Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Einen auf die Nuss

Walnüsse sind ein Superfood. Bis zur heimischen Ernte dauert es noch wenige Wochen. Nach dem Sammeln kommt die eigentlich­e Arbeit.

- VON MARTINA STÖCKER

Wenn Johanna Partz durch ihren Nussgarten in Leverkusen-engstenber­g geht, dann dankt sie immer der Weitsicht ihrer Eltern. Denn der Vater pflanzte schon nach dem Krieg die ersten Walnussbäu­me. Obwohl die Walnuss im Rheinland gut wächst, wurde sie lange im Anbau vernachläs­sigt. „Man muss sehr lange auf den Ertrag warten“, sagt sie. „Es heißt: Die erste Generation pflanzt, die zweite pflegt, die dritte erntet.“Zehn bis 15 Jahre dauere es, bis der Ertrag über ein bis zwei Kilo pro Baum hinausgehe. Erst nach 20 oder sogar 30 Jahren erreicht der Baum seine volle Kraft. Dann fallen bis zu 50 bis 60 Kilo ab.

Und das im wahrsten Sinne, denn Walnüsse werden selten gepflückt, sondern gesammelt. Herbstlich­es Wetter ist für die Ernte unerlässli­ch. „Der Regen lässt die grüne Schale aufplatzen, diese fällt herunter, und dann hängt die Nuss quasi am seidenen Faden“, erklärt Partz. Der Wind weht schließlic­h die Nüsse herab. Sammler brauchen demnach etwas Geduld. Man sollte auf keinen Fall mit Stöcken auf die Bäume schlagen, damit die Früchte herunterfa­llen, oder in den Bäumen herumklett­ern. Das könne die Bäume verletzen, sagt die Expertin. In ihrem Nussgarten setzt sie auch keine Rüttelmasc­hinen ein – die Nüsse fallen, wenn sie fallen. In diesem Jahr wird es mit der Ernte sicherlich noch zwei Wochen dauern, zurzeit werden noch Haselnüsse gesammelt.

Rund 250 Walnuss-bäume von rund einem Dutzend unterschie­dlicher Sorten stehen in dem

Garten. Darunter

sind besondere Sorten wie die rote Donaunuss mit einem roten Kern oder Nüsse so groß wie Hühner-eier. Johanna Partz mag die ungarische­n Sorten am liebsten, wie die Milotai 10, weil sie gut aus der Schale fallen. „Das Knacken darf nicht zu mühsam sein, damit sich der Kern unbeschade­t herauslöse­n lässt.“Besucher und Selbstpflü­cker sind willkommen, sollen sich aber zuvor unbedingt anmelden. Die Nüsse kosten je nach Größe und Sorte zwischen sechs und zwölf Euro das Kilo, die Donaunuss wird pro 100 Gramm verkauft, weil sie so besonders ist. „Aber das ist eine tolle Konditorwa­re oder ein Hingucker als Honignuss auf Ziegenkäse.“

Walnüsse sind Superfood. „Sie ersetzen einen ganzen Pillenkoff­er“, sagt Johanna Partz. Gut fürs Herz, die Gefäße und als Schutz vor Diabetes und Krebs. Sie schmecken pur, süß im Kuchen oder pikant im Salat oder Dip. Der Name bedeutet ursprüngli­ch „welsch“– also von den Romanen her kommende, da die Nuss über Frankreich oder Italien nach Deutschlan­d kam.

Die Walnüsse sind nicht nur Alleskönne­r, man kann von ihnen auch alles verwenden: Die grüne Schale eignet sich zum Färben, die harte Schale zum Verbrennen oder klein gerieben als Peeling

– und die frühen grünen Nüsse lassen sich in Alkohol oder Essig einlegen. Der Kern lässt sich auch zu Öl pressen, Johanna Partz arbeitet mit der Ölmühle Vanikumer Lindenhof in Rommerskir­chen zusammen. Dort können auch Privatleut­e ihre Nusskerne zu Öl pressen lassen.

Viel Arbeit kommt aber erst nach der Ernte auf Nuss-sammler zu. Denn die Früchte müssen trocknen und dafür am besten an der Luft bewegt werden und ein wenig Sonne mitkriegen. Das braucht Zeit. „Bekommen sie zum Beispiel bei der maschinell­en Trocknung zu viel Hitze ab, verändert sich die Fettstrukt­ur – und der Geschmack“, sagt Partz. Walnüsse für den Winter sollte man trocken, kühl und dunkel lagern, auf den Tisch gehört immer nur die Portion, die in einer Woche gegessen wird. Und noch ein Tipp: „Die Geknackten sind immer sofort gegessen“, sagt Partz. „Die werden nie alt.“

Rezept für Muhammara-dip Zutaten 250 g geröstete rote Paprika, 250 g leicht geröstete Walnüsse, 100 g Schalotten, 1 Tl Zitronensa­ft, 1/2 Tl gemahlenen Kreuzkümme­l, 2 Tl Granatapfe­lmelasse (z.b. aus dem türkischen Lebensmitt­elhandel), 60 ml Olivenöl,4 Tl Semmelbrös­el, Salz

Zubereitun­g

Alle Zutaten in einen Mixer geben, pürieren, dann die Semmelbrös­el hinzugeben. Je nach gewünschte­r Konsistenz mehr Brösel oder Öl hinzugeben. Abschmecke­n und mit Brot servieren.

Info Der Nussgarten, Im Kirberg 27, 51377 Leverkusen-engstenber­g. Anmeldung einige Tage vorher unter johannapar­tz@haus-nussgarten.de

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Die rote Donaunuss ist dank ihrer Farbe eine Besonderhe­it.
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Durch Regen muss die grüne Schale aufplatzen.

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