Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
„Tippi“hat die Fortuna nicht vergessen
Hans-dieter Tippenhauer ist der erfolgreichste Trainer, den die Düsseldorfer in ihrer Vereinsgeschichte jemals hatten – auch wenn seine Amtszeit nicht besonders lang war. Die sieben Tore 1978 gegen die Bayern hat er noch vor Augen.
Letztens war Hans-dieter Tippenhauer wieder einmal in Düsseldorf. „Hans-dieter dürfen nur meine Mutter und meine Volksschullehrerin sagen“, meint der ehemalige Fortuna-trainer. Und obwohl weder seine Mutter noch seine Volksschullehrerin zu den Autoren der Fortuna-chronik zum 100-jährigen Bestehen zählten, steht der ehemalige Erfolgstrainer mit vollem Namen in den Annalen.
„Tippi“, wie ihn Freunde nennen, hat Spuren in der 124-jährigen Geschichte der Fortuna hinterlassen. Er war zwar nur eineinhalb Jahre lang Taktgeber auf dem Trainingsplatz, und dennoch ist er der erfolgreichste Coach, den die Kicker vom Flinger Broich je hatten. Unter seiner Regie gelang der Pokalsieg 1979 und der Einzug ins Europapokalfinale der Pokalsieger im selben Jahr. „Das war eine aufregende Zeit. Nicht nur wegen der beiden Endspiele im Mai und Juni, sondern weil in den Wochen auch mein Sohn Uli geboren wurde“, berichtet Tippenhauer.
Nicht nur deshalb erinnert sich der inzwischen 76-jährige gebürtige Ostpreuße gerne an seine kurze berufliche Episode in der Landeshauptstadt. „Wir haben die Bayern aus dem Rheinstadion mit 7:1 nach Hause geschickt. Und sie waren mit all ihren damaligen Stars aufgelaufen und auf der Bank saß mein ehemaliger Cheftrainer Gyula Lóránt“, sagt Tippenhauer. „Das sind Erinnerungen, die vergisst man nicht. Ich habe noch die Entstehung der einzelnen Tore vor Augen.“Bis heute gehört die „Klatsche“zu den höchsten Niederlagen, die die Münchner je haben einstecken müssen. „Ich habe Benno Beiroth schon gesagt, dass ich gerne im Stadion wäre, wenn die Bayern am 2. November in Düsseldorf spielen. Vielleicht kriegen sie ja wieder sieben Stück“, sagt Tippenhauer lächelnd. Benno Beiroth war zu Tippenhauers Düsseldorf-engagement Fortunas Liga-obmann.
Die Fortuna war Tippenhauers erste Station als Cheftrainer. Als Assistent hatte er Erfahrungen bei Eintracht Frankfurt und bei der Fortuna unter Dietrich Weise gesammelt. Tippenhauer war 35, als er Weise „beerbte“. Nach der Spielzeit war er der erste deutsche Trainer, der in seiner Premierensaison auf Anhieb ein Europapokal-finale erreicht hatte. Damit überflügelte er Trainerlegenden wie Hennes Weisweiler und Udo Lattek. Zum Triumph gegen den FC Barcelona reichte es trotz vieler Griffe in die Taktik- und Motivationskiste nicht. Am Ende, nach dem 3:4 nach Verlängerung, hatten die Katalanen den Europapokal der Pokalsieger 1979 nach Barcelona mitnehmen dürfen. Das schüttelte die Tippenhauer-truppe aber ab und krönte sich wenige Wochen später mit einem 1:0 über Hertha BSC zum nationalen Pokalsieger.
Trotz der Erfolge wurde die „Ehe“der Fortuna mit Tippenhauer in der folgenden Saison geschieden. „Ich hatte andere Vorstellungen als die entscheidenden Leute bei der Fortuna. Heute spricht man nicht mehr darüber“, verrät Tippenhauer. Sowieso dauerte seine Karriere als Bundesligatrainer nicht lange. Er führte Arminia Bielefeld und Bayer 05 Uerdingen ins Oberhaus und war kurz bei Borussia Dortmund tätig. Das war‘s. „Ich hatte BWL und Sport studiert und andere Möglichkeiten“, sagt Tippenhauer. „Ich habe mit meiner Frau gesprochen und wir haben uns gemeinsam für ein anderes Leben entschieden.“So war er zum Beispiel Inhaber einer Werbeagentur.
Und doch hat ihn die Fortuna nie ganz losgelassen. „Selbstverständlich verfolge ich den Weg der Fortuna. Ich fand es sensationell, was Friedhelm Funkel beim 3:3 gegen die Bayern taktisch gemacht hat.“Und auch bei seinen höheren akademischen Weihen spielte die Fortuna eine Rolle. Bei seiner Doktorarbeit 2010 („Der wahrgenommene Einfluss von Führungsspielern in der Fußball-bundesliga“) gab die Fortuna die Initialzündung. So steht im Vorwort der Dissertation: „Die Führungsspieler wurden von mir häufig in meine Planungen einbezogen und ihr Status und ihre Beziehungen innerhalb des Teams wurden zur Basis des Erfolgs.“