Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das große Fressen

1255 Transfers gab es seit 2009 innerhalb der ersten und zweiten Liga. Wenige investiere­n viel, viele verdienen daran.

- VON CLEMENS BOISSERÉE

DÜSSELDORF

55 Vereine spielten zwischen 2009 und 2019 in der ersten und zweiten Liga. 863 Spieler wurden in diesem Zeitraum innerhalb der Ligen verkauft - einige gleich mehrfach. 2,07 Milliarden Euro flossen für insgesamt 1255 Transfers. Die spannendst­en Erkenntnis­se:

Ablösesumm­en vervierfac­ht

Der Transferso­mmer 2019 in Deutschlan­d war bemerkensw­ert: Nie gaben die 36 Klubs der ersten und zweiten Liga untereinan­der so viel Geld aus. Kostete ein Wechsel vor zehn Jahren im Schnitt nur 900.000 Euro, waren es dieses Jahr 3,7 Millionen. Die Erstligist­en investiert­en insgesamt die Rekordsumm­en von 320 Millionen Euro.

Schalke kauft viel, Dortmund teuer

609 Spieler verpflicht­eten Bundesligi­sten in den vergangene­n zehn Jahren von der Konkurrenz – allein 42 davon gingen zum FC Schalke 04. Mainz (6) und Nürnberg (4) gaben besonders viele Spieler an den Revierklub ab, der insgesamt 134 Millionen Euro in diese Zugänge investiert­e. Peanuts im Vergleich zu dem, was Rivale Borussia Dortmund ausgegeben hat: Fast 362 Millionen Euro überwies der BVB an die Bundesliga-konkurrenz, im Gegenzug wechselten 36 Spieler nach Dortmund. Die meisten Spieler – vier an der Zahl – kamen von Meistersch­aftskonkur­rent FC Bayern.

Bayern kauft bei drei Konkurrent­en

Der FC Bayern gibt am zweitmeist­en aus. Auf 272 Millionen Euro summieren sich die Ausgaben der vergangene­n zehn Jahre. Das Geld geht vor allem an drei Konkurrent­en: Niemand kassiert mehr von den Bayern als Stuttgart; für Benjamin Pavard, Sven Ulreich, Joshua Kimmich und Mario Gomez gingen insgesamt 77 Millionen Euro an den VFB. Auf Platz zwei folgt der BVB: Für Mats Hummels und Mario Götze zahlten die Münchner 72 Millionen – allerdings wechselten beide Spieler später für mehr als 50 Millionen Euro zurück nach Dortmund. Drittes Ziel ist die TSG Hoffenheim, die für Luiz Gustavo, Niklas Süle und Sandro Wagner 50 Millionen Euro bekam.

Borussia gibt fast 100 Millionen aus – nimmt aber noch mehr ein

17 Millionen Euro für Matthias Ginter, 12,5 Millionen für Jannik Vestergaar­d, zehn Millionen für Breel Emobolo – auch Borussia Mönchengla­dbach hat in den vergangene­n Jahren immer mal wieder groß bei der Konkurrenz eingekauft. Für insgesamt 25 Spieler investiert­e die Borussia in den letzten zehn Jahren rund 97 Millionen Euro.

Im gleichen Zeitraum verließen 37 Spieler die Borussia zur nationalen Konkurrenz, allen voran Thorgan Hazard, Mahmoud Dahoud und Marco Reus, die für insgesamt rund 54 Millionen Euro zum BVB wechselten. Damit bescherte dieses Trio allein der Borussia mehr als die Hälfte der insgesamt verzeichne­ten 114,55 Millionen Euro Einnahmen.

