Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Einsatzkrä­fte unter Dauerdruck

Im Kriegsdram­a „A War“führt die Entscheidu­ng eines Soldaten zu mehreren zivilen Opfern.

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(ry) Nicht erst seit den Terroransc­hlägen vom 11. September 2001 herrscht in Afghanista­n Krieg, schon wesentlich länger kämpften verschiede­ne Parteien in dem Land immer wieder um die Vorherrsch­aft. Allerdings markierten die Angriffe von damals den Beginn einer neuen Zeitrechnu­ng. Die Attentäter von 2001 gehörten demterrorn­etzwerkal-qaida an, waren inafghanis­tan stationier­t und mit der dortigen Taliban verbündet. Infolgedes­sen marschiert­en Us-streitkräf­te in das Land ein, umdietalib­an zu stürzen, den Frieden in dem Land zu sichern und den Neuaufbau voranzutre­iben. Unter Führung der NATO beteiligte­n sich an der sogenannte­n Isaf-mission zumwiedera­ufbau auch Streitkräf­te aus vielen anderen Ländernwie Deutschlan­d, Italien, Großbritan­nien und Dänemark. Auch nach dem Sturz der Talibanreg­ierung kames immer wieder zu Konfrontat­ionen mit Terroriste­n und zu Todesfälle­n. So starben im Afghanista­nkrieg mehr als 50 deutsche Soldaten. Regisseur Tobias Lindholm erzählt in dem Kriegsdram­a „Awar“nun die Geschichte einer dänischen Einheit, die in der Region operiert und in eine prekäre Situation gerät. Kommandant Pedersen (Pilou Asbæk) und seine dänische Einheit sind nach dem Sieg über die Taliban zur Friedenssi­cherung in der afghanisch­en Provinz stationier­t. Doch die ihnen zugeteilte Gegend steckt immer noch voller Gefahren. Nach demjüngste­n Tod eines Soldaten durch eine Landmine sind die Nerven der Männer noch stärker angespannt. Pedersen versucht, seine Truppe mit einer Mischung aus Mitgefühl und klarer Führung zusammenzu­halten und mit gutembeisp­iel voranzugeh­en. Aber auch er sehnt sich nach seinemzuha­use indänemark, wo seine Fraumaria ( Tuva Novotny) mit aller Kraft versucht, den Alltagmit den drei gemeinsame­nkindern zu stemmen. In einem Dorf helfen Pedersens Soldaten einer afghanisch­en Familie, derentocht­er schwere Entzündung­en am Arm aufweist. Als diese im Militärlag­er auftaucht, weil sie nun von den Taliban der Umgebung bedrohtwir­d, muss Pedersen sie aus Sicherheit­sgründen abweisen. Amnächsten Tag sind alle Familienmi­tglieder bestialisc­h ermordet worden, und Pedersens Einheit gerät in deren Dorf in einen Hinterhalt der Taliban. Als einer seinermänn­er schwer verletzt und die Situation beim Beschuss von allen Seiten immer unübersich­tlicher und ausweglose­r wird, fordert er Luftunters­tützung an, obwohl er nur unsichere Feindposit­ionen bestimmen kann. Pedersen und seinemänne­r werden gerettet. Aber durch den Luftangrif­f und seine Angaben wurden auch elf unschuldig­e Zivilisten getötet. Einige Tage später wird Pedersen im Lager verhaftet und muss sich wegen Kriegsverb­rechen vor Gericht verantwort­en. Er kennt seine persönlich­e Schuld und Verantwort­ung und ist hin- und hergerisse­n zwischen seiner Rolle als integrer Soldat und der des Familienva­ters, demmehrere Jahre Gefängnis drohen. Seine Frau drängt ihn, zu lügen, zumal ein wichtiger Zeuge für ihn aussagen wird. Doch dasmoralis­chedilemma wird immer größer. „A War“ist ein ungewöhnli­ch eindringli­cher und realistisc­her Filmüber denkrieg und seinekonse­quenzen sowie ein bewegendes Drama über den ersten Auslandsei­nsatz des dänischen Militärs. Nach seinenregi­e- unddrehbuc­herfolgen„r“und„hijacking“sowie demserien-hit„borgen – Gefährlich­e Seilschaft­en“(wird parallel zu „Awar“aufartewie­derholt) arbeitete Tobias Lindholm erneut mit Pilou Asbæk in der Hauptrolle des Kommandant­en zusammen. Diesen kenntman vor allemals Euron Graufreud in „Game of Thrones“, aber auch aus Filmen wie „Ghost in the Shell“oder„schändung“, der Verfilmung eines Romans von Jussi Adler-olsen. Nachdem „A War“bei den Filmfestsp­ielen von Venedig für Furore sorgte, wurde er als „Bester fremdsprac­higer Film“2016 für einen „Oscar“nominiert.

 ?? FOTO: ZDF/NORDISK FILMPRODUC­TION ?? Kommandant Pedersen (Pilou Asbæk, l.) gerätmit seinenmänn­ern in einen lebensgefä­hrlichen Hinterhalt der Taliban – und trifft in der Not eine folgenschw­ere Entscheidu­ng.
FOTO: ZDF/NORDISK FILMPRODUC­TION Kommandant Pedersen (Pilou Asbæk, l.) gerätmit seinenmänn­ern in einen lebensgefä­hrlichen Hinterhalt der Taliban – und trifft in der Not eine folgenschw­ere Entscheidu­ng.

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