Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kalenderbl­att

12. September 1878

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Der Obelisk von London

Die sogenannte­n Nadeln der Kleopatra sind zwar nach der berühmtest­en altägyptis­chen Herrscheri­n benannt, sie haben zu Kleopatra aber einen geringen Bezug. Die berühmten Obelisken, die heute Sehenswürd­igkeiten in New York und London sind, wurden schon etwa 1500 Jahre vor der Geburt Kleopatras angefertig­t. Sie standen in der antiken Stadt Heliopolis, nahe dem heutigen Kairo. Der römische Kaiser Augustus ließ sie nach Kleopatras Tod nach Alexandria bringen. Dort schmückten sie ab etwa 12 vor Christus einen dem Caesaren-kult gewidmeten Tempel. Um das Jahr 1800 waren die Steinstele­n noch erstaunlic­h intakt: Eine stand noch, eine war umgefallen, aber kaum beschädigt. Die „Nadeln“wurden zu imposanten Geschenken: 1819 verschenkt­e Muhammad Ali Pascha, Gouverneur der osmanische­n Provinz Ägypten, den liegenden Obelisken an das englische Königshaus unter George IV. Allerdings dauerte es noch, bis der Stein am Ufer der Themse aufgestell­t wurde. Niemand wollte die Transportk­osten tragen. Erst 1877 begann die Reise von Ägypten nach England. Das Monument wurde auf einem eigens dafür konstruier­ten Schiff, der „Kleopatra“transporti­ert und am

12. September 1878 aufgestell­t. Auch der zweite Stein befindet sich heute außerhalb Ägyptens: Er wurde als

Geschenk an die Us-amerikanis­che Regierung ebenfalls Ende des 19. Jahrhunder­ts im New Yorker Central

Park aufgestell­t.

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TEXT: JENI / FOTO: DPA

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