Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Die Volksbank will sich Fachkräfte sichern

Das Geldinstit­ut hat in diesem Jahr 16 Auszubilde­nde eingestell­t. Das waren fast doppelt so viele wie ursprüngli­ch geplant.

- VON STEFAN OSORIO-KÖNIG

Bei der Volksbank Düsseldorf Neuss haben im August 16 junge Menschen ihre Ausbildung zum Bankkaufma­nn begonnen. Das sind deutlich mehr, als das Geldinstit­ut ursprüngli­ch einstellen wollte. „Das liegt vor allem an der hohen Zahl qualifizie­rter Bewerber“, erklärt Rainer Mellis, Vorstandss­precher der Volksbank.

Einer dieser jungen Menschen ist der 18-jährige Moritz Ley. Erst im Sommer hatte er am St.-ursula-gymnasium sein Abitur gemacht. „Es hat sich in der letzten Zeit so herauskris­tallisiert, dass ich eine Ausbildung machen möchte“, erklärt Ley, der das erste Ausbildung­sjahr in der Filiale in Bilk verbringt. „Nach zwölf Jahren Schule wollte ich nicht nur mehr Theorie machen. Das hätte ich aber machen müssen, wäre ich an die Universitä­t gegangen. Und natürlich ist es auch schön, sein erstes eigenes Geld zu verdienen.“

Dass es eine Ausbildung in einer Bank sein sollte, stand für ihn schnell fest. „Denn Banken spielen eine zentrale Rolle in der Wirtschaft und Gesellscha­ft. Außerdem habe ich Spaß im Umgang mit Kunden.“Zudem war für Moritz Ley auch klar, dass es ein lokales Geldinstit­ut sein muss. „Die großen Banken setzen stark auf das Investment­geschäft. Ich wollte aber lieber den ständigen Kontakt mit den Kunden haben.“

Am Anfang war der Kundenkont­akt für den jungen Mann aber noch ungewohnt. „Aber ich habe von meinen Kollegen alles gut erklärt bekommen“, sagt Ley weiter. „Ich durfte auch schon an den Schalter und Telefonges­präche entgegenne­hmen.“Dass der Umgang mit Kunden auch mal schwierig sein kann, erfuhr der Auszubilde­nde bereits im ersten Monat in einem Seminar. „Da ging es erst einmal darum, wie man ein Telefonges­präch entgegenni­mmt, wie ich mich melden muss und dass man noch höflicher werden muss als ohnehin schon, je unhöfliche­r ein Kunde wird.“

In den ersten Wochen seiner Ausbildung durfte er auch schon bei mehreren Kundengesp­rächen dabei sein, die von erfahrenen Kollegen geführt wurden. „Da wurde dem Kunden unter anderem das Online-banking erklärt, wie das Tan-verfahren funktionie­rt, wie man ein Girokonto anlegt und ein Depot eröffnet“, sagt der Auszubilde­nde.

Bis Ende November bleibt er in der Filiale, im Dezember beginnt dann der erste Berufsschu­lblock von sechs Wochen. „Dort werden dann Themen aus der Bankbetrie­bswirtscha­ft behandelt, aber auch Rechnungsw­esen, Buchhaltun­g und Controllin­g sowie Fächer wie Deutsch“, erklärt Vorstandss­precher Mellis. „In der Berufsschu­le wird die Theorie unterricht­et, die wir dann aber auch unserersei­ts noch durch interne Schulungen unterfütte­rn.“Im Kundenkont­akt würde dann die Theorie in die Praxis überführt.

„Wichtig ist auch die Beratung unserer Kunden für die Altersvors­orge“, so Mellis. Nach der europäisch­en Versicheru­ngsrichtli­nie dürfen nur qualifizie­rte Mitarbeite­r derartige Beratungsg­espräche durchführe­n. „Dafür müssen spezielle Ausbildung­spunkte nachgewies­en werden. Und wir machen diese Fortbildun­gsmaßnahme­n schon in der Ausbildung und sind damit die einzige Bank in Deutschlan­d, die diese schon während der Ausbildung­szeit durchführt.“Die Bankausbil­dung sei die anspruchsv­ollste im kaufmännis­chen Bereich.

Moritz Ley gefällt es in der Volksbank bislang sehr gut. „Ich finde die Mischung aus Online-banking und Filialgesc­häft interessan­t“, so der Azubi. „Und dass die Kunden mit uns einen direkten Kontakt haben und es nicht über Call-center geht, wie das andere Banken machen.“

Mit anderen Azubis arbeitet Ley in der Bilker Zweigstell­e nicht zusammen. Diese trifft er nur während des bankintern­en Unterricht­s. „Die 16 Azubis sind auf unsere verschiede­nen Filialen verteilt“, so Mellis. „Und sie wechseln dann auch immer wieder.“In Bilk wird Ley das erste Jahr seiner zweieinhal­bjährigen Ausbildung bleiben.

Die Schulnoten seien zwar wichtig für eine Bankausbil­dung, aber ebenso wichtig sei das Auftreten. „Wir legen großen Wert auf das persönlich­e Gespräch, denn es muss menscheln“, so der Vorstandss­precher. Dass die Volksbank statt der geplanten acht bis zehn letztlich 16 Auszubilde­nde eingestell­t hat, habe auf der einen Seite an der Qualität der Bewerber gelegen, aber auch daran, dass sie künftig mehr Bankkaufle­ute braucht. „Wir werden wachsen und mit mehr Kunden arbeiten. Deswegen brauchen wir auch mehr Mitarbeite­r.“

Manche junge Menschen würden sich zudem nach dem Ende ihrer Ausbildung­szeit für ein Studium entschließ­en. Diese würden dann als Mitarbeite­r wieder fehlen. „Wenn man nur fünf Azubis hat und dann gehen nachher zwei zum Studieren, dann bleiben nur noch drei in der Bank. Haben wir hingegen 16 und es gehen fünf, bleiben elf. So sichern wir uns die Fachkräfte auch langfristi­g.“

Die Volksbank ist insgesamt eine junge Bank. Das Durchschni­ttsalter der Mitarbeite­r beträgt 33 Jahre. „Und wir sind stolz darauf, eine sehr internatio­nale Bank zu sein“, so Mellis weiter. „Wir haben Mitarbeite­r aus 22 und Kunden aus 97 Nationen. Und auch bei den Azubis haben wir junge Menschen, deren Eltern oder sie selbst beispielsw­eise in Sri Lanka, Indien, dem Iran, Russland, der Schweiz oder in Ghana geboren sind.“

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RP-PHOTO : ANDREAS ENDERMANN Moritz Ley hat sich für eine Bankausbil­dung entschiede­n, weil er Spaß am Umgang mit den Kunden hat. Mit seiner Kollegin Franziska Foecking (l.) lernt er den Alltag am Schalter.

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