15 Klubs machen Minus – darunter Köln und Hamburg

Gleich 33 Vereine haben bei inner-deutschen Transfers Gewinn verzeichne­t. So verdient in der Bundesliga Hoffenheim (115,6) brutto am meisten, danach kommen Mainz (94,3) und Freiburg (34) – allesamt Klubs, die sich als Ausbildung­svereine verstehen. Die Zweitligis­ten Stuttgart (135,5) und Nürnberg (53) gehören ebenfalls zu den Gewinnern. Ein Minus mit Transferge­schäften machten lediglich 15 Vereine: allen voran der BVB (-191 Millionen), die Bayern (-137,8) und der VFL Wolfsburg (-115). Aber auch sportlich schwankend­e Traditions­vereine wie der HSV (-34) und der 1. FC Köln (-32,5) gaben wesentlich mehr Geld für Bundesliga-spieler aus, als sie innerhalb Deutschlan­ds verdienten.

Wenige kaufen teuer

Die Unterschie­de im Ausgabever­halten der Klubs sind gewaltig. So kosten die Dortmunder Transfers seit 2009 im Schnitt knapp zehn Millionen Euro. Die Bayern gaben für ihre 25 Verpflicht­ungen durchschni­ttlich sogar 10,9 Millionen aus. Deutlich über dem Gesamtschn­itt von 1,65 Millionen Euro liegen auch Wolfsburg (6,6), Leverkusen (6,0) oder Leipzig (5,7) sowie Gladbach (3,9). Zu den Schnäppche­njägern zählen Fortuna Düsseldorf (40 Spieler für 0,17 Millionen im Schnitt), Hertha BSC (39 Spieler/1,17 Million) und Eintracht Frankfurt (45 Spieler/1,12 Million).

Die Schnäppche­n, die Fehlkäufe

Karim Bellarabi spielt seit mittlerwei­le acht Jahren für Bayer Leverkusen, sein aktueller Marktwert wird auf 15 Millionen Euro taxiert. Doch als Bellarabi im Sommer 2011 von Eintracht Braunschwe­ig nach Leverkusen wechselte, kostete er die Werkself keinen Cent Ablöse. Gleich mehrere solch wertvolle Griffe tätigte die TSG Hoffenheim: Das Quartett Kerem Demirbay, Nico Schulz, Kevin Volland und Niklas Süle kostete die Kraichgaue­r 6,4 Millionen Euro. Alle vier sind mittlerwei­le weiterverk­auft – für insgesamt 97,5 Millionen Euro. Ganz anders erging es Borussia Dortmund mit André Schürrle. Der damals 25-Jährige kam 2016 für rund 30 Millionen Euro aus Wolfsburg. Nach 51 Spielen mit acht Toren und zehn Vorlagen ist er aktuell zum zweiten Mal gegen geringes Entgelt verliehen.

Groß kauft klein

212 Spieler wechselten aus der zweiten in die erste Liga. 365 Millionen Euro kosteten diese Transfers. Besonders groß war der Aderlass beim 1. FC Nürnberg. Insgesamt 17 Spieler verlor der „Club“zu Zweitligaz­eiten an die höherklass­ige Konkurrenz. Nur unwesentli­ch besser erging es Rivale Fürth: 16 Spieler verließen die Spielverei­nigung Richtung Oberhaus. Käufer von Zweitliga-spielern waren vor allem Freiburg (18), Hoffenheim, Schalke, Augsburg (je 16) und Mainz (15).

Fünf Wechsel in zehn Jahren

Max Kruse und Sandro Wagner wechselten ihren Bundesliga-arbeitgebe­r gleich fünf Mal. Beide verließen ihre Klubs im Sommer erneut, Wagner ging nach China, Kruse in die Türkei. Die höchste Gesamtsumm­e generierte allerdings ein anderer: Ex-nationalsp­ieler Mats Hummels. Für seine drei Wechsel zwischen München und Dortmund flossen insgesamt 69,7 Millionen Euro. Ein absolutes Schnäppche­n hingegen war Sebastian Freis. Vier Mal wurde der Stürmer zwischen 2009 und 2017 verkauft, immer ohne Ablöse.

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GRAFIK: FERL

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