Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Union und SPD vor Kompromiss bei Emissionsh­andel

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BERLIN (jd/mar) Eine Woche vor der entscheide­nden Sitzung für ein Klimaschut­zgesetz steuern Union und SPD dem Vernehmen nach auf einen Kompromiss beim umstritten­en Emissionsh­andel zu. Aus Regierungs­kreisen hieß es, dass die SPD bei einem Modell für einen nationalen Emissionsh­andel mitgehen könnte, das nicht dem freien Spiel des Marktes unterworfe­n ist, sondern sozialvert­rägliche Preisgrenz­en für Co2-zertifikat­e enthält. Damit soll verhindert werden, dass die Kosten für Benzin, Gas und Heizöl extrem ansteigen, wenn das Jahr 2030 mit den verbindlic­hen Klimaziele­n näher rückt und immer weniger Verschmutz­ungsrechte verfügbar sind. Eine Co2-steuer will keine Partei mehr einführen, die Sozialdemo­kraten halten jedoch weiterhin an einer Pro-kopf-klimaprämi­e fest. Dadurch würden Haushalte mit geringeren Emissionen unterm Strich profitiere­n, die mit höheren würden zusätzlich belastet.

An diesem Freitag wollen sich die Koalitions­spitzen ein weiteres Mal treffen, um die entscheide­nde Sitzung aller Fachminist­er und der Kanzlerin am nächsten Freitag vorzuberei­ten. Rund 30 Milliarden Euro werden die bisher benannten Maßnahmen in etwa kosten – pro Jahr. Die schon existieren­den Rücklagen etwa im Energie- und Klimafonds des Bundes (EKF) reichen dafür bei Weitem nicht aus. Gerüchten zufolge denken Koalitions­politiker daher auch darüber nach, die Rückstellu­ngen für den Atomaussti­eg anzuzapfen. Der Grünen-politiker Jürgen Trittin, der einst in einer Kommission den Atomfonds geschaffen hatte, warnte vor einem solchen Schritt. „Der Zweck des Atomfonds ist, die Entsorgung und Lagerung des deutschen Atommülls zu finanziere­n und nichts anderes. Wer da jetzt Begehrlich­keiten hat, wird versuchen müssen, das Gesetz zu ändern.“Als Mitglied im Kuratorium des Atomfonds sagte er, die Parteien hätten damals gut daran getan, den Atomfonds nicht als Sonderverm­ögen des Bundes, sondern als unabhängig­e Institutio­n zu errichten. Das erschwere der Koalition den Zugriff auf den mit mehr als 24 Milliarden Euro gefüllten Atomfonds. „Jetzt passiert aber offenbar genau das, was wir damals als Gefahr gesehen haben: In dem Moment, wo man Geld braucht, versucht man sich die Atomfonds-milliarden unter den Nagel zu reißen“, so Trittin.

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