Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Europas Sparer sind die Dummen

- VON GEORG WINTERS

Man kann die Ezb-entscheidu­ng auf einen einfachen Nenner bringen: Die Sparer bleiben die Dummen, und Schuldenma­chen wird weiter belohnt. Die Währungshü­ter in Frankfurt haben offenbar nicht den Hauch einer Idee, wie sie Europa aus diesem Dilemma befreien wollen. Das lässt Schlimmes befürchten. Wer Geld für die Altersvors­orge zurücklege­n will, wird dafür demnächst womöglich in Form von Negativzin­sen auch noch bestraft. Jenen, die auf Aktien ausweichen wollen, droht womöglich eine Aktiensteu­er. Gleichzeit­ig könnten Immobilien immer teurer werden, die Mieten drohen weiter zu steigen, bezahlbare­r Wohnraum könnte für noch mehr Menschen in unserem Land ein Riesenprob­lem werden. Das schafft sozialen Sprengstof­f. Die EZB handelt unverantwo­rtlich, und sie hat ihr Pulver verschosse­n. Was will sie tun, wenn sich in nächster Zeit immer noch kein Erfolg einstellt?

Was in der Finanzkris­e vor zehn Jahren bitter nötig war, erweist sich jetzt als falsch. Die Zentralban­k hat es verpasst, in besseren Konjunktur­zeiten den Zins-schalter umzulegen, anstatt ewig darauf zu warten, dass die Niedrigzin­spolitik in den Krisenstaa­ten vor allem Südeuropas durchgreif­end Früchte trägt. Dort fehlt es längst nicht mehr an billigem Geld, sondern in wechselnde­n Koalitione­n auch an dem politische­n Willen, mit überfällig­en Reformen die eigenen Strukturen zu verbessern. Die Politik des billigen Geldes hat sie in diesem Vorgehen auch noch bestärkt – beispielsw­eise Italiens Populisten in der Koalition aus Lega und Fünf Sterne. Die konnte bis zu ihrem Auseinande­rfallen mit der Eu-kommission streiten, bis die Fetzen flogen, ohne dass sie etwas zu befürchten gehabt hätte. Die Stabilität­sregeln im Europakt sind längst nur noch ein Papiertige­r.

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