Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das Klima braucht einen großen Wurf

- VON EVA QUADBECK

In Zeiten, als das politische Modell der großen Koalition noch nicht in Verruf war, galt sie als Regierungs­bündnis, das Großes vollbringe­n kann. Blickt man auf die weltweite Finanzkris­e zurück, dann muss man der damaligen ersten großen Koalition unter Angela Merkel attestiere­n, dass sie das Land tatsächlic­h souverän durch diese schwierige Zeit gesteuert hat. In dieser Woche wird sich entscheide­n, ob Union und SPD noch einmal die Kraft für einen großen Wurf haben.

Es bedarf einer echten nationalen Klimawende – im besten Fall mit internatio­naler Signalwirk­ung. Zwei wichtige Kriterien müssen die Weichenste­llungen der Regierung erfüllen: Die Klimapolit­ik darf nicht wieder in das alte Muster verfallen, wonach gilt: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Nach jahrelange­r Umweltpoli­tik, die mehr Lippenbeke­nntnis als Gestaltung war, müssen nun Maßnahmen beschlosse­n werden, die Wirkung zeigen. Zugleich aber, und das ist das zweite Kriterium, dürfen Bürger und Wirtschaft nicht überforder­t werden.

Es ist vertretbar, einen Preis für CO2 auszuloten und emissionsa­rme Mobilität finanziell zu fördern. Doch anders als bei der Strompolit­ik muss diese Klimawende vernünftig gesteuert werden. Einfach nur die Preise steigen zu lassen und dabei kein Gramm CO2 einzuspare­n, das können wir uns nicht mehr leisten. Nicht nur der Energiever­brauch muss effizient werden, die Energiepol­itik muss es auch sein.

Wir müssen umdenken und uns umstellen. Allerdings sollte man auch nicht in Klimahyste­rie verfallen. Wenn vor der Automobila­usstellung IAA in Frankfurt Schilder mit „Hass“hochgehalt­en werden, dann zeugt das von Dummheit. Der skandalges­chüttelten Autoindust­rie ist viel Fehlverhal­ten anzukreide­n. Die Klimawende wird aber nicht ohne sie gelingen, sondern nur mit ihr. BERICHT DEBATTE UM KLIMA-MILLIARDEN . . ., TITELSEITE

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