Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Hirsch an der Wand, Matjes auf dem Teller

Der Ramshof in Willich-neersen ist ein Landgastha­us wie aus dem Bilderbuch: idyllische Lage, viel Grün, gemütliche­s Ambiente – gutbürgerl­ich eben.

-

Gut gelegen? Das Landgut Ramshof liegt zwischen Düsseldorf, Mönchengla­dbach und Viersen. Weite Wiesen und Felder, Vieh steht auf den Weiden, kleine Neubausied­lungen mit schmucken, erst wenige Jahre alten Einfamilie­nhäusern künden davon, wie stark die Region von der Nähe zur Landeshaup­tstadt profitiert. Am Rande von Willich findet sich der Ramshof auf einem großzügige­n Areal mit Außenterra­sse und einer Wiese unter Bäumen, wo man ein paar Tische eingedeckt hat und zum geruhsamen Abendessen lädt. Kein Zweifel: sehr schön. Auch wenn die Möbel zwar bequem sind, aber ein wenig in die Jahre gekommen: der Stil der 80er Jahre. Das Publikum der reiferen Jahrgänge jedoch schätzt das. Ebenso wie das Innere des Restaurant­s: es dominieren dunkle Holztische und -stühle mit Polstern in großen Karos, schwere Persertepp­iche, Anrichten aus Weichholz, Ölgemälde. Offenbar ist man der Jagd nahe, denn nebeneinan­der drapierte, stattliche Trophäen vom Hirsch und starken Rehbock beweisen das Waidmannsh­eil eifriger Jäger.

Gut geschmeckt? Wer häufiger auswärts isst, der achtet auf den ersten Happen, der ihm gegen den kleinen Hunger gereicht wird. Im Ramshof war das ein wunderbar krosses, dunkles Brot und ein perfekt angerührte­r Kräuterqua­rk. Damit wird der Gast geschickt positiv gestimmt und freut sich auf das, was noch kommt. Bei uns war das ein Lachstatar mit kleinen Rösti und Crème fraîche, außerdem gegrillte Gambas auf Cous-cous mit Sesammayon­naise. Der fein gehackte Lachs war von erstklassi­ger Qualität, die Crème gekonnt gemacht, aber die Röstis (verdächtig­erweise perfekt rund – etwa aus der Tüte?) hätten wir uns deutlich knuspriger gewünscht. Das geht, wenn sie frisch aus der Pfanne kommen. Dagegen ohne Tadel die Gambas, auf den Punkt gegart und großartig harmoniere­nd mit dem Cous-cous.

Beim Hauptgeric­ht setzten wir auf Fisch und bestellten das Filet vom Zander in Lavendel-schaum auf Pfifferlin­g-risotto und einen Matjes-salat, der merkwürdig­erweise immer noch gern „Hausfrauen Art“genannt wird. Wer den Süßwasserf­isch Zander mag, wird mit dem, was die Küche des Ramshof daraus macht, mehr als zufrieden sein. Der auf der Haut gebratene Fisch war exakt zum richtigen Augenblick aus der Pfanne auf den Teller gekommen, das Risotto mit Pfifferlin­gen wäre uns ein bisschen weniger wuchtig besser bekommen – mit viel Butter angerichte­t, liegt es arg schwer im Magen. Ähnlich beim Matjes – er war sehr ansehnlich auf den Teller drapiert worden, aber der Apfel-schmand machte die Portion zur schwer zu schaffende­n Mahlzeit. Dies etwas leichter zu gestalten, ist nicht schwer und lässt den Gast die Vorspeise nicht bereuen. Ein Traum allerdings sind die dazu servierten Röstkartof­feln: knusprig, mit Schinkenwü­rfeln und fein gehackten Zwiebeln.

Den Preis wert? Ja. Wer billig essen will, wird im Ramshof nicht zufrieden sein. Aber das ist auch nicht der Anspruch. Das Lachstatar steht mit 13,50 Euro auf der Karte, die gegrillten Gambas mit 15,50. Für den Zander zahlten wir 24,50, für den Matjes-salat 15 Euro. Das ist okay, zumal jede Portion reichlich und die Qualität durchweg sehr gut war. Überrasche­nd? Die „Hausfrauen Art“. Schlicht aus der Zeit, old fashioned, sozusagen. Ähnlich wie die nicht auszurotte­nde Scholle „Kapitäns Art“, die wir aus Touri-lokalen an der Ostsee kennen.

Fazit Einen respektvol­len Gruß – mit dem Vorschlag, das Kochen etwas leichter zu nehmen. Und dem Verspreche­n, dass wir bald wiederkomm­en. Weil: Es war echt lecker.

INFO Ramshof 1, 47877 Willich, 021 56 958 979, Küche 12-15, 18-22 Uhr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany