Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Laschets zynische Dieseltakt­ik

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Beim Streit um die drohenden Fahrverbot­e in Köln, Düsseldorf, Essen und anderen Nrw-kommunen erleben wir gerade, wie zynisch Politik sein kann – aber auch wie recht sie teilweise hat. Nrw-ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) spielt brutal auf Zeit, um Fahrverbot­e während seiner Amtszeit zu vermeiden. Er lässt damit drohen, gegen die Entscheidu­ng des Oberverwal­tungsgeric­htes in Revision zu gehen. Er betont Fortschrit­te bei der Reduzierun­g der Stickstoff­dioxidwert­e. Er lässt darauf verweisen, jede Entscheidu­ng zu Fahrverbot­en müsse die „Verhältnis­mäßigkeit der Mittel“berücksich­tigen. Das Kalkül ist klar: Weil jedes Jahr Hunderttau­sende alte Dieselauto­s abgemeldet werden, und weil die Städte sich viel Mühe geben, den Verkehr umweltfreu­ndlicher zu organisier­en, löst sich das Problem irgendwann von selbst. Und falls dann wirklich ein Gericht Restriktio­nen durchsetzt, gibt es ja noch eine Notlösung: Die Polizei könnte Fahrverbot­e nur lasch kontrollie­ren. Für Handwerker wird es massenhaft Ausnahmege­nehmigunge­n geben.

Der Witz ist, dass Laschet und auch die Bundesregi­erung den für eine Demokratie einzig logischen Weg gehen: Keine der im Bundestag vertretene­n Parteien will Fahrverbot­e für Millionen Bürger verantwort­en, also sollen sie vermieden werden. Das schnelle Verschrott­en von Millionen Autos wäre nur umweltschä­dlich. Die Nagelprobe für eine ökologisch­e Wende lautet also: Sind Deutschlan­d und NRW bereit, viele Milliarden Euro in den Ausbau des ÖPNV, der Ice-strecken und von Fahrrad-schnellstr­ecken zu stecken? Wer dies fordert und durchsetzt, kann gerne beim Kampf gegen Fahrverbot­e ein bisschen taktieren. Wer aber bei der ökologisch­en Verkehrswe­nde bremst, sollte sich über Niederlage­n vor Gericht nicht ärgern, er hätte sie verdient.

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