Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
„Man soll aufhören, wenn es zu Ende ist“
HEIKO UND ROMAN LOCHMANN Die Zwillinge Heiko und Roman Lochmann – bekannt als „Die Lochis“– beenden ihre Karriere und brechen damit Tausende Teenie-herzen. Beim Redaktionsbesuch sprechen sie über ihre Zukunftspläne.
DÜSSELDORF Ende September gehen die Lochis auf große Abschiedstour, im Oktober veröffentlichen sie ihre Autobiografie, und am heutigen Freitag erscheint ihr neues Album „Kapitel X“. Vorminterview warten Heiko und Roman Lochmann in der Lobby der Redaktion. „Ihr habt es ja cool hier“, sagt Heiko. Gleich müssen sie noch zu einem Termin nach Köln, vorher gibt es aber Kaffee im Konferenzraum. Roman will Milch dazu, aber die Flasche ist mit einem Kronkorken verschlossen. „Komm, gib her“, sagt sein Zwillingsbruder. Heiko knackt die Flasche mit seinem Feuerzeug. „Okay, wir sind ready.“
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, oder?
HEIKO LOCHMANN Das ist nicht der Grund. Man soll aufhören, wenn es zu Ende ist.
ROMAN LOCHMANN Aufhören, wenn es sich richtig anfühlt. Wir verändern uns, und deswegen beenden wir die Ära der Lochis. Es war eine richtig schöne Zeit, und die soll jetzt genau da bleiben, wo sie ist. Man muss loslassen, um weitergehen zu können.
Also war die Idee, die Lochis bleiben Kind, Heiko und Roman werden erwachsen?
ROMANDAS war keine Idee, sondern schon immer die logische Konsequenz. Wir wollen mit Mitte 20 nicht mehr als die Lochis auf der Bühne stehen. Wir haben gemerkt, dass uns dieses Projekt Grenzen setzt, die wir durchbrechen müssen und wollen. Und da sagen wir unseren Fans lieber die Wahrheit, statt irgendeine inszenierte Imagekampagne zu starten. Das wären nicht wir.
Ihr habt das Ende im Mai per Video verkündet. Wie hat sich das angefühlt?
HEIKO Komisch, aber auch sehr befreiend. In den Wochen danach waren wir plötzlich überall Thema. Als ich einen Tag später bei uns in Darmstadt in der Tankstelle stand, war mein Gesicht auf der Titelseite der Lokalzeitung. Der Bäcker hat mich angesprochen, sogar in New York kamen Leute auf mich zu. Das war schon krass.
Wie fielen die Reaktionen aus? ROMAN Wir wussten überhaupt nicht, was da an Feedback zurückkommt und konnten das Null einschätzen. Für viele war das natürlich ein Schock und kam völlig unerwartet. Aber der Großteil konnte es nachvollziehen und wir haben sehr viel Zuspruch und Anerkennung bekommen. Das war für uns eine enorme Bestätigung, machte uns Mut für alles, was kommt.
HEIKO An dem Tag, als das Video rausging, haben wir gerade für unseren neuen Kinofilm gedreht. Da konnten wir gar nicht alles online checken. Wir waren richtig im Tunnelblick und haben unsere Social-media-aktivitäten erstmal etwas runtergefahren.
Wurde euch das ganze öffentliche Leben nicht irgendwann zu viel? HEIKO Wir sind Rampensäue, das ist klar. Es gibt kein besseres Gefühl, als ein Konzert zu spielen. Diese geile Symbiose, wenn man die Musik mit dem Publikum teilen kann, das bekommt man sonst nirgendwo. ROMANDAS Ende der Lochis ist keine Flucht. HEIKO Lass mich mal kurz zu Ende machen. Auch hinter der Kamera machen wir richtig viel, seit zwei Jahren haben wir eine Agentur und geben unsere gesammelten Erfahrungen an junge Künstler weiter. Es wird also nie langweilig werden.
Das heißt, ihr habt keinen Plan, was nach den Lochis kommt? ROMAN Wir haben Pläne, Träume und Ziele. Wir planen die nächsten Jahre nicht akribisch, und das ist auch der Sinn. Heiko hat letztens so schön gesagt, man will auch kein Kapitel durchlesen, wenn man weiß, wie es endet. Die Zukunft wird super spannend, und was wir sagen können: Wir werden immer Musik machen.
Erinnert ihr euch noch an euer erstes Video?
HEIKO Das war eine Parodie auf ein Lied von Bruno Mars, der ToastBrot-song. Wir haben das 2011 bei uns im Dorf gedreht. Gibt es heute noch auf Youtube. Am Anfang hatte das nur ein paar Aufrufe. Wir dachten nie, dass irgendwas, was wir machen, durch die Decke geht.
Was haben eure Eltern gesagt, als die Sache dann doch größer wurde? ROMAN Die hätten das natürlich einfach verbieten können (lacht). HEIKOHABEN sie aber nicht. Klar, als wir jünger waren, haben sie aufgepasst, was wir da genau im Internet treiben, aber die standen immer hinter uns und haben uns alle Freiheiten gewährt, die wir gebraucht haben.
Auf was musstet ihr verzichten in eurer Jugend?
ROMAN Auf den Abiball zum Beispiel. Da hatten wir ein Konzert. Aber das ist okay so, dafür hatten wir viele Privilegien, die andere nicht hatten. Wir bereuen nichts.
Am 28. September spielt ihr euer letztes Konzert. Wie sehen die Tage danach aus?
HEIKO Social-media-detox. Auf jeden Fall das Handy für ein paar Wochen weglegen, da habe ich richtig Lust drauf. Aber ob das klappt? ROMAN Und definitiv Urlaub. Mit unserer Familie.