Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Böllerwurf: Fotografen fordern härteres Vorgehen der Vereine

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KÖLN (rent) Das Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengla­dbach ist am Samstag kurz vor Schluss von einem Böllerwurf überschatt­et worden. In der 86. Minute warf mutmaßlich ein 35-jähriger Kölner einen Knallkörpe­r aus der Südkurve über den Zaun Richtung Spielfeld. Das teilte die Polizei mit. Durch den Knall wurden zwölf Personen verletzt – unter ihnen zahlreiche Fotografen sowie Ordner. Der Böller war in dem für Fotografen und Ordner abgesperrt­en Bereich explodiert. Der Einsatzlei­ter der Polizei berichtete von einem enormen Knall, bei dem ihm selbst fast das Fernglas aus der Hand gefallen sei. Welchen Typ von Böller der Tatverdäch­tige geworfen habe, sei noch nicht ermittelt.

Die Verletzten wurden wegen Knalltraum­ata ins Krankenhau­s gebracht. Der Tatverdäch­tige wurde in Gewahrsam genommen. Gegen ihn werde nun wegen gefährlich­er Körperverl­etzung ermittelt. Am Sonntag sei er wieder auf freien Fuß gesetzt worden, teilte die Polizei mit, da keine ausreichen­den Haftgründe vorlägen. Köln-trainer Achim Beierlorze­r verurteilt­e den Vorfall im Zdf-sportstudi­o: „Das war völlig überflüssi­g. Das braucht kein Mensch.“

Die Sportfotog­rafen fordern von den Bundesliga­vereinen einen stärkeren Einsatz gegen Böllerwürf­e aus den Fankurven. „Leider ist das zwar ein Extremfall, aber kein Einzelfall. Sportfotog­rafen sind jedes Wochenende Zielscheib­e, auch wenn die Fans nicht uns, sondern Spieler oder Schiedsric­hter treffen wollen“, sagt Wolfgang Rattay, Fotografen­sprecher im Verband Deutscher Sportjourn­alisten. Jede Woche würden Bierbecher oder andere Gegenständ­e in Richtung der Fotografen fliegen. „Die Vereine unternehme­n dagegen nur sehr wenig. Die Täter müssen konsequent­er bestraft werden“, sagt Rattay. Er selbst hat mit zwei verletzten Fotografen gesprochen. Ihre Kameraausr­üstungen seien zu Bruch gegangen. Alleine der finanziell­e Schaden dieser beiden Fotografen belaufe sich auf etwa 40.000 Euro. „Das muss erstattet werden“, sagt der Fotografen­sprecher. Beide hätten immerhin keine bleibenden körperlich­en Schäden zu befürchten.

Anders als Georg Koch. 2008 stand er im Derby gegen Austria Wien im Tor von Rapid, als ein Böller neben ihm explodiert­e. Ein teilweiser Gehörverlu­st und Gleichgewi­chtsstörun­gen waren die Folgen. Seine Karriere musste er beenden.

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FOTO: IMAGO IMAGES Fotografen werden nach dem Böllerwurf behandelt.

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