücherei überhaupt“, schwärmt sie. Deshalb ist nicht schwer zu erraten, wo sie ihre Mittagspau­se verbringt. Bei einem Spaziergan­g im Park oder auch auf einer Bank. In dieser Woche mischt sich ein bisschen Wehmut in ihre Arbeitstag­e. Denn es sind die letzten, bevor sie in den Ruhestand geht. Der krönende Abschluss ist dann am Samstag die Büchernach­t.

Aber natürlich gibt es für die Zeit danach vieles, auf das sie sich freut. Zum Beispiel auf einen anderen Zugang zu Büchern. „Zum Lesen bin ich gar nicht gekommen“, sagt Christel Mewes. „Wenn man den ganzen Tag Titel und Klappentex­te liest, dann fehlt oft abends die Muße für einen Roman.“Zwar hat sie häufig die unterschie­dlichsten Krimis empfohlen, sie selbst ist aber gar kein Fan dieser Sparte. Lieber liest sie Biografien, Lebensgesc­hichten und über andere Länder und Kulturen. Ihr Lieblingsa­utor ist der Norweger Lars Mytting. Wer ihn kennenlern­en möchte, dem legt sie den Roman „Die Birken wissen’s noch“ans Herz. Eine spannende Geschichte, die auf einem norwegisch­en Berghof beginnt, nach England und Frankreich führt und in der es um Birkenholz geht.

Als Christel Mewes vor 17 Jahren von Haan nach Benrath kam, arbeitete sie noch als Kinder- und Jugendbibl­iothekarin in Teilzeit. Hörbücher kamen gerade erst auf. „Das war bei vielen damals noch verpönt“, erinnert sie sich. Manche dachten, dies sei nur etwas für Menschen, die nicht mehr so gut lesen können. Der Siegeszug des Hörbuchs hat die Zweifler eines Besseren belehrt. Den starken Wandel der Lese- und Hörgewohnh­eiten mitzuerleb­en, das sei schon spannend gewesen, findet Mewes. Den Abschied von den Kassetten hat sie miterlebt ebenso wie den Beginn der großen Nachfrage nach DVDS.

2010 übernahm sie die Leitung der Bücherei und damit auch eine Reihe von Veranstalt­ungen: die Montagspro­sa und die Büchernach­t, die gemeinsam mit dem Benrather Kulturkrei­s organisier­t wird, die Lesungen und Ausstellun­gen. „Die vielen Kontakte werden mir fehlen“, ist sich Christel Mewes sicher. Das gilt ebenso für die Begegnung mit Menschen, zu denen sich im Laufe der Zeit ein näherer Austausch ergeben hat, sagt sie.

Doch Mewes richtet auch ihren Blick nach vorn, auf Neues. „Das ist ja das Spannende an der Situation“, sagt sie. Ab Oktober wird sie für fünf Wochen nach Berlin fahren. Sie möchte die Stadt nicht als Touristin erleben, sondern aus der Perspektiv­e einer Bewohnerin und hat sich ein kleines Apartment gemietet. „Ich bekomme ständig Tipps“, erzählt sie. Ein festes Programm hat sie nicht, weil sie offen für den Moment sein möchte. Auf der Wunschlist­e steht außerdem ein Wanderurla­ub in Norwegen. Und ganz sicher schaut sie in der Benrather Bücherei gelegentli­ch auch einmal vorbei.

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RP-FOTO: SONJA SCHMITZ Christel Mewes verabschie­det sich in dieser Woche von der Benrather Bücherei als Leiterin.

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